Viel fehlte am Ende ja nicht zur Überraschung, und es war bis kurz vor Schluss auch knapper, als es das Ergebnis vermuten lässt. Die Ursachen? Vielleicht die zwei Freiwürfe, die Luke Fischer bei zwei Punkten Rückstand versemmelte. Oder die zwei auch etwas unglücklichen Aktionen von Florian Koch, als der gerade von einer Verletzung Wiedergenesene erst einen Schrittfehler machte und dann ein Doppel-Dribbling, als die Baskets im Angriff waren. Womöglich die zwei Offensivfouls, die gegen Brekkott Chapman kurz vor Ultimo gepfiffen wurden, weshalb er dann 91 Sekunden vor Ertönen der Schlusssirene mit seinem fünften Foul runter musste vom Parkett. Oder die zwei simpelsten Korbleger, die Johannes Richter einfach nicht unterbrachte, obwohl er völlig unbedrängt war. Nach dem zweiten strich sich sein Trainer Denis Wucherer mit beiden Händen über seine Glatze. Ein Reflex. Eigentlich wollte er sich die Haare raufen. Alles eigentlich Kleinigkeiten, die immer mal passieren können in einem 40 Minuten andauernden Spiel. Nichtigkeiten, die sich am späten Donnerstagabend aber summierten - und addiert letztlich den Ausschlag gaben für die 82:90 (43:48)-Niederlage von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg bei den EWE Baskets in Oldenburg.
Wucherer sprach hernach von der "Oldenburger Cleverness" und "unserer Unerfahrenheit", die diese abwechslungsreiche und bis in die Crunchtime "sehr offene" und deshalb im Grunde unerwartet spannende Partie, in der "beide Seiten sehr viel Intensität" hineingelegt hatten, entschieden hätten. Die Unterfranken hatten mehrfach die Möglichkeit, die Partie zum Kippen zu bringen gegen den Favoriten, der vergangene Saison die Hauptrunde als Zweiter abgeschlossen hatte und im Halbfinale - trotz Heimvorteils - 0:3 an Alba Berlin gescheitert war. "Unnötige Ballverluste" in entscheidenden Phasen machte Wucherer aus und gegen Ende mangelhafte Reboundqualitäten, vor allem unterm eigenen Korb. "Wenn du gerade in der Crunchtime, wenn bei so einem engen Spielstand jeder Punkt hart umkämpft ist, dem Gegner so viele zweite Chancen lässt, dann trifft der halt auch häufiger."
Fotos von der Partie in Oldenburg:
Und einen zweiten spielmitentscheidenden Punkt machte der 46-jährige Baskets-Trainer aus: die Abschlussschwäche aus der Nahdistanz. "Wenn eine Mannschaft verteidigt, wie Oldenburg das gegen uns getan hat, und uns die Dreier nimmt, dann musst du halt in Brettnähe besser punkten." Gerade einmal zehn Versuche aus der Ferne gönnten die Niedersachsen den Unterfranken (sechs davon fanden ihr Ziel) - durften aber 27 Mal von Downtown werfen (wenngleich davon lediglich elf Versuche saßen). In Brettnähe, also bei den Zwei-Punkte-Würfen, kamen die Gäste-Baskets lediglich auf eine 45-Prozent-Quote, vor allem bei Johannes Richter (einer von acht) und Cameron Wells (drei von elf) sieht Wucherer enormes Steigerungspotenzial in den nächsten Partien.
Lange Zeit, sich Gedanken zu machen und sich zu grämen, haben die Würzburger eh nicht. Am Freitagvormittag ging es aus Oldenburg weiter in die 450 Kilometer entfernte Hauptstadt. Dort wartet am Samstag (18 Uhr) Vizemeister Alba Berlin als Gastgeber im Achtelfinale des Pokalwettbewerbs. Der neue Baskets-Center Luke Fischer sagte, er freue sich auf die Begegnung: "Ich habe in den letzten beiden Jahren gegen sie gespielt. Das wird ein richtig guter Test für uns." Fischer, mit 16 Punkten treffsicherster Würzburger in Oldenburg - und damit genauso erfolgreich wie sein Gegenüber Rasid Mahalbasic, der sich allerdings auch noch 13 Rebounds schnappte und neun Vorlagen verteilte -, stand bis Sommer in Diensten des letztsaisonalen Euroleague-Starters Gran Canaria und meinte über den Saisonstart: "Wir sind eine junge Mannschaft und hatten heute vor allem zu viele Ballverluste. Wir müssen die Niederlage schnell abhaken und aus dem Spiel lernen."
Am Samstag, wenn die Baskets als noch krasserer Außenseiter als in Oldenburg antreten, wird zu beobachten sein, ob das so flott geklappt hat.