Was bisher geschah: Die Mehrheit der Klubs in der Landesliga Nordwest hatte – als eine von zwei bayerischen Fußball-Ligen auf der Verbandsebene – für das alternative Spielklassen-Modell in der Saison 2021/22 gestimmt. Zwölf sprachen sich dafür aus, sieben hätten die Runde lieber klassisch – jeder gegen jeden mit Hin- und Rückspiel – ausgetragen.
Bernd Reitstetter, der Spielleiter der Landesliga Nordwest, teilte die 19 Teams in zwei regionale Vorrundengruppen ein. Innerhalb ihrer Gruppe traten sie in Hin- und Rückspiel gegeneinander an. Der letzte reguläre Spieltag findet an diesem Wochenende statt. Danach ist nur noch ein Nachholspiel angesetzt, das jedoch keinen Einfluss auf die Einteilung der folgenden Auf- und Abstiegsrunde hat.
Was vor dem letzten Spieltag feststeht: Aus der Vorrundengruppe eins haben sich der 1. FC Geesdorf und die FT Schweinfurt, aus der Vorrundengruppe zwei die TuS Röllbach, Alemannia Haibach, der FC Fuchsstadt und die DJK Schwebenried-Schwemmelsbach für die Aufstiegsrunde qualifiziert, die mit neun Mannschaften stattfinden wird. Fehlen noch drei.
Wer nimmt wie viele Punkte mit und wohin eigentlich?
Sicher an der Abstiegsrunde, die zehn Mannschaften umfasst, nehmen aus der Vorrundengruppe eins der TSV Gochsheim und SC Sylvia Ebersdorf sowie aus der Vorrundengruppe zwei die TG Höchberg, der TSV Lengfeld, TSV Unterpleichfeld und TSV Kleinrinderfeld teil.
Noch steht nicht fest, wie viele Punkte die genannten Mannschaften in die Auf- oder Abstiegsrunde mitnehmen. Denn Punkte werden nur dann mitgenommen, wenn die Mannschaft, gegen die sie erzielt wurden, an der gleichen Runde (Auf- oder Abstieg) teilnimmt. Also nimmt Röllbach die Punkte gegen Haibach mit, die Punkte gegen Kleinrinderfeld aber nicht.
- Zur aktuellen Tabelle der Landesliga Nordwest, Vorrundengruppe eins
- Zur aktuellen Tabelle der Landesliga Nordwest, Vorrundengruppe zwei
Zudem kommt nur der nach Quotienten – bekannt aus der Abbruchsaison 2019/21: erzielte Punkte geteilt durch absolvierte Spiele – bessere der beiden Vorrundengruppen-Fünften in die Aufstiegsrunde. Vor dem letzten Spieltag hat der TSV Rottendorf aus der Vorrundengruppe zwei mit 24 Punkten aus 17 Spielen (das ergibt einen Quotienten von 1,42) die Nase vorn.
Rottendorf und Euerbach stehen als Fünfte auf der Kippe
Verlieren sollten die Rottendorfer gegen Kahl allerdings nicht. Sie könnten zum einen den fünften Platz noch aufgrund des direkten Vergleichs verlieren und zum anderen hätten sie nur noch einen Quotienten von 1,33 (24/18), womit dem Fünften der anderen Vorrundengruppe schon 22 Punkte aus seinen 16 Spielen (Quotient: 1,38) reichen würden, um in die Aufstiegsrunde zu gelangen.
"Letztlich geht's auch in diesem Spiel um eine ordentliche Leistung, dann haben wir die Chance zu gewinnen und würden auch verdientermaßen die Aufstiegsrunde erreichen", sagt Rottendorfs Trainer Martin Lang. Natürlich habe er die Konstellationen vor dem letzten Spieltag mal durchgerechnet. "Unseres Ziel bleibt der Klassenerhalt. Wenn wir den auf die Schnelle schaffen, indem wir die Aufstiegsrunde erreichen, wäre das für uns gigantisch." Die Abstiegsrunde, das räumt er freilich ein, wäre "noch mal eine ganz andere Nummer, dessen sind wir uns bewusst".
