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Radsport
Trotz Boom gibt es große Sorgen um den Schweinfurter Radsport
Die Radsportabteilungen des TSV Werneck und RV Schweinfurt versuchen einen Neustart. Der beinhaltet aber eine ganze Reihe von Fragezeichen.
Ein Quartett für den Neustart bei den Radsportlern des TSV Werneck. Von links: Die beiden Mountainbiker Heiko und Cherie Redecker, der neue Abteilungsleiter Hubert Vollmuth und Trainer Timo Eichelbrönner.
Foto: Steffen Krapf | Ein Quartett für den Neustart bei den Radsportlern des TSV Werneck. Von links: Die beiden Mountainbiker Heiko und Cherie Redecker, der neue Abteilungsleiter Hubert Vollmuth und Trainer Timo Eichelbrönner.
Steffen Krapf
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:16 Uhr

Dass der Radsport zu den Gewinnern der Corona-Pandemie gehört, ist allenfalls auf den ersten Blick etwas richtig. Das Radfahren als Hobby hat sicherlich seit Ausbruch der Pandemie, als individuelle Möglichkeit Sport auszuüben, an Beliebtheit gewonnen, als Leistungssport hat er allerdings mit ebenso vielen Problemen zu kämpfen, wie die meisten anderen Sportarten auch.

Die Radsport-Abteilung des TSV Werneck ist dabei sich neu zu sortieren. Im April letzten Jahres starb völlig unerwartet Abteilungsleiter Toni Hornung – der Mann, der den Radsport nicht nur in Werneck geprägt und angetrieben hat. Hornung war unter anderem auch Präsidiumsmitglied des Bund Deutscher Radfahrer (BDR). Die Nachfolge hat Hubert Vollmuth angetreten. Er wurde gebeten das Amt zu übernehmen, vor allem auch, damit die aktuell sieben Lizenzfahrer des Vereins „nicht im Regen stehen“.

Komplizierter Neustart

Der Neustart gestaltet sich in Zeiten von Corona, in denen die Abteilung nicht einmal Versammlungen einberufen kann, allerdings schwierig. Auch die Trainingseinheiten gestalten sich kompliziert durch die Corona-Regelungen – je nach Inzidenzwert. Gruppentraining war die meiste Zeit über nicht möglich. „Die Außenbewirtschaftung in der Gastronomie machen sie auf, aber die Fahrradfahrer wollen sie nicht in der Gruppe fahren lassen“, wundert sich Vollmuth etwas über das Regel-Wirrwarr.

Dass der Verein vom aufkommenden Trend des Radfahrens als Hobby profitieren können, ist natürlich die Hoffnung. Das Ganze ist aber nicht so einfach, wie es den Anschein hat. Ein hoher Aufwand mit mehreren Trainings pro Woche sind da nötig. „Ich denke es ist gar nicht so bekannt, dass es Radfahren auch als Wettkampf- und Leistungssport gibt“, sagt Trainer Timo Eichelbrönner. Der heute 25-Jährige ist seit seinem 18. Geburtstag Trainer beim TSV.

Im Sommer plant der Verein einen „Ferienspaß“, um den Nachwuchs den Radsport schmackhaft zu machen. In den letzten Jahren konnten dadurch aber keine zukünftigen Vereinsfahrer akquiriert werden, merkt Eichelbrönner an und tritt damit etwas auf die Euphoriebremse. Wettbewerbe auf Amateurebene sind bislang durch Corona kaum möglich. Die Profis dagegen, wie Mountainbike-Fahrerin Cherie Redecker, dürfen dagegen ran.

Testen, testen, testen heißt es vor den internationalen Turnieren inmitten der Pandemie, klärt ihr Ehemann Heiko Redecker auf, der ebenfalls Radfahrer ist. Die Südafrikanerin Cherie Redecker kam letztes Jahr noch vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie nach Deutschland und schloss sich dem TSV an. Die Olympia-Qualifikation hat sie kürzlich verletzungsbedingt verpasst.

