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Fußball: Regionalliga Bayern
Nach dem 2:5-Debakel: die Schwachstellen im Spiel des FC 05
Dass es mental und defensiv nicht reichte in Burghausen, nagt am Selbstverständnis der Schweinfurter. Muss vielleicht das so offensive wie riskante Spielsystem auf den Prüfstand?
Begossene Pudel? Konsterniert schlichen die Schweinfurter Spieler (von links) Kevin Fery, Amar Cekic, Marco Zietsch und Amar Suljic im strömenden Regen vom Platz.
Foto: Christian Butzhammer | Begossene Pudel? Konsterniert schlichen die Schweinfurter Spieler (von links) Kevin Fery, Amar Cekic, Marco Zietsch und Amar Suljic im strömenden Regen vom Platz.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 09.02.2024 19:17 Uhr

Neidvoll dürften die Schweinfurter Fußballer auf ihre Smartphones geblickt haben, sollten sie der Instagram-Story ihres Aubstadter Kicker-Kollegen Ingo Feser am Dienstagabend gefolgt sein: Denn im TSV-Sportheim gab's nach dem 4:0 über Aschaffenburg eine Sieger-Party mit oberfränkischem Bier, Weißwein, Rum- und Weinbrand-Mischungen. Und beim FC 05 auf der Heimfahrt im Bus? Da gab's die Videoanalyse des 2:5-(2:4)-Debakels in Burghausen - eine Nabelschau Schweinfurter Schwachstellen. 

Die Mentalität

Von der ersten Minute an war ein Unterschied erkennbar, wie beide Mannschaften das Spitzenspiel annehmen würden. Gleichwohl die Schweinfurter durch Amar Cekic in der 17. Minute mit 1:0 in Führung gegangen und optisch dominierend waren - die giftigere, schnellere und gefährlichere Mannschaft war der SV Wacker. Fußball kann viel einfacher sein, als es die etwas selbstverliebten Nullfünfer an diesem Abend wahrhaben wollten: steil über den Flügel, Flanke in die Mitte, Tor - funktioniert. Gegen einen FC 05, der sich in fußballerischen Lösungen erging, während Burghausen den ob Dauerregens triefend nassen Rasen zu teilweise abenteuerlichen Grätschpartien nutzte und sich so immer wieder pushte.

Die Defensivarbeit

Zwei Gegentore in zwei Minuten (18., 19.) - "das ging zu einfach", befand 05-Stürmer Adam Jabiri. "Wir haben als Mannschaft schlecht verteidigt, da fehlt die Cleverness." Was sich beim Doppelpack von Robin Ungerath (31., 43.) fortsetzte, als der nur 181 Zentimeter große Angreifer die 05-Abwehr auch in der Luft düpierte. Die nach den Ausfällen der Stamm-Innenverteidiger Lukas Billick (Achillessehne) und Nico Rinderknecht (fiebriger Infekt) ins Rennen geworfenen Jungspunde Tim Kraus (21) und Jannik Schuster (22) waren mit der Relevanz des Spiels überfordert.

Trainer Tobias Strobl wollte das "nicht als Alibi gelten lassen", räumte eigene Fehler ein. Beispielsweise nicht auf den gegen Aubstadt starken Lamar Yarbrough vertraut zu haben. Kraus nahm er früh wieder raus (33.), "um ihn zu schützen". Seine Kritik ging ans Mittelfeld: "Nach Ballverlusten hatten wir eine schlechte Staffelung." Nach Jabiris 4:2 (45.+2) hatten die Gastgeber in der zweiten Halbzeit etliche Konterchancen, um mehr nachzulegen als Tor fünf - nach einer Ecke, was einmal mehr das zaghafte Verhalten bei Standardsituationen belegte.

Die Zahlen

Die für einen Favoriten mangelhafte Tordifferenz von beiträgt nach fünf Spielen 17:9. Der FC 05 kassierte immer mindestens ein Gegentor, insgesamt schon neun - nur fünf Mannschaften haben mehr. Fast zwei Gegentore im Schnitt - zum Vergleich: In der Abbruch-Saison hatten die Schweinfurter als Tabellenvierter 29 Gegentore in 23 Partien. "Daran müssen wir arbeiten", so Strobl. "Schnell."

Die Erkenntnis

Die fünf absolvierten Partien haben gezeigt: Gegen unbequeme Mannschaften (Buchbach, 1:1) tut sich der FC 05 schwer, steht damit aber nicht allein da. Gegen das Gros der Liga werden Bayreuth, München, Burghausen und Schweinfurt kaum Probleme bekommen, dazu ist der Leistungsunterschied inzwischen zu groß. Bleiben die Spiele der Top-Teams untereinander. Anders als in den Vorjahren, als sich das Titelrennen in einer Charakterfrage auf den Dörfern entschieden hat, dürfte das nun in den direkten Vergleichen passieren.

Da haben Bayreuth und Schweinfurt gegen die recht regionale Überraschungsmannschaft Burghausen verloren. Vielleicht sind die Nullfünfer doch nicht ganz so breit aufgestellt und bei Ausfällen gewappnet, vielleicht ist das 3-5-2-System zumindest gegen Teams auf Augenhöhe auch zu riskant und muss auf den Prüfstand? Tore schießen allein ist eben zu wenig - am Dienstagabend hätten auch vier nicht gereicht. Kleiner Trost bei gerade erst 13 Prozent des zu absolvierenden Programms: Der fünfmal siegreiche FC Bayern München II hatte es noch mit keinem Mitkonkurrenten zu tun - die fünf Punkte Vorsprung auf den FC 05 stehen aus dem Zusammenhang gerissen da.

Der Ausblick

Der FC 05 täte gut daran, das Scheitern gegen Havelse in der Relegation und den plötzlich doch nur mittelmäßigen Saisonstart in seiner Kausalität richtig einzuordnen. "Es ist gut, dass das nächste Spiel so schnell kommt", sagt Jabiri mit Blick auf die bereits am Samstag (14 Uhr) anstehende Aufgabe gegen den 1. FC Nürnberg II - gegen den ein Sieg, und sei es ein dreckiger, zwingend nötig ist, um nicht aus der Bahn zu fliegen. Für aufkommende Selbstzweifel sei so wenig Raum. Strobl verpackte den gleichen Gedanken in Sarkasmus: "Wir haben heute vergessen, was am Samstag war. Jetzt müssen wir am Samstag vergessen, was am Dienstag war." Mit Stammkeeper Luis Zwick, Rinderknecht und dem nochmals geschonten "Mentalitäts-Monster" Martin Thomann sollten dann drei Spieler mit Charisma zurück sein. Fehlen wird Malik McLemore. Er musste in der Nachspielzeit mit Gelb-Rot vom Feld. Ein in seiner Sinnlosigkeit symptomatischer Platzverweis.

 
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