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Fußball: Regionalliga Bayern
FC 05 übt sich in Selbstkritik: "Nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen"
Die Schweinfurter offenbaren beim 3:1-Arbeitssieg gegen wenig aktive Fürther mentale Schwächen. Warum für die weitere Aufholjagd eine deutliche Leistungssteigerung nötig sein wird.
Besprechung noch auf dem Platz: Inzwischen ist das ein festes Ritual beim FC 05 Schweinfurt – gleichwohl die interne Aufarbeitung der Leistungen nicht immer glatt ausfällt.
Foto: Marion Wetterich | Besprechung noch auf dem Platz: Inzwischen ist das ein festes Ritual beim FC 05 Schweinfurt – gleichwohl die interne Aufarbeitung der Leistungen nicht immer glatt ausfällt.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 09.02.2024 12:04 Uhr

Da stand er nun, versuchte, das eben mit 3:1 (2:1) gewonnene Spiel gegen die SpVgg Greuther Fürth II einzuordnen. Es war nicht wirklich gut, was der FC 05 Schweinfurt abgeliefert hatte, das wusste Daniel Adlung, bis zum vergangenen Winter noch spielender Co-Trainer der Kleeblatt-Jungspunde. Der 34-jährige ehemalige Zweitliga-Akteur bedachte, "dass U-Mannschaften andere Ziele haben und befreit aufspielen", dass seine Nullfünfer "am Samstag ein schweres Spiel in Aubstadt hatten" und dementsprechend "nicht mehr alle Körner beisammen". Und: "Dass der Blick auf die Tabelle täuschen und verunsichern kann". So sei es nicht verwunderlich gewesen, dass der zweite Schritt der Mission Aufholjagd mit fünf Spielen binnen fünf Tagen kein gewaltiger war.

In der Tat. Den verlorenen zwei Derby-Punkten folgten vor der Minus-Kulisse von 338 Zuschauern gewonnene drei der Kategorie "mit Ach und Krach" – und das gegen eine, anders im Hinspiel, nur wenig aktive Fürther Mannschaft. Geist und Körper schienen nicht immer im Einklang auf dem tiefen Boden im Sachs-Stadion. Wie im Derby war nach Amar Suljics frühem 1:0 (5.) rasch die Grundlage für reibungslosen Erfolg gelegt. Nur kam danach erneut nicht viel. Ein paar feine Tricks, einige schicke Pässe, aber nur halbgare Abschlüsse.

Zu viel Selbstsicherheit nach dem zweiten Tor?

Und schließlich ein Elfmeter-2:0 nach 36 Minuten, das – paradox – eher den FC 05 lähmte. Nachdem Kristian Böhnlein vom Punkt (Suljic war gefoult worden) getroffen hatte, "kam irgendetwas in die Köpfe der Spieler. War es zu viel Selbstsicherheit? Sie wollten womöglich zu viel", analysierte Trainer Tobias Strobl mentale Probleme seiner Elf, die sich gar den Fürther Anschlusstreffer, ebenfalls per Foulelfmeter, einfing (45.). Fürwahr wirkten zwischen Mitte der ersten Halbzeit und vor dem Beginn der letzten 20 Minuten die Aktionen vielfach zu verkopft. "Ich hatte nie das Gefühl, dass wir die komplette Kontrolle und Stabilität hatten", erkannte Strobl, ohne das allein auf die massive Personal-Rochade schieben zu wollen.

Fünf Spieler aus der Startelf vom Samstag raus, fünf neue rein: Am besten nutzten Rechtsverteidiger Nicolas Pfarr (mutig in seinen Vorstößen) und Torschütze Suljic (bis zur Pause steter Unruheherd, danach allerdings abgetaucht) ihre Chance, Eindruck zu schinden.  "Es waren viele Spieler auf dem Platz, die zuletzt wenige Spielminuten hatten", räumte der Coach zumindest teilweise ein, dass sich das auf die Harmonie ausgewirkt hatte. Eingespielt ist anders – die unverhältnismäßig hohe Fehlerquote im vorderen Drittel dokumentierte es unübersehbar.

