"Ohne Fleiß kein Preis". Wenn diese Redensart nicht auf Osama Alawami zutrifft, auf wen dann? Der Verteidiger in Diensten des Nordwest-Landesligisten SV Euerbach/Kützberg ist für seinen Ehrgeiz bekannt und wird für seine Akribie auf und neben dem Platz geschätzt.
"Sein unbedingter Wille ist eine seiner Stärken", attestiert Trainer Uli Baumann und ordnet den 22-Jährigen in die Kategorie fleißiger Arbeiter ein. So sieht sich auch Alawami selbst: "Man muss sich immer verbessern", lautet sein Credo, "ich hasse es zu verlieren". Das An-sich-Arbeiten kennt er die letzten Monate nur zu gut, denn eine Operation an der Sehne im Fuß bremste ihn ganz schön aus. Seit rund drei Wochen ist er nach langwieriger Reha wieder weitgehend fit.
Mit früheren Mitstreitern vereint
Ohne die oben genannten Charaktereigenschaften hätte sich Alawami, von vielen "Ossi" genannt, vor sechs Jahren bei seiner Ankunft in Deutschland wesentlich schwerer getan. Der gebürtige Libyer flüchtete mit seiner Familie vor dem zweiten Bürgerkrieg, der 2014 in dem nordafrikanischen Land begann. Aber nicht alleine, sondern mit zwei weiteren Familien, die sich aus Alawamis Geburtsstadt Bengasi kannten, wo die drei Jungs schon Fußball miteinander gespielt hatten.
So sollte es auch in Deutschland sein. Erst heuerte das Trio bei der FT Schweinfurt, dann beim FC Schweinfurt 05 an. Von der Jugend führte der Weg in die zweite Mannschaft in der Bayernliga. Nach dem Abstieg wurde diese abgemeldet und die fußballerische Zukunft musste andernorts stattfinden. Da bot sich für Alawami und seinen libyschen Kumpel Yasir Aldijawi der Gang nach Euerbach an, das Sammelbecken der ehemaligen "Schweinfurt Connection". "Wir kennen uns alle", freut sich der 1,79 Meter große Kopfballspezialist, mit den früheren Mitstreitern wieder vereint zu sein. Für das Mannschaftsklima ist das allemal gut.
Gelernt hat Alawami, der glühender Fan von Lionel Messi ist, das Fußballspielen auf der Straße mit den Nachbarskindern. Mit zwölf Jahren trat er erstmals in einen Verein ein. Kaum in Deutschland angekommen, war es für den damals 17-Jährigen das Beste, schnellstmöglich wieder kicken zu können. Das beschleunigte die Integration enorm.
Anfangs behalf er sich bei der Verständigung mit Englisch, aber schon bald wurde das Deutsch dank seines großen Ehrgeizes immer besser. So gut, dass er im März diesen Jahres seine Ausbildung zum Elektroniker für Geräte und Systeme abschloss und seitdem in diesem Beruf arbeitet. "Ich bin stolz darauf, das geschafft zu haben", gibt er unumwunden zu.
Jede Menge Glücksgefühle
Beim schnellen Einleben half aber nicht nur der Sport, sondern auch die Liebe. Nach kurzer Zeit in Deutschland lernte Alawami seine jetzige Ehefrau Lina Popp kennen, mit der er seit Februar 2018 verheiratet ist. "Von ihr habe ich viel gelernt", erinnert er sich. Neben ihr und der Leidenschaft Fußball sorgt der gemeinsame dreijährige Sohn Milan für jede Menge Glücksgefühle.
Rückblickend gibt es auf der Ebene Fußball eine Situation, die ähnliche Emotionen verursachte: Die Nominierung 2018 in die Bayern-Auswahl als einer von zwei Unterfranken und damit die Teilnahme am UEFA-Region‘s-Cup, der von der UEFA organisierten Europameisterschaft für regionale Amateurauswahlmannschaften.
Flexibel und zweikampfstark
"Das war ein tolles Ding", schwärmt Alawami noch heute, der auf die Frage nach seiner Lieblingsposition die Antwort schnell parat hat: "Bei mir geht alles, Innenverteidiger, Außenverteidiger, manchmal Außenstürmer und in der Jugend sogar Sechser."
Aber am liebsten hat er es, den Gegner direkt vor sich zu haben, seine Kopfball- und Zweikampfstärke auszuspielen und unbedingten Siegeswillen an den Tag zu legen. Das wird er auch an diesem Samstag ab 14 Uhr gegen den FC Coburg umsetzen.