Mit vier Punkten Vorsprung auf seine Verfolger geht der FC Schweinfurt 05 ins nächste Spitzenspiel. Am Freitag (19 Uhr) empfängt der zu Hause noch ungeschlagene Tabellenführer der Regionalliga Bayern den viertplatzierten FV Illertissen zum ersten Heimauftritt des Jahres im Sachs-Stadion. Zeit für einen 6-Punkte-Check mit dem Schweinfurter Trainer Victor Kleinhenz.
1. Die Ausgangslage
Die Ausgangslage für die Nullfünfer vor den ausstehenden elf Spielen gestaltet sich mit dem Sieg in München und dem Remis in Fürth trügerisch. Mit einem Punkt Vorsprung auf die Bayern waren sie aus der Winterpause gestartet, jetzt sind es vier – auf Bayreuth. Die Oberfranken sind wie Illertissen mit je zwei Erfolgen näher gekommen, die Kickers mit ihrem Dreier in München weiter in Schlagdistanz. Gewinnen die Würzburger ihr Nachholspiel in Ansbach, wäre das Spitzenquintett binnen sechs Punkten beisammen. Illertissen freilich spielt in der Aufstiegsfrage keine Rolle mehr, seit bekannt ist, dass die Schwaben keine Drittliga-Lizenz beantragt haben. "Kontinuierlich punkten" – was anderes soll Kleinhenz als Marschroute vorgeben. Viele Patzer wie in Fürth sollte sich der FC 05 nicht leisten.
2. Die Erkenntnis
Aus dem ob der Leistung als Rückschlag zu wertenden 1:1 im Ronhof hat Kleinhenz reichlich Erkenntnis gewonnen. "Wir müssen eine bessere Mischung finden. Im Test gegen Stuttgart waren es zu viel Klein-klein-Aktionen, in München zu viele lange Bälle." Gerade Letzteres "passt einfach nicht zu den Spielertypen, die wir haben. Nur, wenn wir wieder eine gute Balance hinbekommen, können wir unsere Stärken ausspielen." Selbstzufriedenheit nach dem top Start gegen Bayern habe er nicht ausgemacht.
3. Die Reaktion
Teil der Trainingseinheit am Rosenmontag war eine intensive Videoanalyse. Nach Mannschaftsteilen sortiert. Etwas länger wurde die Sitzung mit der Defensive, weil "mir die Spieleröffnung nicht gefallen hat". Und zwar bei allen Beteiligten: Torhüter, Viererkette, Sechser. In der bis dato erfolgreichen Runde hatte es vergleichbare spielerische Tiefpunkte beim 1:2 in Bamberg und beim 0:1 in Aubstadt gegeben. Mit einem 1:0 in Bayreuth und einem 5:0 gegen Hankofen-Hailing waren dem FC 05 jeweils starke Reaktionen gelungen: "Und genau das erwarte ich am Freitag. Wir haben die Typen für die richtige Ansprache."
4. Die Psyche
Es war einiges los zuletzt – und zwar außerhalb des Rasens. Da war die Frist für die Drittliga-Lizenzierung, respektive die Spannung, wer einreichen würde. Und da war das Berufungsurteil in der Causa Augsburg, demzufolge der FC 05 keine drei Punkte am Grünen Tisch zugesprochen werden, obwohl den Schwaben ein Verstoß gegen die U23-Regel nachgewiesen wurde. Kleinhenz: "Ja, das mit Augsburg hat etwas mit der Gefühlslage gemacht. Es war auffällig, dass von den vier betroffenen Mannschaften am Wochenende keine gewonnen hat."
Zudem sind die Erwartungen im Umfeld gewachsen: "Ich mache den Jungs klar, dass sie es sind, die dazu maßgeblich beigetragen haben. Sie sollen es als etwas Cooles wahrnehmen. Wir spielen um etwas Besonderes, nicht als Sechster ein paar Wochen Schokoloko."
5. Der Gegner
Der FV Illertissen hat seine Spiele 2025 mit 3:1 gegen Hankofen-Hailing und 1:0 gegen Bamberg gewonnen. Und bereits im alten Jahr die Kurve wieder gekriegt nach vier Niederlagen im Oktober. "Die waren für mich schon vor der Saison ein Favorit auf den Titel. Inzwischen sind einige Verletzte zurück und man hat sich im Winter verstärkt." Ob der nicht gestellte Lizenzantrag die Illertisser Mannschaft irritieren könne? Kleinhenz: "Wenn die Spieler es erst spät erfahren haben sollten, kann ich mir vorstellen, dass es was mit ihnen macht. Hat man es zeitig kommuniziert, wird die Mannschaft extrem hungrig sein." Immerhin geht es für sie noch um Meistertitel und DFB-Pokal-Qualifikation.
Kleinhenz erwartet einen ballorientierten Gegner mit individueller Klasse. Insbesondere in der Offensive mit Yannik Glessing, Tobias Rühle und Unterhaching-Neuzugang Eliot Muteba. Zentral ziehen Marco Mannhardt und Marin Pudic die Register – "zwei Unterschiedspieler, die wir nicht ins Spiel kommen lassen dürfen". Die Schweinfurter Chance: Illertissen bietet mit seinem mutigen Spiel oft Räume. Die der FC 05 im Hinspiel zu einem souveränen 3:1-Sieg nutzte.
6. Das Personal
Zum dritten Mal in Folge wird der FC 05 nicht unverändert antreten. Linksverteidiger Nils Piwernetz hat Knieprobleme, die Alternative heißt Luca Trslic. Im zentralen Mittelfeld fällt Joshua Endres krankheitsbedingt aus. Zwei Varianten sind denkbar: Sebastian Müller rutscht in die Mitte und Lauris Bausenwein rückt dafür auf die rechts Außenbahn. Oder Kleinhenz wählt als 1:1-Ersatz U19-Talent Valentin Schmitt, der in Ansbach bereits einmal agil Zehner gespielt und sich im Training aufgedrängt hat. "Es ist denkbar, dass wir ein belebendes, frisches Element bringen", kommentiert Kleinhenz derartige Überlegungen.
