
Nico Stephan grinste übers ganze Gesicht, nachdem er mit seinen Teamkollegen und den überglücklichen Fans dieses 2:0 (2:0) des FC 05 Schweinfurt gegen Bayern München II in der Fußball-Regionalliga Bayern gefeiert hatte. Schließlich war dieses Spiel für den 21-jährigen Poppenhäuser etwas ganz Besonderes. An diesem Abend im Sachs-Stadion durfte er das erste Mal diese Runde in der Liga ran, nachdem er zuvor erst zwei Viertliga-Matches beziehungsweise insgesamt zehn Spiele in der Männer-Landesliga oder höher bestritten hatte. "Der Wechsel kam auch für mich etwas überraschend", gab der Schlussmann zu, der eine überragende Leistung abgeliefert hatte, "Bennet hat ja leider ein bisschen gepatzt, das wünscht man aber auch keinem."
Trainer Christian Gmünder hatte dem früheren Geesdorfer Stephan nach dem 5:0 im Pokal bei seinem Ex-Verein wieder das Vertrauen geschenkt und Bennet Schmidt auf die Bank beordert. Der habe, so Gmünder, die Entscheidung "sehr gut aufgenommen". Dabei war es eine nicht gerade risikoarme: Stephan, der unter anderem bei Erzgebirge Aue ausgebildet wurde, musste nach einem Motorrad-Unfall, bei dem ihm "die Vorfahrt genommen wurde", eine anderthalbjährige Fußballpause überstehen – "und als ich dann wieder fit war und spielen wollte, kam Corona", führte der Torwart aus. "Aber jetzt bin ich wieder voll dabei und spüre davon nichts mehr." Das bekamen vor allem die Bayern zu spüren, die er mit einigen Paraden, vor allem beim Schuss von Grant-Leon Ranos (3.), verzweifeln ließ.
Doch da stand es eben schon 1:0. Kurz zuvor hatte Dominic Schmidt Übersicht bewiesen und Felix Schwarzholz bedient (2.) – 20 Minuten später dann Tim Kraus, der zum 2:0 einnetzte. Dass Torschütze Schwarzholz (28.) und der wieder einmal nicht zu verteidigende Adam Jabiri (38.) verletzt vom Platz mussten, hätte die Schweinfurter durcheinanderbringen können. Doch die hielten sich stoisch an den grundsätzlichen Matchplan, so dass FC-05-Boss Markus Wolf hernach im Spielerkreis seinen Emotionen freien Lauf lassen konnte. "Ich hab den Jungs gesagt, dass wir die Münchner niedergekämpft und Männerfußball gezeigt haben", erläuterte der Geschäftsführer nach der Pressekonferenz – noch immer selig.
In der hatte sich Bayern-Coach Martin Demichelis, der unter anderem für die Landeshauptstädter in der Champions League und für die argentinische Nationalelf bei den Weltmeisterschaften 2010 und 2014 verteidigte, verbal verneigt. Und das zu Recht. "Schweinfurt war aggressiver als wir. Von dieser Truppe hat meine sehr junge Mannschaft heute gelernt." Gmünder genoss das Lob und sicherlich auch die Tatsache, dass das mannorientierte Defensivverhalten seiner Grün-Weißen den Oberbayern einfach den Stecker zog. "So hab ich sie als Trainer in der U 19 mal geschlagen", verriet der 42-Jährige lachend, der im Vorfeld eine Art Manndeckung noch ausgeschlossen hatte.
Nun fokussiert der Trainer die Regeneration
Wirklich zum Feiern zu Mute war Gmünder dennoch nicht. "Wir haben ja am Dienstag gleich das nächste Spiel gegen Greuther Fürth II. Wir müssen schauen, dass wir möglichst gut regenerieren", blickte er nach dem starken Auftritt seiner Mannen gleich mal nach vorn. Die nahe Zukunft wird dann auch weisen, wie lange Schwarzholz und Jabiri zu pausieren haben, "da müssen wir jetzt die Untersuchungen abwarten."
Ein Satz, den Nico Stephan ebenfalls sehr gut kennt und einer, der, sehr zum Leidwesen von Wolf, Gmünder und Sportdirektor Robert Hettich, oft nach Spielen mit Schweinfurter Beteiligung zu hören ist. Doch die Nullfünfer wollen nicht jammern. "Das muss man aber eben auch erstmal kompensieren", so Stephan, als er noch auf dem Stadion-Rasen stand. Zuvor war Vitus Scheithauer, der sich unter der Woche erneut schwer am Knie verletzt hatte, auf Krücken zum Kreis gestoßen. "Ihm kann ich jetzt nur raten: Gas geben, durchhalten und Zeit lassen." Mit Rückschlägen kennt sich der Torhüter ja aus – und sein Weg kann, wie der Auftritt am Freitagabend – ja eigentlich nur Mut machen.