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Fussball: Landesliga Nordwest
Überraschung: Der SV Euerbach/Kützberg zieht sich aus der Landesliga zurück
Notbremse beim 2013 gegründeten Klub: Die erste Mannschaft wird abgemeldet. Was bedeutet das für den Verein, die Spieler und den Verband? Wie es die Verantwortlichen sehen.
Jubelszenen wie diese wird es beim SV Euerbach/Kützberg erst einmal nicht mehr geben. Der Landesligist steht vor dem Rückzug seiner ersten Mannschaft. 
Foto: Marion Wetterich | Jubelszenen wie diese wird es beim SV Euerbach/Kützberg erst einmal nicht mehr geben. Der Landesligist steht vor dem Rückzug seiner ersten Mannschaft. 
Dominik Großpietsch
 und  Matthias Lewin
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:48 Uhr

Es ist aus! Der Fußball-Landesligist SV Euerbach/Kützberg zieht sich aus der Nordwest-Staffel zurück – inmitten der laufenden Runde. Ein Paukenschlag, den der Vorsitzende Jürgen Hartmann aus Kützberg bestätigt. "Uns sind coronabedingt Sponsorengelder, die uns für diese Saison und die Zukunft zugesagt worden sind, gekürzt worden. Somit müssen wir die Reißleine ziehen. Ich kann den Verein ja nicht vor die Wand fahren. Ich bin nun 22 Jahre Vorsitzender eines Sportvereins, erst in Kützberg, dann beim SV und habe sowas noch nie erlebt. Das geht mir wirklich sehr nahe." 

Dass Gelder gekürzt worden seien, möchte Stephan Brunner, der lange mit seiner 2019 verkauften Elektronik-Firma den Fusionsverein unterstützt hatte und zeitweise auch offiziell als Sportleiter die Fäden zog, nicht so stehen lassen. "Für das erste Jahr nach dem Verkauf war alles noch festgesetzt. Nachfolgende Dinge wurden nur noch mündlich besprochen. Ich hätte zwar als Privat-Sponsor weitermachen können, habe aber darin keinen Sinn mehr gesehen." 

Urlaub wichtiger als Landesliga-Fußball

Die Krux für den Euerbacher: Immer wieder habe es Spieler gegeben, die sich nicht an vertragliche Absprachen gehalten hätten. "Das waren ausdrücklich nicht alle. Es gab auch hundertprozentig tolle, verlässliche Charaktere. Aber ich erinnere mich noch an ein Jahr von Oliver Kröner als Trainer: Da hatten wir ein Spitzenspiel gegen Haibach. Da fehlten dann fünf Spieler. Vier waren im Urlaub, einer angeblich krank, wir verloren 1:3. Am Ende waren wir Neunter", so Brunner. 

Für den 53-Jährigen ist dieses Erlebnis aus der Saison 2018/19 der Anfang vom Ende: "Man geht einfach auch Verpflichtungen ein – und weiß, wie lange die Saison geht und wann man seinen Urlaub planen kann. Wenn diese Spieler mit diesen Auszeiten durchkommen, dann verliert man eine Mannschaft." 

"Es gab auch Spiele, in denen man meinen konnte, dass nach 45 Minuten der Stecker gezogen worden sei."
Stephan Brunner, langjähriger Sponsor des SV Euerbach/Kützberg

Etwas, das sich trotz aller Vorkehrungen in der nun laufenden Runde wiederholte: Die SVler hatten laut Brunner ihre Ansprüche klar formuliert, doch die gewünschten Ergebnisse blieben aus: "Julian Grell, der ein engagierter und motivierter Trainer ist, hat es leider nicht geschafft, die Mannschaft zu entwickeln. Da wollten wir uns trennen, um die Mannschaft nicht komplett zu verlieren, nachdem es auch Spiele gab, in denen man meinen konnte, dass nach 45 Minuten der Stecker gezogen worden sei." Ulli Baumann, den Brunner sehr schätzt, übernahm – doch das Ganze mündete in ein ratlos zurücklassendes 2:8 gegen Ebersdorf und dem Verpassen der Aufstiegsrunde

"Da dachten wir uns: Wir nehmen die Spieler mit in die Bütt und ändern die Modalitäten. Doch die Reaktion der Mannschaft war sehr enttäuschend. Die Spieler hätten auf einige Punkte verzichten müssen, aber im Erfolgsfall wieder etwas bekommen, doch das wollten sie nicht. Da zeigt sich, wie der Charakter wirklich ist und ob es um den letzten Cent geht", führt Brunner aus. 

Der Verband hat noch keine offizielle Abmeldung

Baumann, zuletzt Sportleiter und Trainer, möchte sich nicht zu den Geschehnissen beim Klub äußern, sondern vielmehr den "Deckel draufmachen". Ganz offiziell drauf ist dieser derweil noch nicht. Landesliga-Spielleiter Bernd Reitstetter vom Bayerischen Fußball-Verband (BFV) hat indes noch keine offizielle Meldung aus Euerbach, wie er in einem Telefonat mit dieser Redaktion mitteilt. Zwar habe es am Mittwoch ein Gespräch mit den Vereinsverantwortlichen gegeben, da sei es allerdings nur um die Möglichkeiten gegangen, die der (Noch-)Landesligist im Falle eines Rückzugs habe und welche Konsequenzen sich dann aus diesem Schritt ergäben. "Das Thema wird jetzt – da es in die Öffentlichkeit gelangt ist – allerdings eine Eigendynamik entwickeln", glaubt Reitstetter, dass der vermutlich tiefe Fall des SV Euerbach/Kützberg nun nicht mehr aufzuhalten sei. 

"Sollte die Mannschaft die wenigen Spiele in der Landesliga noch durchziehen, könnte sie entweder in die Bezirksliga absteigen oder durch einen Ligaverzicht wenigstens in der Kreisliga antreten. Zieht sich die Mannschaft jetzt zurück, bleibt nur der Platz der jetzigen Zweiten in der Kreisklasse. Eine eventuelle zweite Mannschaft müsste dann in der B-Klasse starten", bringt es der Spielleiter auf den Punkt. Der Vorsitzende Hartmann beteuert derweil, dass die Zweitvertretung die Runde durchziehe. Für weitere Planungen sei es noch zu früh. 

Wollen Spieler wechseln, brauchen sie eine Freigabe des Vereins

"In meinen Augen hat sich das Thema aber mit den Veröffentlichungen über einen Rückzug bereits erledigt, das wird jetzt ein Selbstläufer", so Reitstetter. Möglich wäre natürlich auch, dass sich der 2013 gegründete Verein SV Euerbach/Kützberg wieder auflöst und beide Orte eigenständig neu antreten. Dann kann das Spielrecht der jetzigen Kreisklassen-Mannschaft auf einen der beiden Vereine übertragen werden. "Die Vereine müssten sich in diesem Fall halt einig werden. Tun sie das nicht, spielen beide Vereine in der B-Klasse", macht der Spielleiter deutlich. "Tauschen möchte ich mit den Verantwortlichen derzeit nicht."

Und was heißt das für die Spieler des Landesligisten? "Die können nicht so einfach wechseln. Selbst bei einem Rückzug der Ersten haben sie ja die Möglichkeit, beim Verein in der Zweiten zu spielen. Daher gelten die ganz normalen Regeln für einen Wechsel in der Winterperiode: Sie brauchen eine Freigabe. Nur wenn beide Mannschaften abgemeldet werden, können sie ohne diese wechseln", macht Reitstetter deutlich.

 
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