Die Bilder glichen sich verblüffend. Und auch die Sätze ähnelten sich sehr. Im Grunde ja auch kein Wunder, wenn das, was geschehen war, sich anfühlte wie ein Déjà-vu. Und - wenn man über manch Detail hinwegsieht - ja auch eines war. Also stand Denis Wucherer am Samstagabend erneut im Bauch einer Sportarena (diesmal war es die Max-Schmeling-Halle in Berlin), wie er es etwa 45 Stunden zuvor in Oldenburg getan hatte. Er sagte Sätze wie "Wir haben über sehr weite Strecken des Spiels sehr gut mitgehalten." Oder: "Es war lange Zeit ein offenes Spiel." Und: "Wenn du zwei, drei Minuten lang hinten die gegnerischen Schützen aus den Augen verlierst und vorne dann Unsinn treibst" . . . Tja, dann verlierst du das Spiel eben. So wie etwa 45 Stunden zuvor in Oldenburg auch.
Es war also das zweite Mal binnen weniger Stunden, dass Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg einen (haus)hohen Favoriten lange Zeit geärgert hatte, ihm mehr abverlangt hatte, als ihm vermutlich lieb sein konnte - am Ende aber doch in die Röhre schaute. Nach dem 82:90 (43:48) zum Saisonauftakt der Bundesliga in Oldenburg am Donnerstag unterlagen die Baskets am Samstag im Pokal-Achtelfinale dem deutschen Vizemeister Alba Berlin mit 81:92 (47:49). Was beide Begegnungen weiterhin eint: Die Acht- und Elf-Punkte-Rückstand-Ergebnisse spiegeln unterm Strich die Kräfteverhältnisse nicht wirklich wider.
Was die Partien ein wenig unterschied: In Oldenburg nutzten die gastgebenden Baskets eine Schwächephase der Würzburger in den finalen drei Minuten. Berlin zeigte sich gnadenlos, als die Würzburger kurz nach Mitte des Schlussviertels ihrer Konzentration verlustig gingen, nicht mehr konsequent verteidigten und vorne dann auch noch manchen Unsinn trieben und wiederholt leichtfertig die Kugel herschenkten. "Eine Euroleague-Mannschaft bestraft das dann eben und trifft in der entscheidenden Phase hochprozentig", stellte Baskets-Trainer Wucherer genauso nüchtern wie richtig fest. Ein 13:0-Lauf der Hauptstädter, der zu einer 17 Punkte-Führung gute zwei Minuten vor Schluss führte, entschied die Begegnung. Der Rest war dann letztlich nicht mehr als Kosmetik.
Zuvor hatten sich beide Teams in der ersten Hälfte ein ausnehmend unterhaltsames, phasenweise hochklassiges Duell geliefert, das im dritten Viertel dann auch deswegen fast schon spektakulär wurde, weil den Baskets vier Minuten und 20 Sekunden kein einziger Korb gelang, was die Hausherren zu einem 9:0-Lauf einlud und zur ersten zweistelligen Führung (58:47). Die Felle schienen den Würzburgern davon zu schwimmen - Cameron Wells, Skyler Bowlin und Florian Koch schien das besonders zu ärgern: Sie sorgten auch für einen 9:0-Lauf und stellten auf den alten Zwei-Zähler-Rückstand zurück. "Das ist ja inzwischen nicht mehr unüblich im Basketball heute, dass es solche Phasen gibt", meinte Wucherer mit einem Grinsen. Das allerdings verschwand, als er über "die Sequenzen" zu sprechen begann, "in denen solche Spiele entschieden werden. Da muss noch mehr kommen".
Wiederholt sich Geschichte also mal wieder? Es drängt sich noch ein Vergleich auf, der zwar ein bisschen humpelt - aber die Parallelen zur vergangenen Spielzeit sind zu naheliegend, um sie zu verschweigen: Los ging's auch damals mit einem sehr ordentlichen Spiel zum Saisonauftakt (eine 80:84-Heimniederlage gegen Bamberg), es folgte das Aus im Pokal-Achtelfinale (damals eine 74:92-Klatsche in Bamberg, deswegen hinkt es etwas). Vor knapp zwölf Monaten folgten dann überraschende Niederlagen in Göttingen und zu Hause gegen Gießen, ehe Ende Oktober gegen Bayreuth der erste Saisonsieg erkämpft wurde. Unterm Strich landeten die Baskets lediglich vier Siege in den ersten 13 Bundesligapartien.
Nun stehen die Würzburger vor folgenden Aufgaben: zu Hause gegen Göttingen (5.10.), in Bayreuth (13.10.), dann gastieren Alba (20.10.) und Meister FC Bayern München (27.10.) sowie der Mitteldeutsche BC (2.11.) in drei Heimspielen hintereinander am Main, ehe es nach Ulm geht (9.11.). "Wir haben uns nun zweimal auswärts gut präsentiert", sagte Wucherer am Samstag, "wir sind auf einem guten Weg". Aber er warnt in Erinnerung ans vergangene Jahr: "Das ist nun eine gefährliche Situation, wir werden das genau analysieren. Wir hatten einen ähnlichen Start letztes Jahr und dann plötzlich zwei überraschende Niederlagen kassiert." Als Denis Wucherer sich dann mit Handschlag verabschiedete am Samstag zur Busheimreise durch die Nacht nach Würzburg, begann er plötzlich zu grinsen. Und sagte: "Wird Zeit, dass wir nun auch Spiele gewinnen."