Die Kardinalfrage lautete ja: Wiederholt sich Geschichte mal wieder? Bis zwei Minuten vor Schluss durften Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg und die überwiegende Mehrheit der 3140 Zuschauer in der ausverkauften s.Oliver Arena am Samstagabend darauf hoffen. Auf den Tag genau vor einem Jahr besiegten die Baskets nach 13 vergeblichen Anläufen im Oberhaus Brose Bamberg das erste Mal in der Bundesliga – und am Samstag hatten sie den im Laufe der Jahre meilenweit enteilten Abonnementmeister im Franken-Derby erneut am Rande einer Niederlage. Aber eben nur am Rande: Mit 80:84 (37:39) mussten sich die Unter- den Oberfranken geschlagen geben – nach einer über ganz weite Strecken äußerst kurzweiligen und durchaus phasenweise auch hochklassigen Partie.
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Eine zweistellige Führung
„Wir haben viel richtig gemacht, worauf wir aufbauen können. Aber in entscheidenden Momenten haben wir auch einiges falsch gemacht“, sagte Baskets-Cheftrainer Denis Wucherer, der „prinzipiell mit der Intensität, mit der wir aufgetreten sind, zufrieden“ war. Sein Bamberger Kollege Ainars Bagatskis sprach sogar davon, dass seine Mannschaft in „Schlüsselszenen vielleicht ein bisschen mehr Glück und ein bisschen mehr Erfahrung“ hatte. Vom Glück wollte Wucherer zwar nichts wissen, die Erfahrung aber ließ er gelten, schließlich dürfe man auch nicht übersehen, welche „individuelle Klasse und Qualität“ der Gegner habe, den er als einziger der 18 Bundesliga-Trainer bei einer Umfrage als kommenden Meister sieht.
Die neu zusammengestellte Würzburger Mannschaft zeigte in einer „verrückten Atmossphäre“ (Bagatskis) vom Sprungball weg, dass sie die Vorbereitung offenbar tatsächlich gut genutzt hatte und schickte sich an, die Aussagen ihres Trainers, die Spieler seien tolle Typen und hätten sich bereits gut gefunden, eindrucksvoll zu untermauern. Schnell nahmen die Baskets das Heft des Handelns in die Hand, bewegten das Spielgerät flott durch die eigenen Reihen und trafen hochprozentig. Nach knapp fünf Minuten führten die Hausherren mit 13:7, und weil sie auch aggressiv verteidigten, schienen die Bamberger erst einmal ein wenig beeindruckt ob der Forschheit der Hausherren, die folgerichtig und hochverdient das erste Viertel auch mit einer 19:13-Führung beendeten. „Da hat man unsere Idee, wie wir spielen wollen, schön gesehen“, meinte Wucherer.
Hoher Unterhaltungswert
Und weil Xavier Cooks und Brad Lösing gleich zu Beginn des zweiten Viertels trafen, führten die Baskets nach nicht einmal elf Spielminuten erstmals zweistellig: 23:13. Im Verlauf des zweiten Viertels verließ die Würzburger dann aber ein wenig das Wurfglück, und es schien, als ob sich die Gäste berappelten. „Bamberg hat es dann geschafft, uns unseren Rhythmus zu nehmen“, analysierte Wucherer. Gut drei Minuten vor der Halbzeitpause warf Augustine Rubit die Oberfranken erstmals in Führung (29:28) – aber weil die Wucherer-Schützlinge sich davon nicht beeindrucken ließen und dagegenhielten, entwickelte sich eine Partie mit sehr hohem Unterhaltungswert und mit einiger spielerischer Finesse. Mit zwei Punkten Vorsprung der Bamberger ging es in die Pause (37:39), nach der Maurice Stuckey gleich mal wieder bewies, warum es die Baskets so schmerzt, dass er zu den Oberfranken gewechselt war. Stuckey wurde beim Einlaufen vom Würzburger Publikum fast so frenetisch begrüßt wie die Baskets-Spieler – und lief an alter Wirkungsstätte zu großer Form auf. Er versenkte drei seiner fünf Dreierversuche und erzielte insgesamt 13 Zähler, die drittmeisten der Bamberger nach dem überragenden und nicht zu bremsenden Augustine Rubit (24) und Stevan Jevolac (15).
Intensiv und hochklassig
Nach dem Pausentee sollte die Partie noch eine Spur intensiver und hochklassiger werden. Die Bamberger konnten sich nicht mehr als vier Punkte absetzen, und weil das dritte Viertel jenes von Baskets-Center Gabriel Olaseni war, der in den zehn Minuten zehn Punkte markierte (insgesamt wurden?s 14), gingen die Hausherren zwischenzeitlich sogar wieder in Führung, die dann mehrfach hin- und herwechselte. Beim Stand von 58:61 ging es in den Schlussabschnitt.
Baskets-Kapitän Kresimir Loncar läutete den gleich mal mit einem spektakulären Dreier zum 61:61 ein – dann aber übernahmen die Gäste das Kommando und legten den Grundstein für ihren Sieg. In den ersten gut zweieinhalb Minuten des Schlussviertels gingen sie vor allem dank ihres ehemaligen NBA-Profis Tyrese Rice, der lange Zeit recht unauffällig agierte (insgesamt zehn Punkte), mit acht Zählern in Führung (71:63). Und so sehr sich die Baskets dann auch erst einmal bemühten – die Bamberger stellten immer wieder den alten Abstand her.
Bis gut vier Minuten vor Ultimo, als Jordan Hulls mit fünf Punkten am Stück die Hausherren bis auf drei Punkte heranwarf. Zweieinhalb Minuten vor Ende dann klatschte die Plastikkugel gleich mehrfach hintereinander an den Ring des Bamberger Korbes – „Wir hatten dann einige freie Dreier, die leider nicht gefallen sind“ (Wucherer) -, und ausgerechnet Stuckey schnappte sich nach einem kleinen Tohuwabohu das Spielgerät und korblegte es zum 79:74. Und weil Rubit dann auch noch traf und auch seinen Bonusfreiwurf verwandelte, war die Partie 120 Sekunden vor Schluss und erneutem Acht-Punkte-Vorsprung der Gäste praktisch entschieden.
Zwar kamen die Baskets noch einmal bis auf zwei Zähler heran (80:82), aber letztlich war der neunmalige deutsche Meister dann zu abgebrüht und clever, um den Sieg in den letzten Sekunden noch aus der Hand zu geben. „Es hat heute nicht viel gefehlt. Am Ende waren es Kleinigkeiten vor allem in der Defense, die man sich gegen so eine Mannschaft nicht erlauben darf“, meinte der stark aufspielende Neuzugang Florian Koch: „Aber wir haben Bamberg 40 Minuten lang Paroli geboten. Und ich freue mich auf das Rückspiel nächsten Samstag.“
Dann geht in Bamberg es um den Einzug ins Pokal-Viertelfinale. Die Brose Arena ist die einzige aller Bundesliga-Hallen, in denen die Würzburger noch nie gewinnen konnten.
Für die Baskets spielten und trafen: Olaseni (14), Hulls (13), Richter (2), Cooks (4), Loncar (3), Bowlin (12), Koch (13), Wells (6), Ellis (11), Hoffmann, Lösing (2).
Spielerisch waren die Bamberger definitiv nicht besser.