Denn: Die letzten drei der zehn Mannschaften (der Achte, Neunte und Zehnte) steigen direkt in die Bezirksligen ab, der Sechste und Siebte müssen in die Relegation. Nur wer die Abstiegsrunde auf den Plätzen eins bis fünf abschließt, spielt ganz sicher weiter in der Landesliga.
Baumann erwartet ein Hauen und Stechen in der Abstiegsrunde
Den Rechenschieber nicht aus der Schublade holen wird Ulli Baumann, seit Ende September wieder Trainer beim SV Euerbach/Kützberg, der vor dem letzten Spieltag Platz fünf in Vorrundengruppe eins belegt. Sein Team steht auf der Kippe zwischen Auf- oder Abstiegsrunde. "Ich konzentriere mich auf den Samstag. Gegen Ebersdorf wollen wir gewinnen und dann schauen wir, wo wir stehen", sagt Baumann. Statt sich einem "Wenn, dann" hinzugeben, reicht ihm ein Blick auf die Tabelle: "Wenn wir verlieren, geht es totsicher in die Abstiegsrunde. Und da gibt's dann ein Hauen und Stechen."
Natürlich habe man sich in Euerbach schon mit der Abstiegsrunde beschäftigt, auch wenn die Aufstiegsrunde das Ziel war. Sollte die als besserer Fünfter noch klappen, "freue ich mich natürlich. Aber auch nur bedingt, weil wir dann wohl nur mit zwei Punkten da starten". Aber: Der Abstiegsdruck wäre weg und "wir könnten unter Wettkampfbedingungen sehr viel ausprobieren", findet Baumann.
Röllbach und Geesdorf nehmen die meisten Punkte mit
Der Modus sei "Blödsinn", findet der 59-Jährige. Sein Verein hätte sich bei der Abstimmung im Sommer dagegen ausgesprochen. "Wenn es schon diese Aufsplittung gibt, wäre es besser gewesen, Auf- und Abstiegsrunde komplett bei Null beginnen zu lassen." Da dem aber nicht so ist, werde seine Elf am Samstag gegen Schlusslicht Ebersdorf alles daran setzen, diese drei Punkte zu behalten, um entweder noch nach oben springen oder drei weitere Punkte mit in die Abstiegsrunde nehmen zu können.
Anders sieht es bei den Vorrundenersten aus: Röllbach und Geesdorf nehmen wohl die meisten Punkte mit und starten mit der günstigsten Ausgangslage in die Aufstiegsrunde (auch Meisterrunde genannt). Deren Erster, der sich auch Meister nennen darf, steigt direkt in die Bayernliga auf. Der Zweite nimmt an der Relegation zur Bayernliga teil.
Dem FC Fuchsstadt gehen fast alle Punkte verloren
Blöd gelaufen ist's für den FC Fuchsstadt, der sicher an der Aufstiegsrunde teilnimmt. Er würde derzeit aber nur 1 von 29 Punkten mitnehmen. "Das ist sehr unglücklich gelaufen", räumt Trainer Martin Halbig ein, der "einen faden Beigeschmack" erkennt. Der Klub habe zwar vor dieser Saison auch für das alternative Spielmodell gestimmt, "dass es aber so laufen wird, hat auch keiner gedacht". Der Modus müsste noch mal überarbeitet werden, findet er.
Sicher ist: Die teilnehmenden Teams haben eine unterschiedliche Anzahl an Spielen vor sich. Die Mannschaften, aus deren Gruppe der bessere Fünfte kommt, absolvieren im weiteren Saisonverlauf acht Spiele gegen die vier Mannschaften der anderen Gruppe. Wer dagegen den schlechteren Fünften in seiner Gruppe hat, muss folglich noch zehn Mal gegen die fünf anderen Mannschaften ran.