Leon Müller war Eishockey-Profi. Erfolgreich. Immobilien-Makler in Deutschland. Erfolgreich. Heute vermittelt der Schweinfurter Luxus-Appartements und Millionen-Villen im Promi-Mekka Marbella. Bei den Schönen und Reichen. Erfolgreich. Er hat viel gesehen und ist erst 25 Jahre alt. Und möchte "eine Botschaft vermitteln: Es lohnt sich, noch zu träumen."
Der junge Mann mit perfekter Föhnfrisur, Maßanzug und goldener Rolex bringt auf den ersten Blick ganz schön viel mit, um nicht jeder Schwiegermutters Liebling zu sein. Erfolg, Glamour und Geld machen begehrenswert - und neidisch. Leon Müller weiß das, schüttelt's vom taillierten Jacket wie lästige Schuppen, die einer wie er natürlich nie hätte. Als er vor zwölf Jahren den ERV Schweinfurt verlassen hat, um Eishockey-Profi zu werden, hat er neben Ehrgeiz auch den herben Charme seiner Heimatstadt mitgenommen. Da steht ein waschechter Unterfranke am Strand der 150.000-Einwohner-Stadt Marbella und deutet auf die erste Reihe Häuser: "Da wohne ich. Ich kann beim Einschlafen das Meer hören."
Müller möchte das Geheimnis seines Erfolgs teilen. Sagt er. Man will's ihm glauben. Er ist ein Menschenfänger. Was ein Promi-Makler wohl sein muss. "Wenn man für etwas brennt, sind Herkunft oder Geld nicht entscheidend. Wenn ich zu realistisch gewesen wäre, wäre ich nicht dahin gekommen, wo ich bin." Stattdessen? "Triff Entscheidungen so, als hättest du die Gewissheit, nicht versagen zu können. Nach Rückschlägen habe ich nie resigniert, sondern weiter geträumt."
Leon Müller hatte nie das Talent seines besten Freunds Dominik Bokk
Er sei immer ein Träumer gewesen. Auch als Sportler. "Ich war nie der talentierteste." Anders als sein bester Freund Dominik Bokk, der in der DEL bei Frankfurt spielt. "Aber erreicht habe ich im Sport auch viel. Weil ich Gas gegeben habe, nicht auf rechts und links gehört habe. Obwohl andere mich belächelt haben, weil da jemand aus Schweinfurt Profi und deutscher Meister werden will." Okay, deutscher Meister wird er nie. Aber 2018 Meister in der 2. Liga mit dem SC Bietigheim-Bissingen. Als Top-Scorer.
Mit 13 geht er weg aus Schweinfurt. Zu den Heilbronner Falken in die Nachwuchs-Bundesliga. "Mama war dagegen: 'Du bis noch viel zu jung.' Ich habe Papa überredet, dass er Mama überredet." Schnell kommt das Angebot aus Bietigheim, nach eineinhalb Jahren unterschreibt Müller seinen ersten Profivertrag. Mit 16. Mit 17 ist er Stammspieler. Und mit 18 Meister. Der Klub darf aber nicht aufsteigen, die DEL ist damals noch nicht durchlässig. Müller will mehr, sein Berater schlägt die Vertragsverlängerung aus und verzockt sich, "weil er nur Dollarzeichen in den Augen hatte".
Nebenberuflich Eishockey zu spielen ist kein Thema für den Profi
So geht's für ein Jahr zum SC Riessersee. Wieder DEL 2. Wieder will der Verein verlängern und wieder verzockt sich Müllers Berater auf der Suche nach einem Top-Klub. So bleibt der Schweinfurter - und zieht sich ein paar Monate später eine schwere Meniskusverletzung zu. Letztlich das Karriere-Ende. Denn es folgen nur noch niederklassige Angebote und die Erkenntnis: "Nebenberuflich Eishockey spielen ist nicht das, was ich machen will."
Ein 08/15-Weg kommt für einen wie Leon Müller nicht in Frage. "Ich habe schon immer das schöne Leben geschätzt. Mein Faible waren teure Rolex-Uhren. Und schöne Klamotten. Ich gehe gerne teuer in Urlaub und teuer essen. Ich will ein Luxusleben haben." Er lernt einen Immobilien-Makler kennen und weiß prompt: "Das ist mein Ding. Ich wollte immer wissen, wie die Stars wohnen - und in dieser Branche arbeiten. Die Eltern meiner damaligen Freundin hatten eine außergewöhnliche Immobilie. Das hat mich fasziniert. Also bin ich in diese Welt eingetaucht."
Immobilien für die Fußball-Stars des FC Bayern München vermittelt
Natürlich nicht in Schweinfurt oder Würzburg. "Ich wollte da auch gleich hoch hinaus." Also München, bei einem Branchenkrösus. "Die fanden meinen Lebenslauf interessant, der Chef war Sportfanatiker." Müller kriegt den Job, steigt ratzfatz auf, vermittelt auch an Stars des FC Bayern. "Da habe ich gemerkt: Es geht noch mehr als München." An freien Wochenenden zieht es ihn längst nach Marbella. "Es gibt für mich keinen schöneren Ort auf der Welt. Ich bin aber auch in drei Stunden in Schweinfurt. Perfekt, warum nicht dort arbeiten und wohnen?"
