Wenn Benjamin Freund beim Fußball-Landesligisten FT Schweinfurt auf dem Platz steht, ist das vor allem auch ein Zeichen dafür, dass der Kader am Spieltag mal wieder besonders klein ist. Der Routinier steht, trotz einer exorbitanten Verletzungshistorie, immer bereit, wenn seine Turner ihn brauchen. "Ich muss meine Knochen nicht hinhalten, ich darf meine Knochen hinhalten", betont der 33-Jährige, der außerdem auch Spielertrainer der zweiten Mannschaft der Turner in der Kreisliga Schweinfurt 1 ist. Am vergangenen Spieltag gelang dem zentralen Mittelfeldspieler nach seiner Einwechslung mit einer beherzten Einzelaktion der späte 3:2-Siegtreffer in Unterzahl gegen den TuS Röllbach. "Das war ein geiles Gefühl", blickt Freund zurück auf den Samstag. Es war ein fast schon typischer Turner-Sieg.
Der Marketing-Mitarbeiter des Bayerischen Turnverbands erklärt hernach gleich die "Turner-Mentalität", die solche ganz besonderen Punktgewinne immer wieder ermöglicht: "Wenn man das ein, zwei Mal erlebt hat, weiß man, dass man immer in der Lage ist, ein Spiel noch zu drehen – auch wenn es gar nicht gut aussieht und eigentlich keiner mehr daran glaubt." Ein Mix aus Erfahrungswerten, Glaube und Mentalität, richtet es am Ende häufig, denkt Freund.
Die FTS hat vor der Winterpause noch schwere Aufgaben vor der Brust
Am Sonntag ab 14 Uhr muss die FTS als Siebter (35 Punkte) auswärts gegen den Tabellen-17. TSV Rottendorf ran. Das Hinspiel gewannen die Schweinfurter mit 3:2. Bereits unter der Woche musste die Elf von Trainer Adrian Gahn mehrere krankheits- und verletzungsbedingte Ausfälle, zusätzlich zu den bereits reichlich vorhandenen Engpässen, für das anstehende Spiel vermelden. Offensivspieler Tyrell Walton fehlt dazu noch aufgrund seiner Rotsperre. Benjamin Freund steht aber zur Verfügung. "Ich bin immer noch extrem ehrgeizig", erklärt er seine Motivation, weiter auf dem Platz zu stehen. "Ich versuche, von den Jungs zu lernen", sagt er, der nach dem ein Jahr älteren Kapitän Ercan Öztürk der "Oldie" des Teams ist. "Ich versuche aber auch, den Jungs einiges mit auf den Weg zu geben."
Freund, der diese Runde bereits elf Mal in der Landesliga auf dem Platz stand, versucht, den jungen Mitspielern respektvoll zu begegnen, erklärt er, sie gleichzeitig aber auch, wenn nötig, "in die Schranken zu verweisen". Auch fußballerisch geht er, mit etlichen Landesliga-Einsätzen auf dem Buckel, als Kämpfer und Mentalitätsspieler voran. Der Körper macht das aktuell recht gut mit. "Ich habe ein paar Wehwehchen, aber die halten mich nicht davon ab, regelmäßig zu trainieren und, wenn es erforderlich ist, in der Landesliga anzugreifen."
Sperren verhinderten mehr Einsätze von Benjamin Freund in der Kreisliga
Für seine zweite Mannschaft konnte er in dieser Runde "nur" sieben Mal auflaufen. Teilweise war er durch seine Landesliga-Einsätze gesperrt. "Es hätten mehr Spiele sein dürfen, aber dafür ist ja noch die Rückrunde da", sagt er. Da gilt es ergebnistechnisch auch einiges gutzumachen für die Turner-Reserve. Nach einem Aufstieg ohne Niederlage überwintert die Freund-Elf in der Kreisliga 1 nur auf einem Abstiegsplatz. Mit der Leistung und der Entwicklung der Mannschaft zeigt der Coach sich aber durchaus zufrieden. Häufig mussten Spieler aus dem Perspektivteam, einschließlich ihm selbst, in der ersten Mannschaft aushelfen. Auch eine Art Gütesiegel.
Die volle Konzentration gilt jetzt erstmal den zwei vor der Winterpause noch ausstehenden Landesliga-Spielen bei den Kellerkindern Rottendorf und Sand. "Die halbe Liga braucht noch Punkte, um eine ruhige Winterpause zu haben", betont Freund die Wichtigkeit der Jahresabschlusspartien. "Im Vorbeigehen wird das nicht klappen", warnt er aber auch. "Es wird verdammt schwer." Und was wünscht sich das Turner-Urgestein für 2023? Als Trainer der Zweiten will er seine Spieler weiterentwickeln und den Klassenerhalt schaffen. Als Spieler der Ersten hofft er auf einen Platz unter den ersten Fünf. "Das Potenzial ist auf jeden Fall gegeben", findet Freund. Die Mentalität ja sowieso.