
Was war das für eine erste Hälfte auf der Sepp-Endres-Sportanlage! Das 4:2 (4:0) des Würzburger FV 04 gegen den SV Vatan Spor Aschaffenburg, einen unmittelbaren Konkurrenten um den Klassenerhalt in der Fußball-Bayernliga Nord, begann mit vier Toren bis zum Seitenwechsel furios.
Wer eine vergleichbare erste Halbzeit in einem Heimspiel an der Mainaustraße sucht, muss in den Statistiken fast genau vier Jahre bis in den November 2017 zurückgehen und findet eine Partie gegen den heutigen Landesligisten SpVgg SV Weiden, in der die Zellerauer ebenfalls schon zur Halbzeit mit 4:0 führten.
Die taktische Vorgabe von Würzburgs Trainer Harald Funsch, der den Gegner mit drei offensiven Mittelfeldspielern frühzeitig unter Druck setzen wollte und in der Abwehr wieder auf eine Viererkette umstellte, schien bereits nach wenigen Minuten aufzugehen, als Mohamed Conte mit dem ersten Torschuss der Zellerauer deren schnelle Führung erzielte (3.).
Auch Vatan Spor hätte ein frühes Tor erzielen können
Allerdings hatten auch die Gäste in der Anfangsphase zumindest zweimal im Ansatz die Möglichkeit auf ein Tor, wobei Torhüter André Koob (2.) und Verteidiger Marc Hänschke (6.) jeweils gegen den durchgebrochenen Aschaffenburger Adin Ferizovic klärten. "Da kann auch ein Tor für den Gegner fallen", sprach Funsch von ersten "nicht so guten" zehn Minuten.
Ansonsten war es eine ziemlich klare Angelegenheit für die Blauen, die mehrere gute Gelegenheiten ausließen, ehe Marc Hänschke – nachdem er den Ball selbst vom Gegner erobert hatte – mit einem platzierten Schuss aufs linke untere Eck den Vorsprung der Heimelf erhöhte (28.). Kurze Zeit später bugsierte Fabio Bozesan nach Dennie Michels Flanke von rechts den Ball per Kopf über den Innenpfosten gleich noch mal ins Tor (33.).
Beim 4:0 half auch noch Aschaffenburgs Torhüter Tobias Aulbach mit, der Lukas Imgrunds Absatzkick nach einem Eckball von Moritz Lotzen und Dennis Michels Hereingabe durchrutschen ließ (41.). Auch Fabio Bozesan, der nachsetzte, hatte seinen Anteil an der kuriosen Entstehung. "Wir waren überhaupt nicht im Spiel und lagen verdient, eigentlich zu niedrig, zur Halbzeit zurück", fand Vatan-Spor-Trainer Slobodan Komljenovic nach dem Spiel klare Worte für den sehr schwachen ersten Durchgang der Gäste.
Würzburg lässt den Gegner ins Spiel kommen
Der frühere Bundesliga-Profi wusste, weshalb seine Mannschaft in den ersten 45 Minuten so überhaupt keinen Fuß auf den tiefen Boden gebracht hatte: "Wenn wir den Druck verspüren, punkten zu müssen, ist das für unsere jungen Spieler extrem schwierig zu verarbeiten." Erst nach dem Seitenwechsel waren die Gäste zwar "besser und aggressiver im Spiel", urteilte Komljenovic, "aber das war natürlich viel zu spät".

Zufrieden konnte aber auch Funsch mit dem Auftreten seiner Mannen nach der Pause nicht mehr sein: "Ich hätte mir gewünscht, mal eine Halbzeit in Ruhe gucken zu können. Aber das war uns nicht vergönnt." Vatan Spor, das die Nullvierer noch einmal ins Spiel kommen ließen, verkürzte zweimal durch Göyhan Aydin (60.) und Ünal Noyan (71.) auf 2:4.
"Nach so einer ersten Halbzeit denkt man, das geht immer so weiter. Aber so läuft es nicht, und das mussten wir erleben und haben daraus gelernt. Daher wird auch dieser Sieg unsere Mannschaft ein Stück reifer machen", sagte Funsch.
Im unteren Tabellendrittel gewinnt nur der WFV
Ein drittes Mal lag der Ball im Würzburger Tor, doch hatte sich Ünal Noyan zuvor mit einem Foul einen Vorteil gegen André Koob verschafft (77.). Aschaffenburg hatte Kräfte gelassen und musste sich nach unruhigen Minuten in der Schlussphase letztlich mit seiner Niederlage abfinden. Die Zellerauer konterten, spielten diese Angriffe aber zu ungenau zu Ende.
"Natürlich dürfen wir uns über diesen Sieg freuen, auch wenn nicht alles gut war. Er war trotzdem verdient", stellte Funsch später fest. Und er war wichtig: Durch die Niederlagen von Karlburg in Großbardorf und Sand gegen Don Bosco Bamberg rückten die Blauen, die als einzige Mannschaft aus dem unteren Tabellendrittel gewannen, um einen Platz nach oben und bis auf zwei Punkte an einen Nichtabstiegsplatz heran.