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Steilpass
Der 1. FC Nürnberg des Würzburger Amateurfußballs: Julian Porzelt über die Achterbahnfahrt in Veitshöchheim
Der Offensivspieler des SV Veitshöchheim spricht über Klischees aus dem Amateurfußball und berichtet von einem Sprintduell mit Kumpel Steffen Krautschneider.
Julian Porzelt (links) vom SV Veitshöchheim erklärt im Steilpass-Interview, warum er sein ganzes Leben bei seinem Heimatverein blieb.
Foto: Axel Dresbach | Julian Porzelt (links) vom SV Veitshöchheim erklärt im Steilpass-Interview, warum er sein ganzes Leben bei seinem Heimatverein blieb.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:31 Uhr

Aus der Bayernliga in die Kreisklasse: Auch diese Verbindungen gibt es bei unserer Steilpass-Serie. Der ehemalige Würzburger und Schweinfurter Steffen Krautschneider hat den Ball zu seinem Jugendfreund Julian Porzelt vom SV Veitshöchheim gespielt, der Klischees aus dem Amateurfußball bestätigt oder widerlegen kann. Der 30-Jährige erklärt, warum der SV Veitshöchheim der 1. FC Nürnberg des Würzburger Amateurfußballs sei.

Frage: Wer hat Sie angespielt?

Julian Porzelt: Steffen Krautschneider hat mich angespielt. Wir kennen uns seit dem Kindergarten und haben in der Jugend beim SV Veitshöchheim zusammengespielt. Daraus ist eine gute Freundschaft entstanden. Auch nach seinem Umzug in Richtung München haben wir noch Kontakt und ich habe ihn auch schon bei seinem jetzigen Verein in Landsberg besucht.

Wie war Ihr Laufweg?

Porzelt: Für mich gibt es nur den SV Veitshöchheim. Ich bin sehr heimatverbunden und spiele da, seitdem ich fünf Jahre alt bin. Ich habe dort einen großen Freundeskreis, auch wenn wir immer wieder Abgänge zu höherklassigen Teams hatten. Im Jugendbereich hatten wir eine Spielgemeinschaft mit Thüngersheim mit vielen Jungs, auf die wir jetzt immer in Derbys treffen. Das ist natürlich immer besonders spannend. Mir hat es in Veitshöchheim immer gut gefallen und ich bereue es nicht, dass ich dort nie weggegangen bin. Letztes Jahr wurde ich dort auch für 25 Jahre Mitgliedschaft geehrt.

Wird das nicht irgendwann langweilig?

Porzelt:Nein, überhaupt nicht. Ich hatte zwar nur einen Verein, aber es war teilweise eine wilde Achterbahnfahrt. Wir sind nach dem Aufstieg als Kreisklassenmeister zweimal in Folge abgestiegen und im Jahr darauf wieder in die Kreisklasse zurückgekehrt. Wir haben da viele Emotionen erlebt. Ein bisschen wie der 1. FC Nürnberg im Würzburger Umland. Ich glaube die Jahre des Abs sind jetzt vorbei. Ich bin zuversichtlich, dass es in den kommenden Jahren weiter aufwärts geht, auch weil wir eine sehr gute Jugendarbeit haben und zukünftig wieder in Richtung Kreisliga schielen können.

Ihre Torquote spricht für eine Position in der Offensive, oder täuscht das?

Porzelt: Meist spiele ich links offensiv, selten auch mal als Stürmer oder Zehner.

Sind Sie also einer der seltenen Linksfüßer?

Porzelt: Nein, mein starker Fuß ist der rechte, aber ich ziehe gerne mit dem starken Fuß nach innen.

Was macht die Karriere neben der Karriere?

Porzelt: Ich habe bei der WVV eine Ausbildung zum Industriekaufmann gemacht und bin dann zur Tochtergesellschaft Mainfranken Netze gewechselt. Parallel zur Arbeit habe ich dann ein BWL-Studium absolviert und bin aktuell dort im Regulierungsmanagement angestellt.

Über den Amateurfußball gibt es viele Klischees. Gehen wir mal ein paar davon durch und schauen, welche Sie bestätigen können. Es heißt zum Beispiel: Jede Verletzung wird mit Eisspray "geheilt".

