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Fussball: Landesliga Nordwest
Was ist da los? Euerbach wirft Trainer Julian Grell raus
Warum der Coach des Landesligisten nach nur zehn Spieltagen seines Amtes enthoben wurde, wie die Vereinsvorstandschaft dazu steht und wer der Nachfolger ist.
Julian Grell muss gehen. Seit Anfang dieser Woche ist der 35-Jährige nicht mehr Trainer beim Landesligisten SV Euerbach/Kützberg.
Foto: René Ruprecht | Julian Grell muss gehen. Seit Anfang dieser Woche ist der 35-Jährige nicht mehr Trainer beim Landesligisten SV Euerbach/Kützberg.
Kirsten Mittelsteiner
Kirsten Mittelsteiner
 |  aktualisiert: 09.02.2024 04:54 Uhr

Es war ein Paukenschlag beim SV Euerbach/Kützberg. Julian Grell ist nicht mehr Trainer. Die Landesliga Nordwest hat in der noch jungen Spielzeit ihre erste Entlassung. Nach nur zehn Spieltagen wurde Grell am Montagabend überraschend gekündigt. "Der Sponsor sah sein Ziel, das Erreichen der Aufstiegsrunde und den dadurch möglichen Aufstieg in die Bayernliga, gefährdet", erklärte Sportdirektor Uli Baumann gegenüber dieser Redaktion. Anspruch und Wirklichkeit hatten sich nach dem erneuten unglücklichen Unentschieden in der Vorwoche beim Tabellenletzten in Gochsheim für den Geldgeber wohl zu weit voneinander entfernt.

Um in die Aufstiegsrunde zu kommen, ist das Erreichen des vierten Tabellenplatzes in der Vorrunde maßgebend. Aktuell hat Euerbach mit 13 Punkten – sieben Zähler hinter dem Ersten – genau diesen Rang inne. Wohl zu wenig für den Sponsor. Es bestand offenbar die Befürchtung, in der Rückrunde weiter abzurutschen und das anvisierte Ziel zu verfehlen. Auf sein Drängen hin wurde die Kündigung von Julian Grell nach Gesprächen am Montag im Vorstandsgremium schweren Herzens mit sofortiger Wirkung beschlossen.

"Das hat mich tief getroffen und enttäuscht."
Julian Grell zu seiner Entlassung

"Wir mussten leider so handeln", erklärt Jürgen Hartmann, Vorsitzender des Vereins, "es ist uns alles andere als leicht gefallen, denn Julian ist ein toller Trainer, der seine Arbeit akribisch und mit Herzblut macht. Wir hätten ihm das Erreichen der Aufstiegsrunde zugetraut". Keiner der Verantwortlichen hatte diese Entwicklung kommen sehen. Alle seien davon überrascht worden. Die Kündigung des Trainers war bis zu diesem Zeitpunkt in der Vorstandschaft kein Thema.

Auch Julian Grell erreichte die Nachricht seiner Demission völlig unvorbereitet am Montagabend per Telefon, wohl im Anschluss an das Gespräch der Verantwortlichen. "Das hat mich tief getroffen und enttäuscht", gab Grell zu, "ich hatte keine Möglichkeit, mich zu wehren".

Grell übernimmt die Verantwortung für die sportliche Situation

Ein paar Tage später gibt es folgendes Statement von ihm: "Ich nehme die volle Verantwortung für die aktuell sicherlich ernüchternde sportliche Situation auf mich und akzeptiere die Entscheidung des Vereins. Ich möchte mich beim Verein für das Vertrauen und die Chance bedanken, dass er mir die Möglichkeit gegeben hat, die Verantwortung für die Erste Mannschaft zu übernehmen. Vielen Dank an meine Spieler für die Unterstützung und die Bereitschaft, diesen Weg gemeinsam zu gehen. Ich wünsche dem Verein und der Mannschaft viel Erfolg und Gesundheit und bedanken mich für die Zeit."

Es mutet nun ein wenig an, als sei Grell eine Art Bauernopfer. Nur zehn Spiele hatte er, abgesehen von den wenigen Partien im Herbst 2020 unter Corona-Bedingungen, Zeit, den neu zusammengesetzten Kader zu formen. Grell betonte immer, dass nicht spielerisches Unvermögen zu den Niederlagen oder Unentschieden geführt hätte, sondern teils unglückliche Aktionen, wie sie immer passieren können. "Manchmal fehlt einfach auch nur das Glück", fand er. So ähnlich sieht es auch die Vereinsführung, der aber wohl die Hände gebunden waren.

