Um kurz vor 16 Uhr am Samstagnachmittag waren aus dem Mannschaftskreis des SC Sylvia Ebersdorf besonders häufig die Worte einer Supermarktkette in Euerbach sowie "Ballermann-Musik" heraus zu hören. Am Ende, bevor es in Richtung Kabinen ging, gab Coach Dieter Kurth auch noch den "offiziellen" Partybefehl. Der Tabellenvorletzte der Landesliga Nordwest Vorrundengruppe 1 hatte am letzten Spieltag des Jahres erstaunliche 90 Minuten hingelegt. Mit 8:2 gewannen die Oberfranken beim vor der Saison hochgehandelten SV Euerbach/Kützberg.
Keine Erklärung für das desolate Auftreten seiner Mannschaft fand Euerbachs Trainer Ulli Baumann hinterher. Dabei stand doch so einiges auf dem Spiel. Mit einem Heimsieg wäre für die Gastgeber theoretisch noch die Qualifikation für die Aufstiegsgrunde möglich gewesen. Stattdessen folgte ein Debakel, das sogar die Ausgangslage für die unliebsame Abstiegsrunde im nächsten Frühjahr noch einmal verschlechterte.
Von Beginn weg fand die Baumann-Elf nicht gut ins Spiel. Das Spiel mit Ball wirkte zu fahrig und letztlich unentschlossen. Anders bei den Gästen, die Ball und Gegner geschickt laufen ließen und durch Christopher Autsch verdient in Führung gingen (21.).
Kurz darauf leistete sich der bereits gelb-verwarnte Euerbacher Außenverteidiger Osama Alawami ein unnötiges taktisches Foul auf Höhe der Mittellinie. Schiedsrichter Michael Emmert zeigte folgerichtig Gelb-Rot. Anschließend schienen alle Dämme zu brechen – bei beiden Teams. Euerbach verlor defensiv völlig den Zugriff und Aufsteiger Ebersdorf spielte sich förmlich in einen Rausch. Andreas Böhnlein erhöhte mit einem Doppelschlag zur Pause auf 0:3. "Unser Matchplan ging voll auf", freute sich Ebersdorfs Trainer Dieter Kurth: "Wir wussten, wenn wir sie attackieren und früh anlaufen, haben wir gute Chancen."
Das zarte Aufbäumen Euerbachs direkt nach dem Seitenwechsel fand durch Fabian Bergmanns 0:4 ein jähes Ende. "Dann war klar, dass die dumme Sau mir dir spielen", erklärt Baumann. Das Ligaschlusslicht spielte weiter Angriff um Angriff. Die Gegenwehr bei den Hausherren war längst gebrochen. "So kannst du hinten keine Zweikämpfe führen. Das ist zu billig und dann brauchst du dich nicht wundern, so abgeschlachtet zu werden.", ärgerte sich Baumman.
Fabian Carl erhöhte auf 0:5 (58.), Andreas Böhnlein mit seinem dritten Treffer auf 0:6 (59.) und Patrick Heidenreich auf 0:7 (74). Christoph Saballus im Tor der Euerbacher traf bei allen Gegentoren keine Schuld. Im Gegenteil: Der 27-Jährige verhinderte mit einigen Paraden noch weitere Gegentreffer.
Ganz späte Ergebniskosmetik
Für ein wenig Ergebniskosmetik sorgten Shaban Rugovaj (81.) und Steffen Schmidt (85.) mit ihren zwei "Ehrentreffern". Der Schlusspunkt gehörte Ebersdorfs Christopher Autsch, der per Direktabnahme nach einem Eckball aus gut 20 Metern eine dezente Bewerbung für das "Tor des Monats" verschickte.
Dieter Kurth, der von 2015 bis 2016 sportlicher Leiter beim FC 05 Schweinfurt war, lief noch Minuten nach Abpfiff sichtlich stolz über den Rasen in Euerbach. "Wir haben die letzten Wochen überhaupt nicht überzeugen können", berichtet er. "Heute hatten wir uns vorgenommen, noch einmal das Maximale heraus zu holen. Dass es so hoch ausgeht, hat natürlich keiner erwartet."
Seine Elf, die aufgrund Corona-Erkrankungen etwas dezimiert ins letzte Spiel des Jahres gehen musste, nimmt nun elf Zähler mit in die Abstiegsrunde. Dafür sorgten auch die Big-Points vom Samstagmittag. Euerbach/Kützberg, das an ihrem Saisonziel Aufstiegsrunde letztlich krachend gescheitert ist, nimmt 14 Punkte mit in die Abstiegsrunde.