Ivan Franjic lacht, als er erzählt, wie er zum Fußball gekommen ist. "Mein Vater hat mir einen Ball gegeben und meinte, 'tritt dagegen'", sagt der 25-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion. Von klein auf ging es beim Mittelfeldspieler dann um Fußball. Sein Vorbild: Schon immer Cristiano Ronaldo.
Während Franjic vom Portugiesen schwärmt, schaut er hoch: "Schau mal, das ist Maximilian Zaiser. Das ist unser bester Spieler", scherzt er. Zaiser kommt da gerade vom Duschen nach dem Training in Randersacker. "Aber er ist der beste Spieler der Liga", antwortet Zaiser. Und Franjic entgegnet: "Nein, du bist der Beste der Welt."
Eine Szene, die zeigt, wie gut die Stimmung in der Mannschaft der Rothosen aktuell ist. Und auch, dass Franjic ein bescheidener Spieler ist. Denn Zaisers Lob möchte er gar nicht annehmen. "Das streichen wir", sagt er. Argumente würden sich dafür aber finden lassen, immerhin hat Franjic in 19 Einsätzen in dieser Regionalliga-Saison bereits elf Tore geschossen und acht weitere aufgelegt.
Es liege vor allem am Trainerteam und an der Spielphilosophie von Marco Wildersinn, dass der Knoten bei ihm geplatzt sei, sagt Franjic. "Er lässt einen Fußball spielen, der zu mir passt", erklärt der 25-Jährige. Dazu sei der Kader "sehr, sehr gut zusammengestellt".
Stimmung in der Mannschaft der Würzburger Kickers ist hervorragend
Nicht nur auf dem Feld, wo immer eine gute Stimmung herrsche und es keine Nickligkeiten gebe, passe es gut. "Wir unternehmen sehr, sehr viel zusammen", erzählt der Mittelfeldspieler. Selbst Spieler wie Peter Kurzweg und Daniel Hägele – beide gehören zu den Älteren im Team – seien teilweise dabei, wenn die jüngeren Spieler unterwegs seien. "Ich denke, daran sieht man, wie die Stimmung in der Mannschaft ist. Wenn ein 33-Jähriger mit einem 20-Jährigen etwas essen geht."
Zuletzt sei das Team zusammen im Kino gewesen. "Wir gehen mal ein Eis essen, oder nach Spielen ist – obwohl kein Mannschaftsabend geplant ist – plötzlich die ganze Mannschaft zusammen feiern." Das habe er selten so erlebt, sagt Franjic.
Ivan Franjic hat in seiner Karriere schon viel erlebt
Alles drumherum passe, erzählt der 25-Jährige. "Es läuft ja nicht nur bei mir, es läuft bei vielen Spielern." Und auch hier hebt Franjic wieder Maximilian Zaiser hervor. Wenn dieser als Sechser fünf Saisontreffer habe, dann sei das schon stark. "Das ist nicht überall so."
Der 25-Jährige hat in seiner Karriere schon viel erlebt. Jugend bei Bayer 04 Leverkusen, dann Wechsel nach Siegen und Euskirchen, anschließend nach Aue und Plauen, Halberstadt, Braunschweig, Saarbrücken. Dann zum dänischen Verein Naestved NK, von dort aus zum FSV Frankfurt und schließlich im Sommer zu den Würzburger Kickers.
Vereinslose Zeit hat Ivan Franjic zugesetzt
Und mitten drin, genauer gesagt zwischen Dänemark und Frankfurt, von Sommer 2020 bis Sommer 2021, ein Jahr Vereinslosigkeit. "Das war wirklich die schlimmste Zeit", sagt Franjic. Er hatte sich leicht verletzt, dazu kam Corona. "Und dann habe ich keinen Verein mehr gefunden, weil es schwer ist, irgendwo ein Probetraining zu machen, wenn du verletzt bist."
Er sei dann zu Hause gewesen, habe gesehen, jeder spielt, nur er spielt nicht. "Man weiß gar nicht, was man machen soll", erzählt der 25-Jährige. Sich dazu zu motivieren, jeden Tag zu trainieren oder laufen zu gehen, sei "sehr, sehr schwierig". Manchmal habe er nachts nicht schlafen können, dann sei er um drei Uhr irgendwo laufen gegangen. "Weil man so niedergeschlagen ist. Aber das gehört dazu, das ist das Leben."
Vielleicht, sagt Franjic, habe ihn diese Zeit aber irgendwo auch geprägt. "Dass ich Entscheidungen jetzt anders treffe oder mich früher entscheide." So sei es auch beim Wechsel von Frankfurt nach Würzburg gewesen. Er habe sich relativ früh für den Schritt entschieden. "Vielleicht hat das unterbewusst was mit der Zeit zu tun." Allerdings nicht früh genug, um die Rückennummer 10 zu bekommen, die er eigentlich haben wollte. Oder wenigstens die 7. Die hatten ihm schon Dardan Karimani und Thomas Haas weggeschnappt. "Also habe ich die 17 genommen", erzählt Franjic.
Seinen Schritt nach Würzburg bereut Franjic sicher nicht. Auch außerhalb des Fußballs fühlt sich der 25-Jährige in Unterfranken wohl. "Würzburg ist eine schöne Stadt", sagt er. Zwar klein, "aber dadurch, dass es viele Studenten gibt, ist immer etwas los. Es ist nie langweilig, man kann immer etwas unternehmen, rausgehen, lecker essen gehen." Auch Spazieren in einer schönen Umgebung sei möglich. Zum Beispiel am Main. Dann muss Franjic grinsen. "Ich bin kein Typ, der viel spazieren geht. Aber man könnte es machen."
Weniger gut gefallen hat es dem 25-Jährigen bei seinen Stationen in Aue und Plauen. Franjic spricht von vielen Unterschieden zum Westen, die Menschen dort seien verschlossener. "Im Osten ist es schon so, dass du anders angeguckt wirst, wenn du aus dem Ausland kommst. Ich glaube auch, dass es für Benji (Benjika Caciel, Anm. d. Red.) in Chemnitz sehr, sehr schwer war", sagt Franjic.
Der Vertrag des 25-Jährigen bei den Kickers läuft seit Kurzem bis 2024 – ligaunabhängig. Natürlich würde sich jeder Spieler wünschen, "nochmal oben zu schnuppern", sagt Franjic. "Aber ich bin da gelassen. Was kommt, das kommt."
Ivan Franjic hat die Unterstützung seiner Familie sicher
Schon im Nachwuchsleistungszentrum in Leverkusen habe er sich keinen Stress gemacht. "Ich mag keinen Stress im Leben." Die Zeit dort habe er einfach genossen. Er glaube aber: "Für meine Mutter war es sehr stressig, mich jeden Tag zum Training zu fahren, dann dort zu warten, wieder eine Stunde nach Hause zu fahren und mir etwas zu essen zu machen."
Die Unterstützung seiner Familie habe er immer schon gehabt. Zwar frage ihn seine Mutter gar nicht nach Fußball, erzählt Franjic lachend, aber: "Sie weiß, ich spiele Fußball. Das reicht für sie schon."
Heimspielen im Heuchelhof-Sportpark anfeuern würde.