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Rollhockey
ERV Schweinfurt: Wie Martin Krönert wieder ins Rollen kommen will
Das erfolgsverwöhnte Rollhockeyteam will wieder nach oben. Warum es für das Vereinsurgestein dazu aber mehr braucht als nur die Unterstützung der Eishockey-Abteilung.
Martin Krönert von der Rollhockey-Abteilung des ERV Schweinfurt Rollhockey wartet sehnsüchtig darauf, dass sich das Tor zur Rollschuhbahn wieder öffnet.
Foto: Steffen Krapf | Martin Krönert von der Rollhockey-Abteilung des ERV Schweinfurt Rollhockey wartet sehnsüchtig darauf, dass sich das Tor zur Rollschuhbahn wieder öffnet.
Steffen Krapf
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:18 Uhr

Gegen das Rollhockey-Team des ERV Schweinfurt tritt kein Gegner gerne an. "Wir sind schon ein toughes Team mit den vielen Eishockey-Spielern", berichtet Martin Krönert, Rollhockey-Crack und Urgestein des ERV. Schon seit 1975 ist der heute 53-Jährige im Verein, mit dem Rollhockey hat er irgendwann in den Achtzigern angefangen. Über Ferienangebote ist er als kleiner Junge auf den Geschmack gekommen. "Irgendwann haben mich meine Eltern hierher geschleppt. Seitdem bin ich da – und ich gehe auch nicht mehr weg."

Im Verein hat er fast jede Sportart durch: Eisschnelllauf, Rollschnelllauf, Eishockey. Als größte Liebe hat sich das Rollhockey herauskristallisiert. "Dynamik, Beweglichkeit, Schnelligkeit. Du musst viele Sachen vereinen können. Das macht den Reiz aus", umreist er seine Faszination für diese Sportart: "Er wird nie langweilig." 16 Zweitliga-Titel und viele Bayerische Meisterschaften durfte er mit seinem Team feiern. "Der Titel als kleiner Bruder des Eishockeys wird uns immer hinterherhinken", sagt er: "Nichts desto trotz sind wir erfolgreich."

Die Kufen werden mit den Rollen getauscht

Dabei tauschen seit Jahren auch immer aktuelle oder ehemalige Mighty Dogs im Sommer die Kufen gegen die Rollen. Den Gegnern, die dann oft reine Rollhockeyspieler sind, nötigt das einiges an Respekt ab, gegen die hartgesottenen Eishockey-Spieler ranzumüssen. "Bei uns geht es immer etwas mehr zu Sache", erzählt Krönert mit einem vielsagenden Grinsen. Doch seit 2019 geht es eigentlich gar nicht mehr zur Sache auf der Rollschuhbahn direkt neben dem Icedome.

Nach dem Rückzug aus der 2. Bundesliga, nach Streitereien mit dem Verband, wollten die ERV-ler 2020 in der Regionalliga an den Start gehen. Dazu kam es aber nicht. Der für Ende April 2020 geplante Saisonstart wurde im März, nach dem Corona-Ausbruch, erst verschoben, einige Wochen später wurde die Runde komplett abgesagt. "Heuer sieht es nicht viel besser aus", berichtet Krönert, der auch 2021 mit keiner regulären Rollhockey-Saison rechnet.

"Für Randsportarten wird es sowieso immer schwieriger einen vernünftigen Spielbetrieb zusammenzubringen."
Martin Krönert, Urgestein des Schweinfurter Rollhockeys

Seine Hoffnung liegt zumindest darauf, dass im Sommer oder Herbst Turniere ausgerichtet werden können. Vorsichtig spekuliert er mit der Bayerischen Rollhockeymeisterschaft in Schweinfurt, die schon im letzten Jahr auf dem 2018 rundum erneuerten Rollhockeyfeld hätte stattfinden sollen.

Verkomplizieren würde die Austragung der Regionalliga-Saison zusätzlich die überaus vielfältige Besetzung mit Mannschaften aus Bayern, Hessen, Baden-Württemberg und sogar aus Österreich und Frankreich. "Das alles auf einen Nenner zu bringen, mit den ganzen Corona-Regeln, macht es noch schwieriger", bemerkt er trefflich. "Für Randsportarten wird es sowieso immer schwieriger einen vernünftigen Spielbetrieb zusammenzubringen." Die Corona-Pandemie wird diese Entwicklung vermutlich noch einmal beschleunigen. Eine Rückkehr in die 2. Bundesliga wird beim ERV perspektivisch aber auch nicht ganz ausgeschlossen.

Das Open-Air-Feld könnte ein Vorteil sein

"Alle sind heiß, dass wir wenigstens mal wieder trainieren können", sagt Krönert. Im vergangenen Jahr konnten die Rollschuhe für nur knapp zehn Einheiten geschnürt werden. Da Rollhockey ein Mannschafts- und Kontaktsportart ist, geht er davon aus, "dass wir die letzten sein werden, die wieder ran dürfen". Etwas Zuversicht bereitet ihm die Tatsache, dass der ERV als einer der wenigen Vereine des Landes über ein Opein-Air-Rollfeld verfügt, was einen früheren Re-Start ins Training als bei vielen Konkurrenten, die zum Rollhockey in die Halle müssen, wahrscheinlich macht.  

Wenn es soweit ist, geht das Vereinsurgestein davon aus, dass noch alle Spieler mit an Bord sind. Noch gibt es genügend aktive Rollhockey-Enthusiasten. Nur der fehlende Nachwuchs hinterlässt bei Krönert und der gesamten Abteilung ein paar Sorgenfalten. Das über Jahrzehnte vereinseigene Modell, im Winter Eishockey, im Sommer Rollhockey, zieht bei der Jugend nicht mehr.

Nachwuchsprobleme

Über die Gründe kann er nur spekulieren: "Die Jugendlichen sind den ganzen Winter auf dem Eis, vielleicht haben die im Sommer auch einfach die Schnauze voll und wollen mal was anderes machen." Trotzdem sei allen bewusst, dass sich das ändern müsse, "sonst stirbt Rollhockey hier aus."

Die Abteilung, die 1938 gegründet wurde, vier Jahre nach der Geburt des ERV, "ist wie eine große Familie", berichtet er. Die Stimmung ist gerade trotzdem schlecht. Viele der Spieler mussten im vergangenen Oktober erst den jähen Abbruch der Eishockey-Saison verkraften. Außerdem fehlt in der Pandemie einfach das Vereinsleben. "Die Kameradschaft und die ganzen Freunde, das macht so einen Verein doch aus", sagt Krönert: "Das fehlt uns allen sehr." Noch dauert die Schonfrist für die Gegner also an. Wenn es denn aber weitergeht, sind Krönert und Co. bereit. Wie immer.

 
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