
Andreas Brendler überlegt, ob er diesen Satz überhaupt sagen will – und tut es doch: "Natürlich spinnt man sich etwas zusammen und denkt: Was wäre, wenn?" Der Sportleiter des FC 05 Schweinfurt beschäftigt sich, wenngleich mit gebotener Vorsicht, mit Meisterschaft und Aufstieg. Was soll er auch anders machen? Die Mannschaft ist Tabellenführer der Fußball-Regionalliga Bayern. Da könne es für die verbleibenden Spiele im Kalenderjahr 2024 nur ein Ziel geben: "Wenn ich oben stehe, will ich auch oben bleiben."
Der 37-Jährige ist das "Spieltags-Gesicht" für diesen Freitag, 11. Oktober, wenn der FC 05 um 19 Uhr den Tabellen-15. Viktoria Aschaffenburg im Sachs-Stadion empfängt und dabei mit 1500 bis 2000 Fans rechnet. Diesmal sollte kein Spieler das Kontingent von 250 Freikarten verteilen, sondern der Sportleiter. Alte Herren, Erste und die Jugendteams – alles, was beim SV-DJK Unterspiesheim kickt, wird kommen und Block fünf auf der Gegengerade füllen.
Nicht die einzige Aktion. Zwischen 17.30 und 18 Uhr gibt's bei einer "Happy Hour" zwei Bier zum Preis von einem. Im VIP-Zelt steigt ein fränkisch-bayerischer Abend. "Ich bin prädestinierter Franke, trinke schon gerne fränkisches Bier und mein Lieblingsessen sind fränkische Bratwürste. Ob mit oder ohne Senf, mit oder ohne Soße", sagt Brendler. "Ich habe lange in Oberbayern gewohnt und muss sagen: Die können es einfach nicht."
Lehrer, Sportleiter, Spieler und Trainer: viel beschäftigter Brendler
Trotzdem macht er jedes Jahr einen dreitägigen Ausflug aufs Oktoberfest. Diesmal hatte er sich das so schön ausgemalt: Der Spielplan hielt für das vergangene Wochenende den FC Bayern München II als Gastgeber parat. Doch dann kam die Pokal-Partie in Bamberg dazwischen: "300 Kilometer allein mit dem Auto, das war ganz schön anstrengend." Zu allem Überfluss ereilte die Nullfünfer nach einer 1:3-Niederlage auch noch das Pokal-Aus.
"Ich bin fußballverrückt", erklärt Brendler, der Lehrer an der Balthasar-Neumann-Mittelschule in Werneck ist und auch Sportstunden an der Mittelschule Holderhecke in Bergrheinfeld gibt. Und ganz schön viel unter einen Hut zu bringen hat: Er ist immer noch Spieler in Unterspiesheim ("Für einen soliden Innenverteidiger reicht es noch") und trainiert die U5 beim FC Gerolzhofen, in der sein Sohn spielt. Freizeit? "Passt alles, ich trinke etwas mehr Kaffee als andere."
Ende 2022 ist Brendler eingestiegen beim FC 05, als sich das Ende des Modells Profi-Fußball abzeichnete: "Ich hatte in der Bayernliga ein gutes Netzwerk" – die Mannschaft wurde sukzessive regionaler, seitdem Brendler ab Sommer 2023 offiziell Sportleiter wurde. "Weil mir der Verein am Herzen liegt", habe er Ja zur Doppelbelastung gesagt. "Ich wollte es nicht mit anschauen müssen, dass wir mal Bayernliga spielen. Und habe mir den Job zugetraut."
Es war ein Weg vom Fan zum Funktionär. "Mit elf, zwölf bin ich zum FC gewechselt, habe die ganze Jugend hier gespielt. Ich war eigentlich immer im Stadion, bin irgendwann auch zu Auswärtsspielen mitgefahren." Als er später bei Bayern und 1860 in München Jugendtrainer war, "habe ich im Münchner Raum kein Nullfünf-Spiel verpasst." Man merkt Brendler den Enthusiasmus an, er wirkt elektrisiert von der Erfolgswelle.
Rechtsverteidiger Leonard Langhans ist zurück im Kader
Wenn man tatsächlich in der Winterpause noch eine gute Rolle spiele, müsse man ganz offiziell "auch in Richtung Dritte Liga denken. Wir müssen einen Plan A haben und einen Plan B." Es laufen erste Gespräche zu Vertragsverlängerungen, etliche Spieler haben ohnehin einen Zwei-Jahres-Vertrag. Nach externen Spielern halte man die Augen offen, es trainiert immer einmal ein vertragsloser Akteur mit. Brendler: "Aber wir werden keine sieben Spieler holen, das stört nur das Gefüge. Wir müssten von einem Zugang sportlich so überzeugt sein, dass er kommt und eine Woche später spielt. Im Idealfall aus Franken. Wir haben einen, zwei im Kopf."
Brendler weiß auch, dass einem Drittliga-Aufstieg nicht nur sportlich hohe Hürden im Weg stehen. "Die Infrastruktur im Verein müsste sich ebenfalls noch entwickeln. Dagegen sind die notwendigen Nachbesserungen am Stadion vergleichsweise einfach." Auch seine eigene Situation wäre offen. In der Dritten Liga sei die Vereinstätigkeit kaum noch mit der Schule vereinbar.
Die momentane Wahrheit liegt freilich auf dem Platz – und nur die kann Trainer Victor Kleinhenz beeinflussen. Er verspricht sich vom Pokal-Aus einen Schub: "Ich erwarte die absolute Gier auf die Liga." Da die Aschaffenburger, die sich zu Wochenbeginn von Trainer Simon Goldhammer und Co-Trainer Ersan Banbal getrennt haben und zunächst von Sportleiter Tuncay Nadaroglu gecoacht werden, ähnlich wie Bamberg ihren Schwerpunkt aufs Verteidigen legen dürften, "müssen wir Konter besser unterbinden". Personell ist Rechtsverteidiger Leonard Langhans wieder fit und somit eine Option für die Startelf.