Während die Spieler des FC Bayern München II am Freitagabend größtenteils schon auf dem Weg nach Hause waren, setzten die Aubstädter Akteure direkt vor dem Grünwalder Stadion in München noch einmal ein akustisches Zeichen und beschallten die Umgebung kurzzeitig mit lauter Malle-Musik. Nach kurzem Warten auf die bestellten Pizzen stieg der TSV-Tross schließlich körperlich geschafft, aber dennoch gut gelaunt in den Mannschaftsbus.
Es war ein klares Zeichen. Das 1:1 (0:1) bei der zweiten Mannschaft des deutschen Rekordmeisters war ein Ergebnis, mit dem die Aubstädter diesmal sehr gut leben konnten. Auch wenn es das dritte 1:1-Unentschieden in der Regionalliga Bayern innerhalb der letzten zehn Tage war.
Der Punkt in München ist für Julian Grell diesmal das Maximum
"Ehrlich gesagt war der eine Punkt für uns diesmal fast schon das Maximum. Daher bin ich froh und stolz, dass wir nach einer total verschlafenen ersten Halbzeit noch einmal zurückgekommen sind", zog TSV-Trainer Julian Grell Bilanz. Im Gegensatz zu den Heimspielen gegen die Würzburger Kickers und den FC Augsburg II war es an diesem lauen Freitagabend in der Landeshauptstadt nicht die ominöse 84., sondern die 82. Minute, die für die Wende in der Partie sorgte.
Es war die Phase, als der große Druck der Aubstädter nach dem Seitenwechsel schon etwas nachgelassen hatte und bei den zahlreich mitgereisten TSV-Fans allmählich der Glaube an eine Wende schwand. Letztlich war es eine Standardsituation, nicht gerade die große Stärke des TSV Aubstadt in dieser bisher so erfolgreichen Saison, die den Ausgleich bescherte: Timo Pitter hatte die Ecke scharf von der linken Seite nach innen gebracht und am zweiten Pfosten drückte der kurz zuvor eingewechselte Patrick Hofmann den Ball über die Linie.
Zufrieden mit dem 1:1 waren aber weder die Bayern noch die Aubstädter. Und so entwickelte sich eine vogelwilde Schlussphase, in der die Gäste unbedingt noch den Siegtreffer wollten, letztlich aber die Bayern durch die sich nun bietenden Räume deutlich näher am 2:1 waren. "Dieses Risiko war unserer Mentalität geschuldet. Die Jungs wollten unbedingt gewinnen, aber natürlich dürfen wir unsere Ordnung dabei nicht komplett aufgeben", fand Grell.
Bremsen wollte er sein Team in den letzten Minuten dennoch nicht. "Da muss man sie auch einfach mal machen lassen. Wir haben doch nichts mehr zu verlieren in dieser Saison und haben auch noch nie bei den Bayern im Grünwalder Stadion gewonnen. Vielleicht gelingt uns das ja beim nächsten Mal", so Grell. Zunächst einmal stehen aber noch fünf Spiele in dieser Runde auf dem Programm.
Für den Saisonendspurt und darüber hinaus hat Julian Grell am Freitagabend jedenfalls einige wichtige Erkenntnisse gewonnen. Die Wichtigste: Der Kader des TSV Aubstadt ist so ausgeglichen besetzt, dass der TSV-Coach jederzeit entscheidende Korrekturen vornehmen kann. So auch im Gastspiel beim FC Bayern München II, als der TSV Aubstadt in den ersten 45 Minuten überhaupt nicht ins Spiel gekommen war.
Julian Grell nimmt in der Pause wieder einmal die richtigen Korrekturen vor
"Da haben wir überhaupt keinen Zugriff bekommen und haben auch keine Zweikämpfe gewonnen. Man hat schon deutlich gemerkt, dass uns nach der langen Busfahrt die körperliche und geistige Frische gefehlt hat", meinte Grell. Eine Vielzahl an Großchancen hatten die Bayern trotz ihres dominanten Auftritts in der ersten Hälfte zwar nicht. Hochverdient war die 1:0-Führung durch den Treffer von Lovro Zvonarek dennoch.
Nicht zum ersten Mal in dieser Saison nahm Julian Grell in der Halbzeitpause dann aber die richtigen Korrekturen vor. So stellte er in der Defensive von Vierer- auf Dreierkette um und beorderte mit dem für den zweiten Durchgang eingewechselten Steffen Behr einen zusätzlichen Akteur ins Mittelfeld. "Wir wollten so das Zentrum schließen. Gleichzeitig hatten wir eine klarere Zuordnung und kamen dadurch auch besser in die Zweikämpfe."
Torhüter Vladyslav Vertiei hält den TSV Aubstadt im Spiel
So entwickelte sich vor den knapp 900 Zuschauerinnen und Zuschauern ein ansehnliches und temporeiches Spitzenspiel, in dem nun auch die Aubstädter in der Offensive in Erscheinung traten. Marco Nickel traf nach einem Schuss aus der Drehung jedoch nur den Außenpfosten (51.), Adrian Hatman scheiterte aus spitzem Winkel an Bayern-Torhüter Tom Ritzy Hülsmann (57.) und Martin Thomanns Heber klärte ein Münchner gerade noch auf der Torlinie.
Auf der anderen Seite hätte Derion Berisha gleich zweimal auf 2:0 erhöhen können, scheiterte jedoch jeweils am starken TSV-Schlussmann Vladyslav Vertiei. So blieben die Gäste im Spiel und belohnten sich am Ende noch mit dem späten 1:1. Im vorletzten Heimspiel am kommenden Samstag gegen den Tabellenvierten FV Illertissen soll dann aber endlich wieder einmal ein Sieg her. Mit dem würde der TSV Aubstadt Tabellenplatz drei fast schon zementieren. Es wäre in der vierten Regionalliga-Saison die bislang beste Platzierung der Grabfelder.
Fußball: Regionalliga Bayern, Männer
FC Bayern München II – TSV Aubstadt 1:1 (1:0).
München: Hülsmann – Manuba, Wimmer, Breitkreuz, Vinlöf (65. Pisano)– Fernandez Gonzalez, Aseko Nkili – Berisha (79. Dell' Erba), Zvonarek, Jensen (65. Aznou Ben Cheikh) – Kern (65. Jonathans).
Aubstadt: Vertiei– Langhans, Mrozek, Kireski, Heinze (61. Hofmann) – Volkmuth (55. Hatman), Trunk (80. Harlaß) – Pitter, Weiß (46. Behr), Thomann – Nickel (72. Dellinger).
Schiedsrichter: Maximilian Riedel (Horgau). Zuschauende: 833. Tore: 1:0 Lovro Zvonarek (30.), 1:1 Patrick Hofmann (82.).