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FUSSBALL
Bei FC-05-Gegner Havelse geht der starke Mann von Bord
Der Name Jan Zimmermann ist unzertrennlich mit den jüngsten Erfolgen des TSV Havelse verbunden. Die Aufstiegsspiele Richtung Dritte Liga sind sein letzter Akt. Wie soll er erfolgreich gestaltet werden?
Will vor seinem Wechsel nach Hannover noch mit Havelse aufsteigen: Jan Zimmermann, der den TSV als Trainer und Sportleiter zum Spitzenteam geformt hat. 
Foto: Arne Dedert/dpa | Will vor seinem Wechsel nach Hannover noch mit Havelse aufsteigen: Jan Zimmermann, der den TSV als Trainer und Sportleiter zum Spitzenteam geformt hat. 
Dominik Großpietsch
 |  aktualisiert: 10.02.2024 03:31 Uhr

Er steht im Rampenlicht, hat alle Hände voll zu tun und kann nun sein Werk krönen: Jan Zimmermann gilt als starker Mann, ist derzeit aber nicht zu beneiden. Der 41-Jährige, der beim TSV Havelse, dem bisherigen Spitzenteam der Fußball-Regionalliga Nord, nicht nur Trainer, sondern auch noch Sportleiter ist, wird derzeit etwas länger brauchen, das Wort "Verschnaufpause" fehlerfrei zu buchstabieren.

Es könnte sein, dass er das schon ganz weit nach hinten in sein Langzeitgedächtnis geschoben hat. Zeit zum Durchatmen, Ruhe und Unaufgeregtheit dürften im Stadtteil des niedersächsischen 61 000-Einwohner-Städtchens Garbsen, wo der frühere Zweitligist zu Hause ist, ebenso Fremdwörter sein. Dort, wo sich sonst ein, zwei Journalisten ganz gelassen die Spiele anschauen, tummelten sich zuletzt angesichts des Zimmermann-Hypes gar Reporter großer Boulevard-Blätter.

Zugegeben: Es wäre eine wahrlich herzerweichende Story. Zimmermann, der im Mittelfeld insgesamt 151 Spiele in der Ober- und Regionalliga sowie dem DFB-Pokal für die Hannoveraner Vorstädter absolviert hat, steigt in die Dritte Liga auf. Und das, nachdem er seit seinem Antritt als Coach und Sportleiter im Dezember 2018 mit dem Ex-Klub von Freiburgs Kult-Trainer Volker Finke zunächst in der vierten Liga die Klasse gehalten, den Landespokalsieg eingefahren sowie den DFB-Pokal unsicher gemacht hat. Und - nebenbei - den TSV zum Spitzenteam formte. 

Der Torjäger muss im Hinspiel passen

Doch so weit sind wir eben noch nicht. Zunächst einmal muss Havelse zwei Mal gegen den frischgebackenen bayerischen Regionalliga-Meister FC 05 Schweinfurt antreten. Erst am Samstag ab 13 Uhr im Willy-Sachs-Stadion (live auf www.mainpost.de und im BR Fernsehen) sowie eine Woche später im heimischen Wilhelm-Langrehr-Stadion an der Hannoverschen Straße (ebenfalls live auf www.mainpost.de und im BR Fernsehen). Scheinbar haben die Nullfünfer sich mit den Auftritten ihrer ersten Garde ziemlich Respekt verschafft. Trotz der bitteren 1:2-Niederlage der Schweinfurter am Dienstagabend im Finale der Regionalliga-Ligapokal-Trostrunde gegen Wacker Burghausen wollen die TSV-Verantwortlichen keinen Favoriten benennen.

Welche Gründe es dafür gibt, bleibt Spekulation. Doch auch die Anhänger des 1912 gegründeten Vereins beschleicht ein mulmiges Gefühl, wenn sie an die Entscheidungsspiele denken: Mittelstürmer Yannik Jaeschke, der bis zum Abbruch der pandemiebedingt geteilten Nord-Regionalliga in neun Süd-Staffel-Spielen sechs Mal traf, wird in Unterfranken sicher nicht auf dem Feld stehen. Der 27-Jährige fällt mit einer im Training erlittenen Bänderverletzung aus. Nordwestlich der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover hofft man allerdings darauf, dass er rechtzeitig zum Rückspiel wieder einsatzbereit ist.