Porzelt: Für Eisspray reicht es meistens nicht, wir arbeiten da eher mit viel Eiswürfeln. Meist schauen sich draußen alle an und einer muss dann hineinlaufen und den Spieler "behandeln".

Ein oder zwei Spieler pro Mannschaft tauchen am Sonntagmorgen verkatert zum Treffpunkt auf.

Porzelt: Meistens reißen sich die Jungs am Riemen. Aber es fällt schon mal der eine oder andere aus der Reihe. Es sollte aber nicht zum Standard werden, weil das nicht mannschaftsdienlich ist. Da dürfen sich die Jungs dann auch mal was anhören.

Aufstiegsfeiern dauern mehrere Tage und finden oft auf Mallorca statten.

Porzelt: Ja, wir hatten da ja einige. Mallorca war aber noch nicht dabei, das könnte sich aber dieses Jahr noch ändern. Wir haben letztes Jahr eine Abschlussfahrt nach Österreich gemacht.

Gibt es ein Erlebnis aus Ihrer Fußballer-Zeit, das Ihnen nachhaltig in Erinnerung geblieben ist?

Porzelt: 2014 in der Relegation haben wir einen Wendepunkt in unserem Verein erlebt. Wir haben damals in Rottendorf gegen Theilheim gespielt. Vor über 500 Zuschauern mit drei Bussen aus Veitshöchheim war da super Stimmung. Wir haben in der Verlängerung den 2:1-Siegtreffer erzielt. Das war das beste Erlebnis für mich im Fußball und natürlich sehr emotional. Die Feier lief dann dementsprechend. Ein Spiel, das ich nicht vergessen werde.

Veitshöchheim hat seit kurzem einen neuen Kunstrasenplatz. Wie sind Ihre ersten Erfahrungen damit?

Porzelt: Ich bin natürlich sehr froh und glücklich über den Kunstrasen, da bei jeder Witterung nun gespielt werden kann und der Platz immer Top in Schuss ist. Im unteren Amateurbereich sind besonders die Wintervorbereitungen immer gefürchtet, weil oft die Plätze gesperrt sind und nur Laufeinheiten möglich sind, das liegt mir persönlich eher weniger. Heutzutage wird dabei ausschliesslich mit Kork gearbeitet, deshalb sind die Plätze auch angenehmer für die Knochen.

Steffen Krautschneider, der Sie angespielt hat, hat uns von einem noch ausstehenden Sprintduell zwischen Ihnen beiden erzählt. Was für eine Geschichte steckt dahinter?

Porzelt: Dass er besser kicken kann als ich, liegt auf der Hand. Aber ich bin der Meinung, dass ich von der Schnelligkeit her mithalten kann. So entstand dieser kleine Wettkampf zwischen uns.

Steffen möchte gerne wissen, wann das Duell steigt.

Porzelt: Wenn mein Handy klingelt, fahre ich nach München. Ich bin allzeit bereit und schätze meine Chancen sehr gut ein. Ausgemacht waren mal 50 Meter, mittlerweile wäre ich aber auch bereit auf 100 Meter zu laufen.

Sie spielen seit 25 Jahren Fußball. Blicken Sie auch über den Tellerrand hinaus und interessieren sich für andere Sportarten.

Porzelt: Ich habe mal Basketball gespielt, bin aber einfach zu klein. Das interessiert mich trotzdem. Ich verfolge die TG SPRINTIS Veitshöchheim und natürlich den NBA-Spieler Maxi Kleber, der in meinem Alter ist und auch aus Veitshöchheim kommt.

Wen spielen Sie an?

Porzelt: Das passt ganz gut. Ich spiele den Ball weiter in die Halle zu Christian Gabold. Er ist Spielertrainer bei der TG SPRINTIS Veitshöchheim und hat schon das eine oder andere Mal bei uns am Sportplatz vorbeigeschaut. 

Das Interview-Format "Steilpass"

In unserem Interview-Format "Steilpass" übernehmen die Interviewten die Regie. Am Ende des Gespräches dürfen sie entscheiden, wer als Nächstes an der Reihe ist, von uns befragt zu werden – sie spielen also den nächsten Protagonisten oder die nächste Protagonistin an.
(cam)
 
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