Ein Trio bringt den FC 05 erst spät wieder auf Kurs

Dennoch war nicht alles schlecht. Schon gar nicht das Resultat, das den FC 05, nun wieder Dritter, bis auf sechs Punkte an die Bayern und elf an die Bayreuther heranbrachte – bei jeweils einem Spiel weniger auf dem Konto. Positiv war fraglos der Auftritt des in der 59. Minute eingewechselten Trios Thomann/Skenderovic/Yarbrough. Lamar Yarbrough sorgte defensiv für mehr Geschwindigkeit, Martin Thomann war von der Bank kommend erheblich effektiver als am Samstag im Grabfeld von Beginn an und hatte zwischen der 72. und 80. Minute gleich drei Zeugnisse altbekannter Wucht in petto – und Meris Skenderovic nutzte die letzte dieser drei Situationen zu einem Traumtor zum 3:1.

Dass die auf dem Platz phasenweise auszumachende Selbstzufriedenheit sich nachhaltig in die Köpfe der Spieler schleichen und eine weiter erfolgreiche Aufholjagd vor der Winterpause hemmen könnte, glaubt Strobl nicht zuletzt wegen solcher Lichtblicke nicht. "Die Jungs gehen äußerst kritisch um mit solchen Phasen. Bei uns herrscht keineswegs immer Friede, Freude, Eierkuchen" – trotzdem sei seine Mannschaft drei Tage nach dem Rückschlag von Aubstadt eine Trotzreaktion schuldig geblieben: "Wir sind nicht an die Leistungsgrenze gegangen." Gerade in den beiden nächsten Aufgaben – am Samstag gegen Burghausen und am Dienstag in Unterhaching – könnte das schiefgehen.

Schweinfurter Trainerbank lebt Emotionalität eifrig vor

Strobl selbst war, wie schon mehrfach in den letzten Wochen, der "sehr wohl vorhandene Druck" anzumerken gewesen. Immer wieder "explodierte" er in seiner Coachingzone, so dass ihn Schiedsrichter Andreas Dinger, mit dem auch SpVgg-Kollege Dominic Rühl ob einiger inkonsequenter Entscheidungen seine Schwierigkeiten zu haben schien, mehrfach maßregeln musste. "Wir können nicht nur von der Mannschaft Emotionalität fordern. Wir wollen das im Trainerteam vorleben", so Strobl. "Aber das war heute eine Spur drüber, ich habe mich später bei ihm entschuldigt." 

Derweil signalisierte der Bayerische Fußball-Verband grünes Licht für den weiteren Spielbetrieb in der Regionalliga Bayern, während im Amateurbereich flächendeckend und vorzeitig die Winterpause beschlossen worden ist.  

Die  Statistik des Spiels

Fußball, Regionalliga Bayern
FC 05 Schweinfurt – SpVgg Greuther Fürth II 3:1 (2:0)
Schweinfurt: Zwick – Pfarr, Billick, Grözinger (67. Rinderknecht) – Fery (81. Kraus), Schuster (59. Yarbrough) – Cekic (59. Thomann), McLemore (59. Skenderovic), Adlung – Suljic, Böhnlein.
Fürth: Schulz – Kamm, Beckenbauer, Moratz (83. Fatiras), Miftaraj – Angleberger (79. Ojanen), Ahrend, Lockermann (67. Oppelt), Torlak (59. Elongo-Yombo) – Weiß, Pisanu.
Schiedsrichter: Andreas Dinger (TSV Bischofsgrün). Zuschauer: 338. Tore: 1:0 Amar Suljic (5.), 2:0 Kristian Böhnlein (36., Foulelfmeter), 2:1 Lukas Ahrend (45., Foulelfmeter), 3:1 Meris Skenderovic (80.). Gelb: Amar Cekic, Kevin Fery, Jannik Schuster – Willi Kamm, Lukas Ahrend, Nick Lockermann.
 
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