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KAMPFSPORT
Ju-Jutsu hat in Oberdürrbach tiefe Wurzeln
Ein starkes Oberdürrbacher Duo im gleichnamigen Wettbewerb: Hannah Treumann (oben) und Leonie Oehrlein.
Foto: Stephan Rinke-Mokay | Ein starkes Oberdürrbacher Duo im gleichnamigen Wettbewerb: Hannah Treumann (oben) und Leonie Oehrlein.
Stephan Rinke
 |  aktualisiert: 02.04.2019 12:49 Uhr

Würde man den Kontext nicht kennen und gerade erst die Halle betreten haben, man hätte Angst um die Jugendlichen bekommen können, die laut schreiend einander angriffen. Doch es blieb beim Wettbewerb um den Bayerncup, der heuer vom SV Oberdürrbach ausgerichtet wurde, alles friedlich. Tatsächlich gehörte ein wenig schauspielerisches Talent bei einem Teil des Ju-Jutsu-Jugendturniers zu den Faktoren, die über Sieg oder Niederlage entschieden.

Zwei Disziplinen

Differenzieren muss man zwischen den beiden Disziplinen Fighting und Duo. Beim Fighting wird versucht, im direkten Duell Punkte für Schläge, Tritte, Würfe, Griffe und Hebel zu bekommen. Die Punkte werden erst dann vergeben, wenn mindestens zwei der drei Mattenkampfrichter gleichzeitig eine Wertung anzeigen. Beim Duo wird bewertet, wie sauber und überzeugend man einstudierte Angriffs- und Verteidungungsserien mit seiner Partnerin oder mit seinem Partner durchführt. In der jüngeren Vergangenheit stellte die äußerst erfolgreiche Ju-Jutsu-Abteilung des SV Oberdürrbach rund um Bundestrainer Roland Köhler, die sich auch Dürrbach Devils nennt, bereits ein Paar in dieser Disziplin, das bei den Junioren Weltmeister wurde.

„Es wäre natürlich schön, wenn Hannah und Leonie dort auch hinkommen könnten“, sagt Eva Straub, Trainerin und Abteilungsleiterin bei den Devils. Gemeint sind die 13-jährigen Hannah Treumann und Leonie Oehrlein, die schon seit sechs Jahren als Duo gemeinsam für den SVO auf der Matte stehen. In den Landeskader haben sie es schon geschafft. Beim Bayerncup, einem der größten Nachwuchsturniere Süddeutschlands mit Mannschaften aus Bayern, Baden-Württemberg und Hessen, belegten sie einen guten zweiten Platz.

Aus Unterfranken stellte neben dem SV Oberdürrbach und dem LKS Gerolzhofen vor allem der FC Leinach einige Kämpfer und Kämpferinnen. Insgesamt nahmen 26 Vereine mit 127 Jugendlichen teil.

200 Mitglieder

„Ich finde es toll, dass man sich auspowern kann und zusammen funktioniert“, sagt Leonie Oehrlein, die kurz zuvor auf der Matte noch deutlich aggressiver gewirkt hatte. Genauso wie bei Hannah Treumann waren es Familienmitglieder, die sie einst mit Ju-Jutsu in Verbindung brachten. Ohnehin sind die 1987 gegründeten „Teufel“ tief in Oberdürrbach verwurzelt. Über die Hälfte der 200 Mitglieder sind Kinder oder Jugendliche.

Tatsächlich können sich die Erfolge des SVO, der auch als Leistungsstützpunkt ausgewiesen ist, sehen lassen. So schmückt beispielsweise mit Franziska Freudenberger eine amtierende Weltmeisterin das gut besetzte Trainerteam. „Es gibt Akteure, die nehmen lange Fahrtwege auf sich, um bei uns zu trainieren und um von unserem Knowhow zu profitieren. Dadurch gibt es bei uns eine sehr interessante Mischung“, erklärt Straub.

Stolz auf die Trainerin

„Es ist schon etwas Besonderes, wenn man anderen erzählen kann, dass die eigene Trainerin Weltmeisterin ist“, sagt Jamila Chatterjee nicht ohne Stolz. Die 15-Jährige trat beim Bayerncup in der U-18-Klasse im Fighting an – und gewann. „Das Gute am Fighting ist, dass man selbst dafür verantwortlich ist, ob man gewinnt oder verliert. Mannschaftssportarten oder selbst die Duo-Disziplin wären daher nichts für mich“, sagt Jamila, die darüber hinaus der Meinung ist, dass sie durch die vielen Lehrgänge und Turniere auch außerhalb der Halle selbstbewusster auf andere Menschen zugehen kann. Auch sie kommt aus Oberdürrbach, auch sie setzt sich ambitionierte sportliche Ziele und würde es gerne zu internationalen Turnieren schaffen.

„Natürlich sind wir stolz auf die Erfolge unserer Mitglieder“, gibt Straub zu. „Aber das Wichtigste ist doch, dass die Jugendlichen Spaß haben.“ Den hatten sie auch beim Bayerncup, abgesehen von ein paar kleinen Blessuren, die zum Kampfsport dazu gehören. Wer weiß, vielleicht kommen für den SVO neben dem Spaß bald auch weitere Weltmeistertitel hinzu.

Die Ergebnisse des Bayerncup 2018 (lokale Vertreter und Vertreterinnen, Fighting: U18, weiblich, bis 57 Kg: 1. Jamila Chatterjee (SV Oberdürrbach/SVO), 4. Marie König (TSV Theilheim); bis 63 Kg: 3. Jula Vollmuth (SVO); U15, männlich, bis 34 Kg: 2. Luca Haug (FC Leinach/FCL); bis 50 Kg: 3. Elias Faber (SVO), 9. Finn Pfister (FCL); bis 60 Kg: 1. Elias Hohmann, 3. Tim Haug (beide FCL); bis 66 Kg: 1. Jonas Roger, 2. Phil Roger (beide FCL); U15, weiblich, bis 44 Kg: 1. Julia Köhler (SVO); bis 48 Kg: 3. Joelle Grebner (SVO), 5. Lilly Pohl, Mia Haug (beide FCL); bis 57 Kg: 4. Shannon Corley (SG Franken Sennfeld/Sen); U12, männlich bis 29 Kg: 2. Mark Köhler, 3. Fabian Köhler (beide LKS Gerolzhofen/Geo); bis 34 Kg: 3. Tim Hügelschäffer (Geo), 4. Simon Dürr (FCL); bis 40 Kg: 3. Maximilian Schneider (SVO); bis 45 Kg: 5. Emilian Maier (FCL); bis 52 Kg: 3. Dominik Zeller, 4. Thomas Wosch (beide FCL); U12, weiblich bis 30 Kg: 1. Felicitas Köhler (SVO); bis 39 Kg: 3. Katharina Benz (FCL), 5. Lucy Jungwirth (Sen); U10, männlich, bis 28 Kg: 7. Dorian Gashi (FCL); bis 33 Kg: 4. Stefan Krause (FCL); bis 38 Kg: 1. Alexander Benz (FCL).

Ergebnisse Duo, U15, mixed: 2. Leonie Oehrlein/Hannah Treumann (SVO).

 
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