Die Würzburger Kickers bleiben die Tormaschine der Fußball-Regionalliga Bayern. Die Mannschaft von Trainer Marco Wildersinn siegte zum Rückrundenauftakt mit 5:1 (2:1) bei der SpVgg Hankofen-Hailing und bleibt damit Tabellenführer SpVgg Unterhaching dicht auf den Fersen.
Der 250-Einwohner-Ort Hankofen ist in der Fußball-Regionalliga Bayern ein besonderer Platz. Im niederbayerischen Dorf ist der Viertliga-Fußball eine Attraktion. Auf der Tribüne, des Meierhofer-Bau-Stadions, dessen Namen schon einen Hinweis darauf gibt, warum hier der höchstklassige Fußball-Klub weit und breit ansässig ist, herrschte beim Heimspiel gegen die Würzburger Kickers dichtes Gedränge. Der Rasen indes war tief. Es sind diese Orte, wo die vermeintlichen Favoriten gerne einmal stolpern. Auch das war ein Grund, warum die Kickers-Verantwortlichen bei der Kader-Zusammenstellung im Sommer darauf achteten, dass ein Groß der Spieler neben spielerischer Klasse auch über Regionalliga-Erfahrung verfügt. "Wir sind ja keine fertigen Bundesliga-Profis. Wir kennen solche Plätze auch aus der Vergangenheit", sagte Kickers-Mittelfeldmann Dardan Karimani nach dem letztlich souveränen Auswärtssieg am Samstag: "Wir sind nicht nur gute Fußballer sondern auch gute Zweikämpfer."
So war es dann auch nicht verwunderlich, dass Kickers-Sportdirektor Sebastian Neumann nach der Partie feststellte: "Ich hatte heute nie Angst, dass wir dieses Spiel verlieren." Und das obwohl diese Partie denkbar schlecht angefangen hatte für den Tabellenzweiten. Zehn Minuten waren gespielt, als die Kickers plötzlich in Rückstand lagen, nachdem Hankofens Spielertrainer Tobias Beck ein echtes Traumtor gelungen war. Er hatte den Ball aus 18 Metern optimal getroffen und das Spielgerät senkte sich unhaltbar für Kickers-Keeper Marc Richter in den Torgiebel. Es sollte über 90 Minuten der einzige ernsthafte Torschuss der Gastgeber bleiben. "Defensiv haben wir sehr souverän agiert", fand Kickers-Coach Wildersinn. Trotzdem musste sein Team erst einmal einem 0:1 hinterher laufen.
Doch sie taten dies mit Ruhe und Plan. Immer wieder fanden die Würzburger einen freien Mitspieler. Die Hausherren mussten enorme Laufarbeit verrichten, um sich den Bemühungen in den Weg stellen zu können. In der 38. Minute konnten sie dann aber Ivan Franjic nicht mehr aufhalten. Der Kickers-Taktgeber, dessen Vertrag sich erst jüngst um eine weitere Saison verlängert hatte, zeigte - wie schon so häufig ein dieser Saison - eine Einzelleistung zum Zungeschnalzen. Leichtfüßig tänzelte Franjic, den in dieser Trainingswoche noch eine Entzündung im Knie behindert hatte, durch den Strafraum. Keim Verteidiger konnte ihn aufhalten. Die kluge Rückgabe verwertete Karimani zum 1:1. Ein fein anzuschauender Treffer. Der erste von am Ende dreien, die Franjic vorbereitete.
Mit dem Pausenpfiff kippte die Partie dann endgültig auf die Seite der Gäste. Nach einer Ecke hatte sich Benyas Junge-Abiol frei gelaufen und bugsierte den Ball zur Gäste-Führung über die Linie. Die Kickers waren auf Kurs. "Es hat uns ganz gut getan, dass wir in der letzten Woche ein bisschen bei unseren Familien waren und Kraft für die letzten Spiele des Jahres tanken konnten", fand Torschütze Karimani. Wildersinn hatte den Kickern nach dem Sieg gegen Rain drei frei trainingsfreie Tage gegönnt. Sie dankten es ihm mit einem sehr konzentrierten Auftritt.
Auf den Ausfall von Kapitän Peter Kurzweg hatte der Trainer der Rothosen mit einer taktischen Umstellung reagiert. Der Linksverteidiger konnte wie schon beim 2:1-Heimsieg gegen Rain vor einer Woche erkrankt nicht mittun. So schickte der Kickers-Coach eine Dreier-Abwehrreihe aufs Feld, eine Formation, die die Kickers schon in der Vorbereitung im Sommer bisweilen bereits geübt hatten. Gewackelt hat das Defensiv-Konstrukt auch nach der Pause nicht, als die Gastgeber noch einmal all ihre Kampfbereitschaft in die Waagschale warfen. Die Kickers blieben souverän warteten auf ihre Chance und machten in der Schlussphase kurzen Prozess.
Zunächst holte Saliou Sané gegen Torhüter Sebastian Maier einen Elfmeter heraus, den er selbst zum 3:1 für die Gäste verwandelte (79.). Damit war Hankofen der Stecker gezogen. Abwehrmann Felix Göttlicher per Kopf (82.) und Maximilian Zaiser mit einem abfälschten Schuss (85.) schraubten das Ergebnis in die Höhe. Hankofen zahlte nun der enorm kräftezehrenden Spielweise Tribut. Und so hatten die Kickers auch geschafft, wie es Marco Wildersinn formulierte, "das 1:1 aus dem Hinspiel vergessen zu machen." Beim Saisonauftakt am Dallenberg hatte der Liga-Neuling die Kickers nämlich ganz schön gepiesackt. Diesmal nicht.
Im Tableau ist freilich alles beim Alten, weil Tabellenführer Unterhaching seine Partie gegen Buchbach mit 2:0 gewann, bleibt es beim Würzburger Ein-Punkt-Rückstand. "Nach dem Spiel schaut man natürlich einmal kurz darauf, was Unterhaching gemacht hat. Aber eigentlich ist das kein Thema. Wir schauen nur auf uns", so Karimani.