„Da waren wir so viele auf der Straße, wir hätten eigentlich fast ein Begleitfahrzeug gebraucht.“
Hubert Vollmuth, Abteilungsleiter TSV Werneck

„Cherie ist unser Aushängeschild“, sagt Vollmuth stolz: „Das ist ganz wichtig für den Verein. Umso mehr Lizenzfahrer wir haben, umso mehr Zug ist dahinter und desto mehr Leute kommen zu uns in die Abteilung.“ Und dann macht alles mehr Spaß, stellt der neue Abteilungsleiter fest, bevor er noch einen kleinen Gedankenausflug in die Vergangenheit unternimmt.

Um die Jahrtausendwende waren die Wernecker Radfahrer in ganz Deutschland bekannt, mit bayerischen Meistern und nationalen Spitzenfahrern. Auch die gemeinsamen Straßenrennen im Verein immer mittwochs, sind Vollmuth in bester Erinnerung: „Da waren wir so viele auf der Straße, wir hätten eigentlich fast ein Begleitfahrzeug gebraucht.“ Aber das sei Vergangenheit, schließt er den Schwenk ab.

Mountainbike dominiert

Mittlerweile hat sich das Geschehen sowieso eher auf die Naturstrecken verlagert. Die meisten Fahrer im Verein sind heute Mountainbiker. Bis vor zwei Jahren hatten die Wernecker noch ihren eigenes Turnier in Schraudenbach, bis die Helfer zu wenig wurden, erklärt Eichelbrönner. Auch die Sponsorensuche gestaltete sich immer schwieriger. „Die Strecke war immer super, ich hoffe wir können so etwas irgendwann wieder auf die Beine stellen.“

Von einer erstmal nicht stattfindenden Veranstaltung muss auch Johannes Schöneich aus der Vorstandschaft des RV 1889 Schweinfurt berichten. Die „Bike Days“ können, wie schon im vergangenen Jahr, auch 2021 nicht durchgeführt werden. 2016 fand die Veranstaltung das erste Mal an der Stadtmauer in Schweinfurt statt. Sie entwickelte sich prächtig – bis Corona kam. 2022 sollen die Bike Days wieder durchstarten.

Johannes Schöneich, Vorstand des RV Schweinfurt an der Schweinfurter Stadtmauer, wo 2022 endlich wieder die Bike Days stattfinden sollen.
Foto: Steffen Krapf | Johannes Schöneich, Vorstand des RV Schweinfurt an der Schweinfurter Stadtmauer, wo 2022 endlich wieder die Bike Days stattfinden sollen.

Finanziell gerät der RV trotz der fehlenden Einnahmen aus der Veranstaltung aber nicht ins Schlingern. „Wir haben Gott sei Dank gut gewirtschaftet“, erklärt Schöneich. Zudem erhielt der Verein, der 114 Mitglieder zählt, darunter 30 aktive Sportler und fünf Trainer, Unterstützung durch die „Erich und Erna Kronauer-Stiftung“ und der „Oskar Soldmann-Stiftung“. Liegenschaften hat der RV keine zu unterhalten. Auch die erhöhte Vereinspauschale war sehr hilfreich, berichtet der Vorstand.

Sportlich liegt aber alles noch sehr im Argen. Die Fahrer, darunter fünf Lizenzfahrer im Radrennsport und sieben im Mountainbike, können nur individuell für sich trainieren. Online-Sitzungen konnten keine wirklich Abhilfe leisten zu den fehlenden Treffen von Angesicht zu Angesicht, findet Schöneich: „Da ist es schwierig den richtig Kontakt zueinander zu finden.“ Im Verein sieht man keinen Sinn dahinter alles „krampfhaft aufrecht zu erhalten.“ „Wir warten auf den Startschuss. Dann organisieren wir uns wieder neu.“

Kommt die Jugend zurück?

Am schlechtesten sind die Radballer mit ihren acht Aktiven, die zur bayerischen Spitze gehören, dran. Zwei Spielzeiten sind mittlerweile ausgefallen. Als Hallen-Kontaktsport besteht derzeit auch noch keinerlei Hoffnung auf die Wiederaufnahme des Trainings- und Spielbetrieb. Ein wenig Sorgen macht der Verein sich auch um seinen Nachwuchs, auf den der Verein als Grundsatz immer den Fokus legt: „Wir sind uns nicht ganz sicher, ob die Jugendlichen, die wir vor Corona hatten, immer noch dabei sind, wenn es weitergeht“, sagt Schöneich: „Das wird sehr spannend. Dass es mehr werden, kann ich mir nicht vorstellen.“

 
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