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Steilpass-Serie
Bilal Arheels Weg aus Syrien in den deutschen Amateurfußball – So unterscheidet sich der Fußball in den beiden Ländern
2016 kam Arheel aus dem Kriegsgebiet in Syrien nach Deutschland. Wie der Fußball ihm half, sich zu integrieren und wieso er auf Youtube internationale Fußballspiele analysiert.
Bilal Arheel (Zweiter von links) bei einer Ehrung. Sein Verein, der TSV Waigolshausen, erhielt 500 Euro für die Integration von Geflüchteten. '1:0 für ein Willkommen' nennt sich das Gemeinschaftsprojekt von DFB-Stiftung Egidius Braun, der deutschenNationalmannschaft und Bundesregierung.
Foto: Gerald Gerstner | Bilal Arheel (Zweiter von links) bei einer Ehrung. Sein Verein, der TSV Waigolshausen, erhielt 500 Euro für die Integration von Geflüchteten.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 14.02.2024 03:35 Uhr

Bilal Arheel spielt bei der SG Waigolshausen/Theilheim/Hergolshausen II. Dort gilt er als hervorragender Techniker im Mittelfeld, der auch das Risiko eines Beinschusses nicht scheut. 2016 kam er aus dem Kriegsgebiet in Syrien nach Deutschland. Im Steilpass-Interview spricht er über seine Flucht, seinen Youtube-Kanal und den Unterschied zwischen syrischem und deutschem Fußball.

Frage: Wer hat Sie angespielt?

Bilal Arheel: Mein Trainer Stefan Ruhl. Er ist Trainer der zweiten Mannschaft der SG Waigolshausen/Theilheim/Hergolshausen II. 

Wie war Ihr Laufweg?

Arheel: Im September 2015 bin ich mit meiner Frau und unseren damals sechs Monate alten Zwillingen aus Syrien kriegsbedingt geflohen. Wir wurden zunächst in Würzburg bei einer deutschen Familie untergebracht. Danach haben wir, vermittelt durch das Sozialamt, unsere Wohnung in Waigolshausen gefunden, die wir bis jetzt bewohnen. Thomas Klein und Jochen Ziegler haben mich 2016 beim TSV Waigolshausen aufgenommen. Ich bin den beiden sehr dankbar für ihre Hilfe. Beim TSV spiele ich bis heute.

Was macht die Karriere während der Karriere?

Arheel: Seit 2020 arbeite ich als Werbetechniker. Wir arbeiten im Team. Diese Arbeit ist interessant für mich.

Was gefällt Ihnen an Deutschland?

Arheel: Die Freiheit und Sicherheit in Deutschland sowie das gesellschaftliche und soziale Klima in Deutschland sind für uns sehr bedeutend. Unsere Kinder haben im Kindergarten Deutsch gelernt, sie sprechen auch untereinander Deutsch. Die Zwillinge gehen auch sehr gerne in die Schule. Deutschland ist zu unserer neuen Heimat geworden, deshalb wollen wir hier bleiben.

Haben Sie in Syrien auch Fußball gespielt?

Arheel: Ja, ich habe schon als Kind dort angefangen und die gesamte Jugend in Syrien Fußball gespielt.

Was ist am Fußball dort anders als hier?

Arheel: Der große Unterschied ist, dass es in Syrien Fußball-Mannschaften nur in den Städten gibt. Trotzdem sammeln sich die Jugendlichen überall und spielen in ihrer Freizeit Fußball. In Deutschland hat jede Gemeinde ihren Fußballverein. Das ist hier alles viel systematischer organisiert und gefördert.

In Deutschland ist man sehr stolz auf sein Vereinsleben. Wie erleben Sie das und wie war das in Syrien?

Arheel: Wenn es im Ort in Syrien eine Mannschaft gibt, sind die Spieler auch dort sehr stolz auf ihren Verein. Ich fühle mich in Deutschland wohl in meinem Klub und halte ihn hoch.

Ich habe gehört, Sie verteilen gerne Beinschüsse. Wie heißt das auf Arabisch und wieso gehört das zum Fußball dazu?

Arheel: Ja, das mit den Beinschüssen stimmt. Auf Arabisch heißt das "Bedah". Beinschüsse machen Spaß und täuschen den Gegner.

Einer Ihrer Söhne spielt auch schon Fußball und seine Spielweise ähnelt Ihrer. Was bedeutet das für Sie?

Arheel: Mein siebenjähriger Sohn spielt auch schon Fußball, schaut gern zu, wenn ich spiele und versucht, mich nachzuahmen. Wir sind beide stolz aufeinander.

Auf Youtube analysieren Sie in arabischer Sprache den internationalen Fußball. Wie kamen Sie dazu?

Arheel: Aktuell habe ich nicht so viel Zeit, deswegen kann ich gar nicht so viel dazu sagen. Aber es ist ein Hobby von mir, dem ich in der Freizeit nachgehe. Ich kenne sehr viele Vereine und Spieler vor allem aus den Medien. Das Analysieren nehme ich ernst und es macht mir Spaß.

Wie viele Follower haben Sie?

Arheel: Wegen meiner Fachkenntnisse habe ich über Tausend Follower.

Wen spielen Sie an?

Arheel: Ich spiele Johannes Keller an. Mir ist zu Ohren gekommen, dass er bereits für alle drei Vereine unserer Spielgemeinschaft Waigolshausen/Theilheim/Hergolshausen aktiv war. Darüber hinaus ist er Schiedsrichter und damit ein wichtiger Teil des Fußballs.

Steilpass-Serie

Alle zwei Wochen stellen wir in dieser Serie einen Sportler oder eine Sportlerin aus der Region vor. Beim "Steilpass" sind immer die ersten zwei Fragen und die letzte Frage gleich.
Das Besondere: Nicht wir bestimmen, wer angespielt wird, sondern der vorherige Kandidat oder die Kandidatin spielt den Ball steil – quer durch verschiedene Sportarten und unser Verbreitungsgebiet. Wir hoffen, dadurch spannende Querverbindungen im unterfränkischen Sport zu finden.
Quelle: tei
 
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