"Wir sind eine homogene Gruppe, in der jeder bereit ist, sich in den Dienst der Mannschaft stellen."
Havelse-Trainer Jan Zimmermann über sein Team

Davon lässt sich Zimmermann, der schon in die Planungen bei Hannover 96 eingebunden sein soll, aber nicht beeindrucken. "Wir sind eine homogene Gruppe, in der jeder bereit ist, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen", erklärt er. Wohl wissend, dass er auch die Langzeitverletzten Torben Engelking, Marco Schleef und Max Kummer ersetzen muss. Für ihn, der meist - wie die Schweinfurter - in einer Art 4-2-3-1 spielen lässt, sei es trotz des Wechsels nach Hannover "gar nicht schwer", konzentriert zu bleiben.

Der Coach, der in Garbsen wohnt, zieht dann weiter zu 96 in die HDI Arena. Das müsste im Falle des Aufstiegs auch der TSV. Das Langrehr-Stadion ist mit einer Kapazität von 3500 Zuschauern zu klein für die dritte Etage des deutschen Bezahlfußballs. "Wir würden für kommende Saison in die HDI Arena umziehen und parallel an einer eigenen Lösung arbeiten", berichtet Matthias Limbach, der stellvertretende Geschäftsführer. An Lösungen für die kommende Runde arbeitet auch Zimmermann noch kräftig mit. 16 Spieler stehen schon für die neue Spielzeit unter Vertrag, der Bald-96er soll noch die Kontrakte besiegelt haben.

Ein Fingerzeig Richtung Norden? Adam Jabiri (FC 05 Schweinfurt) sorgt in den gegnerischen Strafräumen stets für Gefahr. Havelses Torjäger fällt - zumindest im ersten Duell - aus.
Foto: Marion Wetterich | Ein Fingerzeig Richtung Norden? Adam Jabiri (FC 05 Schweinfurt) sorgt in den gegnerischen Strafräumen stets für Gefahr. Havelses Torjäger fällt - zumindest im ersten Duell - aus.

Er verkörpert den TSV, der sich 1990/91 mit den Schweinfurtern in der 2. Bundesliga gebalgt hatte und gemeinsam wieder abgestiegen war - muss aber nun ersetzt werden. Zerbricht daran der Verein? Im Umfeld macht man sich diesbezüglich keine Sorgen. Der Klub habe gewachsene Strukturen, heißt es - und der derzeitige Erfolg sei die Konsequenz des Wirkens von Jan Zimmermann, der, ähnlich wie sein Schweinfurter Kollege Tobias Strobl, auf ansehnlichen Offensivfußball mit vorstoßfreudigen Außenbahn-Flitzern setzt.

Ein 21-Jähriger soll das Sturm-Problem lösen 

Im Vergleich zu den Grün-Weißen hat Havelse allerdings ein Problem: Während Sturm-Oldie Adam Jabiri, kürzlich 37 Jahre alt geworden, gar keine Anlaufzeit braucht und mit jedem seiner Ballkontakte für Angst und Schrecken sorgt, muss bei den Roten ein neuer Knipser her. Fynn Lakenmacher (21), der als aussichtsreicher Kandidat für die Jaeschke-Vertretung gilt, traf in der abgebrochenen Runde aber noch gar nicht und kam in seinen neun Einsätzen nur auf 78 Spielminuten. 

Und die liegen auch schon recht lange zurück. Das bislang letzte Ligaspiel bestritten die Niedersachsen noch vor der Corona-Zwangspause am 25. Oktober, während die Schweinfurter durch die vorausgegangenen Play-off- und Pokalspiele voll im Rhythmus sind. Doch das lässt Zimmermann kalt wie Schnee im Dezember. "Diese lange Pause hat aus meiner Sicht Einfluss auf alle, aber wir haben unser Bestes getan, um wieder in die bestmögliche Verfassung zu kommen." Und: "Wir sind nach einigen Testspielen und zuletzt konzentrierten Trainingseinheiten optimal vorbereitet." Zuletzt gab's ein 0:0 gegen Liga-Konkurrent Hildesheim. In Franken, wo der TSV am Freitag aufschlagen wird, soll übrigens auch nochmal trainiert werden, damit es mit dem Aufstieg klappt.

Ähnlich kurz und knapp bleibt der frühere offensive Mittelfeldspieler auch nach der Frage, was denn ein Aufstieg für den Klub bedeuten würde. "Das werden wir sehen, sollten wir es schaffen." Man freue sich auf jeden Fall auf diese zwei Spiele. Zwei Spiele, nach denen sich Jan Zimmermann auf jeden Fall mal eine Verschnaufpause gönnen kann - eine kurze.

 
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