Der erste Saisonsieg des TSV Aubstadt war ebenso verdient wie dringend nötig für den weiteren Saisonverlauf. Die nächste Niederlage hätte durchaus fatale Folgen haben können. So dramatisch sah es TSV-Trainer Victor Kleinhenz nach dem 4:0-Erfolg gegen Viktoria Aschaffenburg allerdings nicht. Bei ihm regierten im Vorfeld Vertrauen in die Mannschaft und Zuversicht. Das Umfeld allerdings hatte Gewitterwolken heraufziehen gesehen, so wie ein paar Stunden vor dem Anpfiff in der NGN-Arena. Etliche der vielen "Trainer" unter den 777 Zuschauern sprachen bis kurz vor Spielbeginn im Konjunktiv, hätten in Schweinfurt defensiver und mit anderem System gespielt.
Verschossener Elfmeter bringt Aubstadt nicht aus dem Tritt
Und dann solch ein Befreiungsschlag, der bei der Gesamtheit aller Chancen statt 4:0 auch doppelt so hoch hätte ausfallen können. In der Anfangsphase scheiterte Ingo Feser zwar noch zum zweiten Mal in Folge vom Elfmeterpunkt. Doch dann holte "die Laufmaschine" Marcel Volkmuth den Hammer raus. Der Herschfelder wuchtete die Kugel aus knapp 20 Metern in die Maschen - Ausdruck einer richtigen Trotzreaktion. Die zu dem Zeitpunkt aber auch unbedingt nötig war, kann doch so ein überlegen geführtes Spiel auch mal kippen.
Volkmuth, die Arbeitsbiene, nicht der Filigrantechniker, eher der wichtige Mann fürs Grobe, ist nicht unbedingt ein Torjäger. In dieser Situation "hatte ich aber nicht viel Zeit nachzudenken oder zu zielen. Da haut man einfach drauf", sagte er zu seinem ersten Treffer in der Regionalliga. Ob er bei seinen rekordverdächtigen Kilometern im Spiel nicht auch mal müde werde? "Aufs Ende hin schon." Besonders mitteilungsbedürftig ist Marcel Volkmuth nicht. Ob sein Lungenvolumen genetisch bedingt sei? "Weiß ich nicht." Ob er über die drei Trainingseinheiten pro Woche für sich zusätzlich etwas getan habe, vielleicht mit dem Vater? "Nein, mit der Mutter schon eher. Der habe ich diesbezüglich viel zu verdanken. Und im Training muss man halt immer Gas geben." Es gab wohl keinen am Platz, der ihm dieses Tor nicht gegönnt hatte.
Beeindruckende Rückkehr von Max Schebak
Joshua Endres, der von Rot-Weiss Essen nach Aubstadt gewechselte Würzburger, erzielte die Treffer zum 3:0 und 4:0, seine ersten beiden Tore im TSV-Trikot. "Er ist der Typ Torjäger", hatte ihn Kleinhenz angekündigt, als er noch eine Verletzung auskurierte. "Ich freue mich, dass ich das Vertrauen der Trainer erfüllen konnte und fühle mich einfach glücklich, auch ein bisschen über meine Leistung. Aber das Wichtigste sind die ersten drei Punkte. Wir mussten nach Schweinfurt ja auch eine Reaktion zeigen", sagte Endres.
Übers ganze Gesicht strahlte Max Schebak, der vor einem Jahr aussortiert worden war und nun aus Sand wieder zurück ist. Vor eineinhalb Wochen erzielte er zwei Treffer für die zweite Mannschaft in der Kreisklasse. Bis dato ohne eine einzige Minute in der Regionalliga-Mannschaft funktionierte er auch auf Anhieb fünf Klassen höher. "Es hat sehr, sehr gut getan, wieder mal von Anfang an in der Mannschaft zu stehen. Wir hatten den absoluten Willen zu gewinnen und haben das von der ersten Sekunde an gezeigt. Ich bin zuversichtlich, wir können positiv nach vorne schauen", freute sich Schebak.
Michael Dellinger musste nach seiner gelb-roten Karte drei Tage zuvor in Schweinfurt gegen die Viktoria zuschauen. "Wir haben ja die ersten zwei Heimspiele schon sehr gut gespielt. Aber heute haben wir uns endlich mal belohnt. Ich bin stolz auf die Mannschaft. Sie hat gezeigt, dass wir auch Tore schießen können. Klar wäre ich gerne dabei gewesen. Aber wir sind halt eine Gönner-Mannschaft. Ich gönne es besonders dem Max Schebak nach so einer langen Phase, in der er sehr gelitten hat. Das hat für ihn sehr viel bedeutet. Am Samstag stehen vielleicht wieder ein paar andere Spieler auf dem Platz und dann muss es genau so weitergehen."
Zufrieden war natürlich auch Trainer Victor Kleinhenz. "Heute ist uns der eine oder andere Stein vom Herzen gefallen. Die Reaktion und Einstellung der Mannschaft, wie wir gerackert und uns gegenseitig unterstützt haben, war klasse. Wenn zu dem Vertrauen noch so viele fußballerische Elemente dazu kommen, dann macht das Spaß und sieht richtig gut aus." Es sei wichtig, dass die kleineren Rückschläge nicht zur Kopfsache werden. "Wir konnten ein paar neue Spieler bringen, die etwas unbelasteter aus den letzten Spielen raus gegangen sind. Riesen-Kompliment an die Mannschaft und die Zuschauer."
Roland Beck ist beeindruckt von der "Maschine Volkmuth"
Roland Beck, Fußball-Urgestein des SV Eichenhausen, spielt gelegentlich noch selber Fußball in der 2. Mannschaft und war seit längerer Zeit wieder einmal zu Gast in Aubstadt. "Diesmal war zuschauermäßig mal nicht die Hölle los und ich hab es nicht bereut. Aubstadt spielt wirklich einen sehr guten Fußball. Ich werde jetzt öfter mal kommen, da macht das Zuschauen Spaß." Besonders gefallen habe ihm Außenverteidiger Leonard Langhans und diese "Maschine Volkmuth". Solche Spieler brauche man hinten drin. "Da ist ja ein Riesen-Tempo drin. Und wenn sie auswechseln, wird es nicht langsamer, echt klasse” , sagte Beck Mitte der zweiten Halbzeit.
Eine stichhaltige Erklärung für den enttäuschenden Auftritt seiner Mannschaft lieferte Gäste-Trainer Jochen Seitz: "Wir haben momentan extremes Verletzungspech. Die Mannschaft ist alle drei Tage fast identisch, weil wir keine Alternativen haben. Die Spieler hatten heute keine Kraft, um dagegenzuhalten. Da ist Aubstadt ein bisschen weiter. Die waren wesentlich frischer." Dann aber teilte er noch mal Richtung Bayerischen Fußball-Verband (BFV) aus: "Es ist schwierig in Worte zu fassen, was der BFV sich denkt bei so einem Spielplan, wonach eine Amateurmannschaft jeden dritten Tag Fußball spielen muss. Champions-League-Mannschaften beschweren sich darüber."