
Fakt war am Mittwochabend um kurz nach 21 Uhr, dass der TSV Bad Königshofen sein letztes Saisonspiel in der Tischtennis-Bundesliga der Männer gegen den Tabellendritten Post SV Mühlhausen mit 1:3 verloren und die Saison 2021/22 auf dem achten Platz beendet hat.
Fakt ist aber auch, dass er gegen sechs der ersten Sieben der Abschlusstabelle je ein Mal gewonnen hat. Nur gegen Borussia Düsseldorf setzte es zwei Niederlagen. Die Vermutung bleibt, dass man, hätte man nicht ohne Kilian Ort (Bundeswehr-Lehrgang) und ohne Bastian Steger (Oberschenkel) antreten müssen, gegen die Thüringer erneut als Sieger aus der Halle gegangen wäre.
Für den TSV Bad Königshofen wäre ein Sensationssieg möglich gewesen
Es wäre aber auch so ein Sensationssieg unter diesen Umständen möglich gewesen, wenn im zweiten Spiel im vierten Satz lumpige zwei von sechs letzten Punkten für statt gegen den TSV gekommen wären. Dann wäre der TSV Bad Königshofen 2:0 in Führung gegangen und das euphorisierte Publikum hätte vielleicht die Mannschaft zum Erfolg getrieben.
Apropos Publikum: Laut Hallensprecher Jürgen Halbig war bis Mittwoch der TSV Bad Königshofen Spitzenreiter der Zuschauer-Tabelle mit 35 Besucherinnen und Besuchern mehr als Borussia Düsseldorf. Am Ende war der Abonnement-Meister doch vorne, zählte gegen Saarbrücken 850 Zuschauende, während es in der Shakehands-Arena 507 waren.
Filip Zeljko zeigt sein vielleicht bestes Spiel für den TSV Bad Königshofen
Es könnte durchaus dazu kommen, dass ab Ende August in der Stammmannschaft des TSV Bad Königshofen keiner des Trios vom Mittwochabend auftauchen wird. Was besonders schade für Filip Zeljko wäre, der gegen den Rumänen Ovidiu Ionescu vielleicht das beste Spiel seiner sieben Jahre im TSV-Trikot spielte. Höchst motiviert bis in die Haarspitzen, aber das ist er ja immer, top konzentriert bis zum letzten Ballwechsel und mit weit weniger Urschreien nach gewonnenen Ballwechseln fegte er den Vize-Europameister im Einzel (2018) und Vize-Weltmeister im Doppel (2019) vom Tisch.
11:6, 11:5, 11:6 gegen Ionescu, der mit einer 14:8-Bilanz angereist war. Dabei war sich Zeljko der Situation und Tragweite seines Auftritts bewusst, wie er hinterher bestätigte. "In der kommenden Saison habe ich mit Bastian Steger, Kilian Ort und Neuzugang Yukiya Uda drei Brocken vor mir, an denen es schwer vorbeizukommen ist. Wenn ich aber mal meine Chance bekomme, will ich hundertprozentig da sein."
Zeljko hatte erst am Vormittag fürs achte Jahr beim TSV unterschrieben und will nach Ostern für drei Wochen nach Portugal in ein von ihm selber finanziertes Trainingslager. Obendrein steht ja mit dem Belgier Martin Allegro noch ein fünfter Spieler im Kader des TSV Bad Königshofen für die Saison 2022/23.

Nun hatte Zeljko seine Mannschaft zumindest mal mit 1:0 in Führung gebracht. Und damit ein Teilziel erreicht, das da hieß: Wenn wir schon keine Chance haben, dann wollen wir sie nutzen. Wie wenig hätte dann gefehlt und man hätte das Fundament für eine Überraschung legen können. Maksim Grebnev, der nach dem Spiel zum TTC Neu-Ulm verabschiedet wurde, hatte die österreichische Tischtennis-Ikone Daniel Habesohn eigentlich knapp über dem Boden.
Maksim Grebnev fehlen gegen Daniel Habesohn nur zwei Punkte zum Sieg
Gegen diesen Habesohn, der seit 2005 jedes Jahr an der Weltmeisterschaft teilnimmt, führte Grebnev nach bis dahin glanzvoller Abschiedsvorstellung mit 11:5, 5:11, 11:5 und 9:5. Es fehlten noch jene zwei Punkte. Doch dann machte er seinem Namen "Maksim, der Unvollendete" wieder mal alle Ehre. So hatte er schon öfter geführt – bei Niederlagen. Hätte ihm beim Stand von 9:7 nicht doch eine Auszeit helfen können, fragte sich mancher Beobachter in Richtung TSV-Trainer Koji Itagaki.
Wer im Publikum hätte Grebnev den Erfolg nicht gegönnt? Dabei hatte er vorher noch darum gebeten, in der Umkleide still und heimlich verabschiedet werden, weil er Angst hatte, ausgepfiffen zu werden. Stattdessen wurde der junge Russe genau so angefeuert wie die ganze Saison vor dem Krieg.
Nach ihm musste der 16-jährige bayerische U18-Jugendmeister Akito Itagaki aus der Regionalliga-mannschaft des TSV Bad Königshofen bereits zum vierten Mal durchs TTBL-Fegefeuer, bekam vom humorlos auftrumpfenden Franzosen Irvin Bertrand eine Abfuhr. Itagaki machte nur zwölf Punkte in drei Sätzen. In zwei, drei Jahren könnte das mal ein Duell auf Augenhöhe werden. Den Siegpunkt für den Post SV Mühlhausen holte Habesohn gegen Zeljko, der diesmal nicht den Hauch einer Chance hatte.
Die Statistik des Spiels