Der Nachfolger ist der Vorgänger

Grells Nachfolger ist zunächst bis zum Ende der Saison mangels eines "Plan B" der bisherige Sportdirektor Uli Baumann, der bereits 2019 das Team trainierte. "Mir tut es für Julian extrem leid", bedauert der, "ich kenne ihn gut und habe ihn selbst nach Euerbach geholt". Grell kam anfangs als Spieler vom TSV Aubstadt mit der Option, das Traineramt von Baumann zu übernehmen. Die Übergabe fand im Sommer 2020 statt. Wohin ihn die Reise nun führt, wird man sehen.

"Ich schnippe nicht mit den Fingern und es läuft", warnte Baumann. Für die Mannschaft könne der Blick nur nach vorne gehen, denn viel Zeit zur Umgewöhnung bleibt nicht. "Wir müssen punktemäßig in eine bessere Ausgangslage kommen, um vorne ein Wörtchen mitreden zu können", gibt Baumann vor.

Am Samstag hat die Mannschaft zu Hause um 15 Uhr den 1. FC Geesdorf vor der Brust und da sollen wichtige Zähler geholt werden. Bleibt abzuwarten, wie die Mannschaft diese aufregende Woche verkraften wird.

 
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Kommentare
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  • belissimo
    Wenn ich als Trainer zu so einem Verein gehe, weiß ich jedoch auch vorher wer hier das Sagen hat und wer die Kohle bezahlt. Vielleicht hat das ein Trainergreenhorn wie Grell unterschätzt.
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  • baeckerei.mahler@t-online.de
    Ich hätte den Sponsor entlassen, alles andere wurde schon geschrieben
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  • wmk
    Euerbach und Kützberg - es ist gar nicht so lange her, da dümpelten diese beiden Dorfvereine noch in der damaligen C-Klasse.

    Wenn man sieht wie sich die handelnden Personen (inkl. Herrn Baumann) von einem größenwahnsinnigen Unternehmer benutzen lassen, dann kann man sich eigentlich nur wünschen, dass die beiden Vereine in diese Klasse zurückkehren, in die sie von ihrer Handlungsweise auch gehören.

    Niemand in der Bayernliga kennt Euerbach und auch nicht Kützberg und das ist auch gut so !!

    Herr Baumann, haben Sie das nötig ?

    Fazit: Der Größenwahn ist auf dem flachen Lande angekommen !
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  • lannig@t-online.de
    Wenn die Verantwortlichen nur Marionetten eines Sponsors sind, dann ist der Untergang dieses Vereins vorprogrammiert. Man hat viele negative Beispiele in Würzburg und im Umland, sowas geht auf Dauer nie gut!
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  • tobias.ament@gmail.com
    Und zack ist dieser Verein für mich um ein noch viel größeres Stück unsympathischer ... selber Schuld wenn man sich von einem anscheinend übermächtigen Sponsor vor den Karren spannen lässt ...
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  • Albatros
    So fängt das doch schon in der Kreisliga an, der ortsansässige Elektrobetrieb und dessen fußballverrückter Inhaber sponsort den heimischen Verein, bei dem er früher selbst gekickt hat. So, und jetzt als erfolgreicher Unternehmer kann er bei den Entscheidungen des Vereins durch sein Sponsoring mitmischen. Das geht so weit, dass er bestimmt welcher Spieler spielt und wer auf der Bank sitzt. Die Mannschaft, weit von Herbergers Wunschvorstellung "elf Freunde müsst ihr sein"entfernt, besteht fast nur aus auswärtigen Spielern und Söldnern. Nach dem Spiel gehen die meisten getrennte Wege, kein Zusammenhalt und keine Kameradschaft. Welch Wunder, dass es auf dem Platz nicht klappt, da stehen zwar elf Spieler, aber keine Mannschaft. Und so platzt der Traum des Sponsors endlich in der Liga zu spielen, wohin er es selbst nie geschafft hat. Die Söldner haben längst einen neuen Verein und so wird die Mannschaft in der Tabelle nach unten durchgereicht. Und die Moral von der Geschichte.......
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  • familie.diener@gmx.net
    Ob es auf Dauer so sinnvoll ist , alles auf einem Sponsor und auf dessen Geld alles
    aufzubauen , wage ich zu bezweifeln.
    Wenn es hier schon nur ums Geld geht , dann " gute Nacht " Amateurfußball !
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