Läuft es mal schlecht, ist es für Fabian Reith immer noch gut. Kein Widerspruch in sich, sondern Ansichtssache. "Ich finde immer etwas Positives", erklärt der Stratege im defensiven Mittelfeld beim Nordwest-Landesligisten FT Schweinfurt. Nicht umsonst bezeichnet ihn Trainer Adrian Gahn gerne auch mal als "Sonnyboy".
"Unter Sonnyboys versteht man sympathische, charmante junge Männer, die Fröhlichkeit und Gelassenheit ausstrahlen." So lautet jedenfalls die Definition. Zu verdanken hat Reith dieses sonnige Gemüt wahrscheinlich der Kombination spanischer Wurzeln mütterlicherseits mit den Eigenschaften des Sternzeichens Fische, die sensibel, einfühlsam, fröhlich und verständnisvoll sein sollen.
Bis zum Anpfiff für den Spaß zuständig
Kein Wunder, dass der 30-Jährige für seinen Mannschaftsgeist geschätzt wird. Und für seine gute Laune und Späße, mit denen er bis kurz vor dem Spiel für Lockerheit im Team sorgt. Aber spätestens mit Anpfiff ist der Linksfuß höchst konzentriert, ganz Stratege.
Läuferisch nach eigenen Aussagen nicht unbedingt der Schnellste, sondern eher der Ausdauertyp, ist er auf jeden Fall hellwach im Kopf. Soll heißen, mit Spielintelligenz gesegnet: "Es ist die Fähigkeit, durch kreatives Denken, Entscheiden und Handeln ein Spielgeschehen im Sinne des Spielerfolgs positiv zu beeinflussen." Das liegt Reith. Spielszenen zu erfassen und blitzschnell nach Lösungen zu suchen. Vielleicht rührt daher auch die Abneigung gegen das Kopfballspiel, für das der 1,87-Meter-Mann physisch eigentlich prädestiniert wäre und das sein Trainer immer mal wieder fordert. Aber, bloß nicht die Denkzentrale durcheinander bringen.
Verantwortung am Ball und im Beruf
Über noch etwas gehen beider Meinungen auseinander: Reiths linken Fuß. Im Hinblick darauf bemüht sein Trainer Adrian Gahn gerne mal den Vergleich mit Tennisikone Steffi Graf, bekannt dafür, die schwächere Rückhand gerne umlaufen zu haben – wie Reith den rechten Fuß –, um mit der Sahneseite Vorhand – Reiths linker Fuß – mächtig Spektakel zu machen. Wie könnte die Bilanz erst beidfüßig aussehen.
Aber der Vater einer knapp fünf Monate alten Tochter ist auch ohne diese Fähigkeit eine Führungspersönlichkeit. Da liegt es nahe, dass er vertretungsweise die Kapitänsbinde trägt, denn Verantwortung zu übernehmen, ist sein Ding. Im Fußball wie im Beruf gleichermaßen. "Die Situationen ähneln sich", beschreibt der Projektleiter bei einem spanischen Unternehmen in der Automobilbranche mit einem Augenzwinkern, "die beiden Mannschaften sind etwa gleich groß."
Regelmäßig von Hamburg nach Reiterswiesen
Seit der frühesten Kindheit ist er mit dem Fußballvirus infiziert, was auf den Papa zurückzuführen ist. "Sonntags gab es nichts anderes", erinnert sich Reith, den man auch ein bisschen fußballverrückt bezeichnen könnte. Oder wie soll man es nennen, wenn einer vom Praktikumsplatz in Hamburg an den Wochenenden zum Punktspiel zum TSV Reiterswiesen fährt?
Dort war er, abgesehen von mehrjährigen Abstechern als Jugendlicher in die Bayern- und Bezirksliga nach Großbardorf und später Münnerstadt, sein halbes Fußballerleben zu Hause. Immer auf der angestammten Position im defensiven Mittelfeld. In der Winterpause 2017 holte ihn Gahn, der ihn aus Münnerstadt kannte, an die Maibacher Höhe.
Der mögliche Aufstieg in die Bayernliga
Das soll die Endstation in der Fußballkarriere sein, denn Reith mag feste Strukturen. Gelänge noch der Aufstieg in die Bayernliga gemeinsam mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Adrian, wäre das für ihn höchstmögliche Ziel erreicht.
Einen Schritt in diese Richtung will die Mannschaft am Samstag um 15 Uhr gegen den SV Memmelsdorf machen. „Wir können Herbstmeister werden“, erklärt Reith vor dem Spiel, das noch im kalendarischen Sommer stattfindet. Dafür müsste der Zweite Schweinfurt gegen den um einen Punkt schlechteren Dritten gewinnen. Der mit zwei Punkten führende Spitzenreiter 1. FC Geesdorf ist spielfrei, was die Freien Turner nutzen wollen. Fabian Reith wird seine grauen Zellen maximal fordern und eine geeignete Strategie entwickeln, damit das gelingt.