Diesen Tag wird Anne Schmidhuber nicht vergessen. Am vergangenen Freitag nahm die 19-Jährige an ihrem ersten Radrennen teil: der deutschen Meisterschaft im Zeitfahren. Auf der 32 Kilometer langen Strecke fuhr die junge Frau aus Eßleben auf dem 13. Platz im U23-Feld ein. Anne Schmidhuber vermeldet derzeit einen Erfolg nach dem anderen. Mitverantwortlich dafür ist auch eine Nachricht auf dem Social-Media-Portal Instagram.
"Ab dem Moment hat sich meine Welt um 180 Grad gedreht", berichtet Anne Schmidhuber. Nach einem Sommer 2022 mit viel Zeit im Freibad und Radtouren dorthin, setzte sich Schmidhuber in den Kopf, 2023 an einem Triathlon teilzunehmen. "Ich hatte gar keine Ahnung davon", gibt sie offen zu. Im Laufen ist die Korbballerin des TSV Eßleben seit über vier Jahren aktiv, trainierte dafür häufig fünfmal die Woche und landete bei Wettbewerben regelmäßig auf dem Sieger-Treppchen.
Lisa Fischer gibt ihre Erfahrung an Anne Schmidhuber weiter
Um ein paar Radfahr-Tipps für den Triathlon zu sammeln, schrieb sie via "Insta" einfach mal Radrennsport-Profi Lisa Fischer an, die, wie es der Zufall will, auch Eßlebenerin ist. Die beiden Frauen trafen sich und schmiedeten prompt gemeinsame Pläne. Fischer hatte gerade ihre aktive Karriere beendet, Schmidhuber hat ihre noch vor sich.
"Ich hatte gleich einen unheimlich guten Eindruck von ihr", schwärmt Fischer, die als Radrennfahrerin deutsche Meisterin wurde und nun ihre Erfahrungen aus ihrer erfolgreichen Karriere an den Nachwuchs weitergeben möchte. Schmidhuber ist dabei das erste "Projekt", das Fischer gemeinsam mit Trainer Fritz Meingast, der zuvor Fischers Trainer war, begleitet.
Der Start des Trios verlief schon einmal verheißungsvoll. "Das geht alles gerade in einer unglaublichen Geschwindigkeit, wir haben mit Anne bei null angefangen. Eigentlich wollte sie nur mal einen Triathlon probieren", erklärt Fischer. Schmidhubers Triathlon-Premiere über die Sprintdistanz beim Schweinfurter Main City Triathlon endete triumphal. Nach einer Stunde, sechs Minuten und 35 Sekunden lief sie im Ziel ein – als schnellste Frau.
Eine Woche später startete sie beim Triathlon im oberfränkischen Altenkunstadt über die Olympische Distanz. Wieder war sie die Schnellste. "Wir versuchen Anne so zu fördern, wie wir uns das selbst in dem Alter gewünscht hätten", erklärt Fischer, die überzeugt ist vom großen Potenzial ihres Schützlings. Über allem stehe aber trotz allem Trainingsaufwand die Leichtigkeit und der Spaß.
Im vergangenen Herbst saß Anne Schmidhuber zum ersten Mal auf einem Rennrad
"Druck" und "Verbissenheit" seien nicht der Ansatz, den das Trainerduo Fischer/Meingast mit Schmidhuber verfolgen. "Das ist alles verrückt. Es macht mega Spaß", sagt Schmidhuber über ihre rasante Entwicklung in den letzten Monaten. Erst vergangenen Oktober saß sie das erste Mal auf einem – geliehenen – Rennrad, beim Schweinfurter Schwimmcoach Marcel Dietrich nahm sie Training, um eine adäquate Schwimmtechnik für den Triathlon zu lernen. "Das ganze Vertrauen ist krass. Ich habe ja noch gar nichts abgeliefert", sagt sie. "Irgendwie ist das alles noch wie ein Traum. Seither glaube ich an Schicksal. Ich kann das alles selbst noch nicht glauben."
Dabei geht es mit Vollgas weiter für Anne Schmidhuber. Es stehen fast wöchentlich Wettbewerbe an. Beim Rothsee-Triathlon Mitte Juni landete sie auf Platz neun, in Schlagdistanz zu Top-Triathletinnen. "Ich möchte das Bestmögliche aus mir herausholen", sagt die Mediengestalterin zu ihren sportlichen Ambitionen. "Ich kann aber schwer abschätzen, für wie weit das reichen wird."
Auch die Freundschaften kommen bei Anne Schmidhuber nicht zu kurz
Ihren enormen Trainingsaufwand sieht sie nicht als Problem: "Das finde ich megaschön." Ihre Trainer müssen sie manchmal bremsen. Schließlich ist Regeneration ein essenzieller Faktor im Sport. Und obwohl der Sport für Schmidhuber an oberster Stelle steht, lebt sie auch noch das ganz normales Leben einer 19-Jährigen. "Ich gehe auch mit Freunden an den See zum Chillen", sagt sie.
"Ich habe ein ganz gutes Zeitmanagement. Bei mir kommen auch Freundschaften nicht zu kurz." Auch die beiden Trainer schwärmen nicht nur von der sportlichen Entwicklung Schmidhubers. "Sie ist total herzlich, ehrgeizig und mutig", sagt Lisa Fischer: "Anne will einfach immer mehr, mehr, mehr."