
Es sollte nur ums gewinnen gehen. Egal, wie. Nur gewinnen. Nun, das hat der FC 05 Schweinfurt mit seinem 6:0 (2:0) gegen den SV Schalding-Heining gut hinbekommen. Gut, weil es nicht einfach ein Sieg war, sondern das Konzept aufgegangen ist: laufen, kämpfen, den Erfolg erzwingen.
Dass nebenbei der FC Bayern München II 2:2 in Buchbach gespielt und Burghausen eine 0:3-Klatsche gegen Heimstetten kassiert hat, haben die Nullfünfer mit Wohlwollen registriert. Da die Partie der Bayreuther wegen Corona-Fällen bei Gegner Unterhaching abgesagt werden musste, ist es in der Spitzengruppe der Regionalliga Bayern zumindest vorerst wieder kuschliger geworden: Der FC 05 hat zwei Punkte Rückstand auf München (ein Spiel weniger) und Bayreuth (zwei weniger) - die eines der Nachholspiele jedoch gegeneinander haben.
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"Wir haben unseren Slogan 'Wir arbeiten Fußball' zuletzt verwässert. Wir haben die Arbeit vergessen. Deswegen war das heute ein Statement", freute sich 05-Trainer Tobias Strobl, dass die Mannschaft das harte Training unter der Woche umgesetzt hat. "Das war viel Laufintensität und Leidenschaft. Ein Schritt in die richtige Richtung. Jetzt müssen wir nur bodenständig bleiben" - heißt: am Freitag in Unterhaching, sollte die SpVgg nicht einen weiteren Corona-Ausfall signalisieren müssen, in gleicher Schlagkraft nachlegen und abermals gewinnen. Gewinnen. Das bleibt das Zauberwort angesichts der bis dato für einen Titelanwärter dünnen Ausbeute von nun sieben Siegen aus 13 Spielen.
Die Sehnsucht des FC 05 nach einem dreckigen Sieg
Deswegen verstieg sich Strobl zu der abenteuerlich klingenden These: "Klar freue ich mich über ein 6:0. Aber vielleicht wäre ein dreckiges 2:1 sogar besser gewesen. Denn so einen Sieg haben wir nach wie vor nicht geschafft. Und solche Erfolge setzen etwas frei." Team-Spirit wird er gemeint haben. Doch der passte auch beim vermeintlichen Spaziergang gegen die Passauer Stadtteil-Kicker. Denn: Wenn es nach 51 Minuten 3:0 steht, wird bei Fußballern gerne auf die Bremse getreten - der FC 05 gab an diesem sonnigen Samstagnachmittag weiterhin Gas, legte drei Treffer nach und feierte diese wie kleine Siege.
"Ich hätte mich über ein 1:0 durch ein Eigentor genauso gefreut", sagte der Schweinfurter Stürmer Adam Jabiri. Dass es ein 6:0 wurde, mit allein drei Treffern (Nummer 12, 13 und 14) von ihm selbst, nahm er freilich mit. "So scheiße, wie sich das 2:2 in Pipinsried angefühlt hat, so gut tut uns das heute." Nun müsse es einfach nur öfter um nichts anderes als einen Sieg gehen, und nicht, wie schön dieser herausgespielt worden ist. "Wir müssen süchtig nach Siegen werden." Denn im Winter sei es auf den bisweilen suboptimal gepflegten Viertliga-Plätzen eh vorbei mit dem formidablen Kick - "da müssen wir unseren Stil ohnehin anpassen". Gegen Schalding passte die Mischung: Zunächst mit der Brechstange und langen Bällen auf Jabiri, mit dem Zustandekommen des 2:0 hielt dann schickes Passspiel Einzug.
Umbau in der Abwehr-Kette und im Mittelfeld
Die Reaktion auf die Ergebniskrise der vergangenen zwei Wochen war bereits zu sehen, als sich beide Mannschaften zum Anstoß formierten: Strobl hatte umsortiert, von Dreier- auf Viererkette umgestellt, Thomas Haas und David Grözinger auf die Außenverteidiger-Positionen berufen und mit Lamar Yarbrough und Lukas Billick zwei kopfballstarke Abräumer in die Innenverteidigung. Nico Rinderknecht rutschte so neben Kevin Fery in die Doppelsechs und Kristian Böhnlein blieb überraschend draußen. Vor dieser geballten Risiko-Lebensversicherung lief das Offensivspiel ansehnlich, auch, weil die Schweinfurter die Gäste stets früh im Aufbau störten und anschließend Richtung Strafraum keine lange Wege hatten.
Und der FC 05 nutzte dieses Attackieren insbesondere von Daniel Adlung und Amar Cekic zu zwei Traumtoren. Zweimal war David Grözinger von links Initiator: Seinen Flachpass ließen Adlung und Jabiri absichtlich durch, Nutznießer war zentral Rinderknecht (28.); Grözingers Flanke verwertete Jabiri spektakulär per Seitfallzieher (32.).
Saisontreffer zehn und elf von Meris Skenderovic
Und kurz nach Wiederbeginn war der Deckel drauf: Wieder über links, doch diesmal von Fery ausgehend, landete der Ball auf Jabiris Kopf - 3:0 (51.). Der Rest war Schaulaufen. Mit Großchancen durch Jabiri (66.) und Skenderovic (70.), denen jeweils der überragend reagierende SV-Keeper Simon Busch im Weg stand. Und mit einem Tor von Jabiri (68., Kopfball nach Adlung-Ecke) und den Saisontreffern zehn und elf von Skenderovic (77., im Fallen; 90., nach Zietsch-Flanke) - Ausdruck des ungebremsten Schweinfurter Spielwillens.
Der nur Wert hat, wenn am Freitag (19 Uhr) in Unterhaching nachgelegt wird. "Wir haben den richtigen Schritt schon ein paar Mal gemacht", so Srobl. Und es dann vermasselt. Letzteres wäre jetzt fatal, denn schon in eineinhalb Wochen findet am Dienstagabend (19 Uhr) das Spitzenspiel gegen die kleinen Bayern statt. Vermutlich vor mehreren tausend Zuschauern. Was Jabiri als Sportler glücklich macht: "Das ist die Normalität, die wir nach der langen, grauen Zeit wollen."