Nach dem coronabedingten Saisonabbruch in der Eishockey-Bayernliga im Dezember ist es still geworden um die Mighty Dogs. Das heißt aber nicht, dass hinter den Kulissen in den vergangenen Wochen und Monaten nichts passiert ist. Im Gegenteil: Bereits seit Jahresbeginn treffen sich die Verantwortlichen regelmäßig jeden Montagabend in einem Online-Meeting, um die kommende Saison zu planen und dafür zu sorgen, dass, wenn es die Pandemielage zulässt, in Schweinfurt wieder Eishockey gespielt werden kann und dafür auch eine schlagkräftige Truppe auf dem Eis steht.
Wann es soweit sein soll, steht zumindest von Seiten des Bayerischen Eissport-Verbands (BEV) mittlerweile fest. "Die Saison soll am 1. Oktober beginnen, ob mit oder ohne Zuschauer", so Stephan Steinert, der sich neben den Finanzen auch für den Kontakt zum Verband verantwortlich zeichnet. Klar ist aber auch, dass die Voraussetzungen dafür erst durch eine Freigabe seitens der Politik geschaffen werden müssen.
Wird es eine zweigeteilte Bayernliga geben?
Wie der Modus genau aussehen wird, ist ebenfalls noch unklar. "Ein Szenario ist eine Einteilung der Bayernliga in zwei Gruppen, um zum Beispiel Nachholspiele zu erleichtern." Auch Anfahrten und somit die Mobilität könnten so reduziert werden. Ähnlich also dem Modell, das gerade in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) praktiziert wurde. "Klar ist hingegen, dass es künftig auch wieder eine Verzahnung mit der Oberliga sowie der Landesliga geben soll." Entsprechende Signale habe der BEV von allen Beteiligten bekommen. Genaueres wird man aber, abhängig von der Pandemieentwicklung, noch abwarten müssen.
Dementsprechend gestalten sich natürlich auch die finanzielle Planung und abhängig davon natürlich auch die des Kaders schwierig. "Wir arbeiten aktuell mit drei Szenarien", so Steffen Reiser, der im Bereich Marketing entscheidend mit für die Einnahmen-Seite Verantwortung übernimmt. "Die aktuelle Kaderplanung gründet sich auf das Worst-Case-Szenario." Daher werde man den Kader zuerst in der Breite aufstellen. "Zunächst müssen wir eine Basis aufbauen. Erst wenn die steht, werden wir die Schlüsselposition, sprich die Kontingentstellen, besetzen", macht auch der Sportliche Leiter Gerald Zettner deutlich, dass bei den Verantwortlichen alle am gleichen Strang ziehen. "Wir müssen auf jeden Fall mal mit 12 000 Euro weniger planen, da die Jahreskarten der Vorsaison ihre Gültigkeit behalten und wir sie somit nicht nochmal verkaufen können." Zudem müsse man auch mit weniger Umsatz durch eventuell angeordnete Geisterspiele rechnen. "Dementsprechend ist bei den Personalkosten Zurückhaltung angesagt."
Tendenz geht in Richtung Spielertrainer
Das wird wohl auch die Trainerposition betreffen, weshalb ein Saisonstart mit einem hauptamtlichen Übungsleiter, wie es in der Vorsaison Kyle Piwowarczyk war, eher unwahrscheinlich erscheint. "Die Tendenz geht momentan eher in Richtung eines Spielertrainers", so Zettner. Dieser soll dann wieder in einem Gespann mit einem zweiten Trainer agieren, der das Schweinfurter Umfeld gut kennt. Dass Andreas Kleider hier Ansprechpartner Nummer eins sein dürfte, liegt auf der Hand.
Auch wenn im Hintergrund seit Wochen fleißig Gespräche geführt wurden, sind bislang keine Personalentscheidungen aus den genannten Gründen finalisiert worden. Das werde sich in den kommenden Tagen und Wochen aber definitiv ändern, kündigen alle drei eine höhere Schlagzahl an. Denn intern wurde die eishockeyfreie Zeit genutzt, um ganz klare Zielsetzungen für die Zukunft festzulegen. "Dass wir in der kommenden Saison nicht um die Meisterschaft mitspielen werden, muss uns allen klar sein", gibt sich Zettner realistisch, aber zugleich kampfeslustig: "Um die Play-off-Plätze mitspielen wollen wir aber schon - wenn es denn Play-offs geben wird."
Viele Ideen für die Zukunft des Eishockeys beim ERV
Mittelfristig gehe es darum, in Schweinfurt eine gesunde Basis aufzubauen und diese dann immer wieder punktuell und zielgerichtet zu verstärken. "Wir wollen Kontinuität in den Kader bringen, was sich unserer Meinung nach in zwei bis drei Jahren sportlich niederschlagen wird", so Zettner. Jetzt gehe es darum, eine junge, hungrige Mannschaft auf die Beine zu stellen, die den Fans wieder leidenschaftliches Eishockey bietet.
Um dies zu realisieren, wurde beim ERV Schweinfurt auch einiges unternommen, um die Identifikation mit dem Verein wieder zu stärken. "Es wird, unabhängig vom Trainer, einen Teamguide für die Mannschaft geben, der klar vorgibt, was wir als Verein von den Spielern erwarten", verdeutlicht Reiser. Ähnliche Vorgaben seien aber auch in anderen Bereichen des Klubs geplant, um dem Ziel, professionelle Strukturen weiter aufzubauen, näherzukommen.
Zudem soll auch den Fans im Icedome ein ganz neues Flair vermittelt werden. Eine zentrale Rolle ist dabei für die Gaststätte "Overtime" vorgesehen, die wieder stärker zum Mittelpunkt des Vereinslebens werden soll. Und auch die Eishalle selbst soll künftig eine Beschäftigung mit der erfolgreichen Vergangenheit des ERV auszeichnen. Genauere Informationen hierzu werde es ebenfalls in naher Zukunft geben. Man darf also gespannt sein.