
Für Dart-Fans ist die Zeit kurz vor Weihnachten bis Anfang Januar der Höhepunkt des Jahres. Denn da findet die Weltmeisterschaft im Londoner Alexandra Palace, dem so genannten "Ally Pally", statt.
Die Beliebtheit des Sports, der auch in Deutschland immer mehr Anhänger findet, ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Das zeigt sich auch in der Region. Waren vor 18 Jahren gerade einmal sechs Mannschaften beim Unterfränkischen Dartverband (UDV) gemeldet, sind es heute 61 – Tendenz steigend.
Seit bereits zwei Jahrzehnten wird bei der DJK Dipbach (Lkr. Würzburg), deren erste Mannschaft in der Landesliga antritt, professionell mit Pfeilen geworfen. "Am Anfang wurden wir belächelt, als die Spicker-Spieler da oben auf dem Dachboden", sagt Jürgen Sikora, der die mit über 30 Mitgliedern inzwischen stärkste Abteilung im Verein leitet und sich über stetigen Zuwachs freut. Heute erfahren er und seine Mitspielenden Respekt, auch weil die Mannschaften zunehmend Erfolge feiern. Bei den letzten Bundesmeisterschaften holten die Unterfranken fünf von sechs Podiumsplätzen, dazu zwei Meistertitel in der Liga.

Und dennoch halten sich hartnäckig Vorurteile gegen die Dartsspieler und ihren Sport. Fünf der gängigsten konnte diese Redaktion gemeinsam mit den Dipbachern auf den Grunde gehen.
Stimmt das? Nein. Darts ist vor allem ein Konzentrationssport, sind sich die Spieler der DJK einig. Doch auch Bewegung gehört dazu: 10.000 bis 12.000 Schritte läuft Karlheinz "Kalle" Wirsing an einem Doppelspieltag. Dabei gilt es, die volle Konzentration über Stunden aufrechtzuerhalten. Neben dem Steel Darts spielt Wirsing auch bei E-Darts-Turnieren. Da steht man schon mal "zehn bis zwölf Stunden am Bord", verdeutlicht er.

Beim Spiel habe er den Punktestand immer im Kopf, "auch alle Ergebnisse der Gegner". Das ganze Spiel über konzentrieren sich die Spieler nicht nur auf den Wurf, gleichzeitig rechnen sie auch mit. "Ohne mentale Stärke hast du keinen Erfolg und deine Leistung sinkt", so Wirsing. Das zeige sich besonders bei privaten Problemen. Als sein Papa gestorben sei, habe er Dinge wie die Beerdigung im Kopf gehabt. "Ich habe mich noch nie so schlecht spielen sehen wie an diesem Tag", sagt er.
Stimmt das? Ansichtssache. "Gewichtheber sehen auch nicht aus wie Sportler", sagt Karlheinz "Kalle" Wirsing und hat recht, wenn man Sportler ausschließlich als klassische Modellathleten definiert. Da passt auch der bekannte Darts-Profi Phil Taylor nicht ins Bild. Dennoch ist dieser 16 Mal Weltmeister geworden. "Hier spielen ganz normale Leute aus allen Gesellschaftsschichten. Ob LKW-Fahrer oder Ingenieur", sagt Wirsing.

Stimmt das? Nein. "Training, Training, Training – wenn du nicht trainierst, kommst du nicht voran", sagt Karlheinz "Kalle" Wirsing, der Teamkapitän der 1. Mannschaft der DJK Dipbach. Darts habe mit Glück nichts zu tun. In seinem Verein trainiere man freitags immer gemeinsam, doch die meisten Spielerinnen und Spieler hätten ihre eigene Dartscheibe zu Hause. "Es ist schön zu sehen, wenn sich dein Average mit der Zeit erhöht", erzählt einer der Dipbacher Spieler. Der englische Begriff Average gibt an, wie viele Punkt im Durchschnitt mit drei Pfeilen geworfen werden.
"Gerade in der Corona-Zeit haben sich viele nochmal verbessert", freut sich Abteilungsleiter Jürgen Sikora. Da die drei Mannschaften der DJK Dipbach zusammen trainieren, würden die schwächeren, neuen Spieler von der Erfahrung der "alten Hasen" profitieren. Natürlich gebe es auch Naturtalente, aber die seien die Ausnahme. Die meisten müssten für große Erfolge hart trainieren.
Stimmt das? Nein. "Wir haben früher alle mit Zigarette in der Hand gespielt", erinnert sich Jürgen Sikora, der vor der Gründung der Abteilung in Dipbach wie Karlheinz Wirsing beim Post SV in Würzburg Darts gespielt hat. Die älteren Spieler hätten alle in der Kneipe mit dem Dartspiel angefangen, weil es damals keine andere Möglichkeit gegeben habe. Und ja, früher habe man auch mal darum gespielt, wer die nächste Runde Alkohol zahlt. Doch Sikora ist froh, dass diese Zeiten vorbei sind. Wirsing ergänzt: "Als Ende der 80er Jahre die erste Darts-WM im Fernsehen übertragen wurde, sind die Spieler vereinzelt besoffen rückwärts von der Bühne gefallen." Das wäre heute undenkbar. Weil die Organisatoren das nicht mehr wollten, wurden einige Dinge geändert: etwa ein Dresscode eingeführt und Alkohol verboten.

Klar gehe es in den Vereinsheimen auch mal gesellig zu, "aber du kannst nicht trinken und spielen, sonst triffst du nicht und gewinnst kein Spiel", sagt Wirsing. Darts habe sich im Laufe der Zeit "vom Kneipensport zum Leistungssport", aber auch "vom Freizeitsport zu richtigem Sport" entwickelt.
Stimmt das? Nein. "In der Dartsabteilung der DJK Dipbach waren seit der Gründung vor 20 Jahren immer Frauen aktiv", sagt Jürgen Sikora. Auch seine Frau habe lange Zeit gespielt. Zeitweise gab es sogar eine eigene Frauentrainingsrunde. Die Frauenquote steige jedes Jahr, sagt Sikora - auch bei den großen Turnieren. So waren bei der WM in diesem Jahr drei Frauen am Start (alle bereits ausgeschieden), vergangenes Jahr waren es noch zwei. Dass in Bayern immer mehr Frauen spielen, bestätigt Christian Baumgartner vom Bayerischen Dart-Verband: "Rund 15 Prozent der Spieler sind weiblich", sagt er.

Auch Jugendliche würden sich laut Sikora für den Sport interessieren: "Es waren schon Zehnjährige zum Spielen da." Der älteste Spieler derzeit sei 70 Jahre alt. "Alt, jung, dick, dünn, groß, klein", alles sei in Dipbach vertreten, so der Abteilungsleiter.
hier gibt es eine Übersicht über die Vereine in Unterfranken:
https://bdv-dart.liga.nu/cgi-bin/WebObjects/nuLigaDARTDE.woa/wa/clubSearch?searchPattern=DE.SU.01.03&federation=BDV®ionName=Unterfranken&federations=BDV
Mit dabei sind unter anderem die Steeldart Vipers, die bei der Freien Turnerschaft Würzburg gelistet werden. Mehr Informationen und Kontaktmöglichkeiten zum Verein unter folgendem Link:
https://bdv-dart.liga.nu/cgi-bin/WebObjects/nuLigaDARTDE.woa/wa/clubInfoDisplay?club=171
Liebe Grüße und schöne Feiertage
Aurelian Völker