Im "St. Tropez Spaniens", das vor dem Touri-Boom mal ein beschauliches Fischerörtchen war, seien, so Müller, die Wohnobjekte eben noch feudaler, noch teurer. "Schöne Immobilien haben mich schon immer begeistert. Wenn ich als Jugendlicher bei Freunden war und die Familien hatten ein tolles Haus, habe ich mir alle Zimmer angeschaut." Es erfülle ihn, anderen Menschen bei der Erfüllung ihrer Träume zu helfen. "Der Unterschied zu München ist: In Marbella geht es um Emotionen und Träume, in München mehr um Investmentkäufe."
Die klassischen Kunden in Marbella: Deutschsprachige im Vorruhestand
Also zieht Leon Müller 2020 nach Marbella, wo 2017 übrigens einmal die Würzburger Kickers im Trainingslager geweilt haben, und bewirbt sich, "ohne ein Wort Spanisch zu können" bei einer Agentur - vermittelt am zweiten Tag eine 2,5-Millionen-Villa an einen deutschen Politiker und steigt erneut ratzfatz auf. Zum Verkaufsleiter mit eigenem Büro und fünf Mitarbeitern. Doch Müller wäre nicht Müller, wenn er sich nicht bereits parallel eine eigene Agentur aufgebaut hätte. "Ich will meine eigene Vision leben." Und von den branchenüblichen fünf Prozent Provision wohl auch nichts mehr abgeben müssen.
Bis heute hat der Schweinfurter nach eigenen Angaben 39 Luxus-Immobilien verkauft, von der 650.000-Euro-Wohnung bis zur 7,2-Millionen-Villa. Die klassischen Kunden: Deutsche im Vorruhestand mit Vorliebe für ein 1,5-Millionen-Penthouse. Müller hat sich spezialisiert auf Deutschsprachige, denen er beim Kauf das vertraute Gefühl von Heimat vermitteln möchte: "Ich bin lieber der Beste in einer Nische, als Durchschnitt im großen Feld."
Mit Freundin Viktoria und Sohn Lorenzo auf der Suche nach der Traum-Immobilie
Jetzt wartet Leon Müller auf Geschäftsleute und Politiker, aber auch auf Stars, auf Fußballer, auf Musiker. Weil er deren Sprache spreche. "Ich bin sehr authentisch, hebe mich von der Masse ab. Ich gehe mit den Kunden essen, schreibe WhatsApp, bin sehr persönlich, sehr nahe." Ganz bewusst möchte er nicht sein wie der in vielen Medien omnipräsente Makler-Influencer Marcel Remus: "Der macht sich im Internet schon ein wenig zum Affen für mehr Aufmerksamkeit. Ich will einfach nur professionell sein."
Vor viereinhalb Monaten wird Leon Müller Vater: Lorenzo heißt der erste Sohn. Seine blonde Freundin Viktoria kommt aus Wien, studierte in Madrid, als sich die beiden vor zweieinhalb Jahren in Marbella in einem schicken Beachclub kennenlernen. Die junge Familie wohnt in erster Reihe am Strand. "Ein Traumleben", sagt der 25-Jährige und befindet sich derzeit auf der Suche nach "der perfekten Immobilie".
Der Mama in Schweinfurt eine schöne Zeit ermöglichen
Darauf zu sparen ("ich will nicht abzahlen, ich will bar zahlen") ist gar nicht so einfach in Marbella. 400, 500 Euro gehen für ein feines Essen zu zweit drauf. Nicht nur deshalb schätzt der trotz allem bodenständig gebliebene Unterfranke die kleinen Fisch-Restaurants ums Eck, wo man einen Teller für 13 Euro bekommt. "Hey, ich komme aus Schweinfurt und das vergesse ich auch nicht." Über Weihnachten ist er erstmals nicht zu Hause gewesen, dafür die ganze Familie in Marbella. Familie ist ihm wichtig: "Meine Mama ist Friseurin, sie soll mal früher aufhören können und einen schönen Ruhestand haben. Das ist das Schönste, was man als Sohn für seine Mama tun kann."
Mit 25 sportlich was erreicht, beruflich erst in Deutschland, jetzt im Ausland. Die Gefahr wirkt groß, jung satt zu sein. Ob man Leon Müller mit 30 als Aussteiger in Australien trifft? "Ja, das ist gefährlich, immer mehr zu wollen. Aber ich habe immer wieder neue Ziele. Wenn ein deutscher Kunde an eine Immobilie an der Costa del Sol denkt, soll er meinen Namen im Kopf haben. Ich bin da wie der FC Bayern - ich will die Nummer eins sein."
Einer, der es geschafft hat, Leuten, die für ihre Tätigkeiten (z.B. Fußballspielen) absurd viel Geld bekommen, davon einen Teil wieder abzuluchsen. Was soll das? Will man tatsächlich dem Leser weismachen, er könnte das auch schaffen, wenn er nur genügend "Visionen" hätte? Und wäre das tatsächlich erstrebenwert?
Diese Typen sind erfolgreich. Wenn auch nicht unbedingt in D , zeigt es dennoch , wie es laufen kann.
Mir war Schweinfurt und Kissingen auch immer in der Jugend zu klein.
Dennoch kam ich zurück, weil unsere Eltern Bedarf hatten. Die Zeit woanders möchte ich nicht missen.
Viel Erfolg und mögen die Visionen in Erfüllung gehen.