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FUSSBALL: LANDESLIGA
Warum bei der FT Schweinfurt der Torjäger die Wäsche waschen muss – und wie das beim Team ankommt
Für Allüren ist an der Maibacher Höhe kein Platz: Bei der Freien Turnerschaft sind die Spieler quasi auch Zeugwarte. Wie sich ein Landesliga-Team selbst organisiert.
Der Goalgetter muss an die Waschmaschine: Beim Landesligisten FT Schweinfurt ist Dominik Popp dafür zuständig, dass die Trikots schnell wieder sauber sind.
Foto: Steffen Krapf | Der Goalgetter muss an die Waschmaschine: Beim Landesligisten FT Schweinfurt ist Dominik Popp dafür zuständig, dass die Trikots schnell wieder sauber sind.
Steffen Krapf
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:52 Uhr

"Tradition, Kult, Leidenschaft" – so lautet der Vereinsslogan des Fußball-Landesligisten FT Schweinfurt. Wer als Landesliga-Kicker ein Allüren-Repertoire wie ein Bundesliga-Profi mit sich herumträgt, sollte um die Maibacher Höhe besser einen größeren Bogen machen. "Wir sind ein kleiner Haufen, wir machen alles selbst", erklärt FTS-Trainer Adrian Gahn.

Während andere Vereine Spieler damit locken, ihnen möglichst viele Annehmlichkeiten rund um ihren Sport zu bieten, müssen die FTS-Akteure alles selbst in die Hand nehmen. Über verschiedene "Ämter" werden alle Bereiche abgedeckt. "Eigentlich soll das zusammenschweißen und das Teamgefüge stärken", sagt Kapitän Ercan Öztürk grinsend.

Verschiedene Aufgaben für jeden Spieler

Mittelfeldspieler Fabian Reith ist der "Herr der Ämter". Der 32-Jährige teilt vor jeder Saison ein, wer zuständig ist für die Dienste "1 Euro Club", "Mannschaftskasse", "Box/Musik", "Stadionheft", "Social Media", "Kabinendienst", "Verpflegungsdienst", "Getränkedienst" und "Trikotdienst". "Die Erfahrenen wissen, welches Amt sie sich schnappen müssen", meint Reith vielsagend. Er überwacht zusammen mit Öztürk die Kasse und den sogenannten "1 Euro Club", bei dem die Mannschaft pro geschossenem Tor von dem "1 Euro Club"- bestehend aus Fans und Dauerkartenbesitzern, einen Euro erhält.

Die zwei Routiniers sorgen dafür, dass die Mannschaftskasse nie leer ist: Fabian Reith (links), der 'Herr der Ämter' – und Kapitän Ercan Öztürk.
Foto: Steffen Krapf | Die zwei Routiniers sorgen dafür, dass die Mannschaftskasse nie leer ist: Fabian Reith (links), der "Herr der Ämter" – und Kapitän Ercan Öztürk.

Außerdem treiben die beiden Strafen für die Mannschaftskasse ein. Auch Trainer Gahn musste diese Saison schon mindestens zwei Mal (für Gelbe Karten) einbezahlen. "Die waren eine absolute Frechheit", winkt er ab. Eine "beliebte" Strafe sind die "Pressingfouls", die Co-Trainer Thilo Hetterich von der Bank aus im Spiel akribisch festhält. Pro Spielzeit werden durch den Strafenkatalog gut 200 bis 300 Euro in die Teamkasse gespült.

Torhüter Simon Mai verpflegt die Kollegen bei der FTS

Der torgewordene Albtraum eines jeden "1 Euro Club"-Mitglieds, Stürmer Dominik Popp, der in den letzten sieben Jahren 175 Treffer erzielte, ist zuständig für die Trikots. Nicht nur dafür, dass sie gewaschen werden – es muss vor dem Spieltag auch in Rücksprache mit dem Schiedsrichter geklärt werden, in welcher Trikotfarbe die Turner auflaufen.

Keeper Simon Mai ist für die Verpflegung am Spieltag zuständig. "Unsere Spieler mit Migrationshintergrund und unsere Vegetarier müssen dabei auch berücksichtigt werden", wirft Coach Gahn ein. Athletiktrainer Stefan Hornung bringt zusätzlich vegane Alternativen mit. Mai berichtet kurz von seinen Zeiten beim damaligen Bayernligisten FC Sand, als den Spielern deutlich mehr abgenommen wurde. Leberkäse und Wiener musste er da jedenfalls nicht vorher einkaufen und dann servierfertig für die Teamkollegen mit zur Auswärtsfahrt bringen.

Wer welche Aufgabe auf dem Spielfeld hat, sollte auch geklärt sein. Diesen Samstag empfängt die FTS (6. Platz/41 Punkte) im ersten Heimspiel des Jahres den ASV Rimpar (5./43) – ab 15 Uhr. Im Hinspiel siegten die Turner mit 2:1. Nach einem Rückstand drehte die Turnerschaft durch Treffer von Popp und Tyrell Walton die Partie. Gahn warnt aber vor dem starken Aufsteiger: "Er ist momentan die Mannschaft der Stunde." An der Seitenlinie steht beim ASV, der mit zwei 2:0-Siegen in das Jahr gestartet ist, mit Henry Stenzinger übrigens ein Ex-Turner.

Gahns Elf wartet noch auf den ersten Sieg – nach zwei 1:1-Unentschieden in Frammersbach und Aschaffenburg. "Nach einer Unentschieden-Serie ist immer wichtig, dass man gewinnt", packt Gahn eine Floskel aus, für die ihm Reith und Öztürk eigentlich gleich ein paar Euro für das Phrasenschwein abknöpfen müssten.

 
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