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Fußball: Bayernliga-Relegation
Tränenreicher Abstieg: Der TSV Großbardorf verabschiedet sich erhobenen Hauptes aus der Bayernliga
Das Kapitel Bayernliga ist für den TSV Großbardorf 20 Jahre nach dem Aufstieg seit Samstag Geschichte. Wie die Perspektiven für die Landesliga aussehen.
Trainer Markus Bach (links) hatte nach dem dramatischen Abstieg des TSV Großbardorf aus der Bayernliga mit den Tränen zu kämpfen.
Foto: Anand Anders | Trainer Markus Bach (links) hatte nach dem dramatischen Abstieg des TSV Großbardorf aus der Bayernliga mit den Tränen zu kämpfen.
Florian Karlein
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:52 Uhr

Das 18-Uhr-Läuten der Großbardorfer Kirchenglocken hatte am Samstagabend gerade eingesetzt, da pfiff Schiedsrichter Markus Haase das Zweitrunden-Rückspiel der Bayernliga-Relegation zwischen dem TSV Großbardorf und der SpVgg Bayern Hof ab. Es war trotz eines 2:0-Heimsieges zugleich das vorläufige Ende der Grabfeld-Gallier in der Bayernliga. Jener Liga, in der sich die Großbardorfer in den vergangenen zwei Jahrzehnten bayernweit einen Namen gemacht hatten und nach wie vor den inoffiziellen Titel "Spitzenreiter der ewigen Tabelle der Bayernliga Nord" tragen.

Der älteste Spieler im Kader des TSV Großbardorf ist 24 Jahre alt

Während die Hofer Spieler und Verantwortlichen trotz der Niederlage in Jubelstürme ausbrachen, sanken die Grün-Weißen erschöpft und enttäuscht zu Boden. Die Hypothek aus dem Hinspiel, in dem die Großbardorfer am Mittwoch chancenlos gewesen waren und mit 0:3 verloren hatten, war wie erwartet zu groß gewesen. Trotz einer starken kämpferischen und fußballerischen Leistung fehlte dem TSV am Ende einer dramatischen Schlussphase ein einziges Tor, um die Oberfranken in die Verlängerung zu zwingen - und den erstmaligen Abstieg aus der fünfthöchsten Spielklasse vielleicht doch noch zu verhindern.

Dabei kam der nicht überraschend und hatte sich in den vergangenen beiden Jahren Stück für Stück angedeutet. Große personelle Umbrüche hatten dazu geführt, dass der Blick in der Tabelle nach vielen erfolgreichen Jahren langsam nach unten gerichtet werden musste. Am Samstag gegen Hof war kein TSV-Spieler aus der Startformation älter als 24 Jahre. Den TSV-Verantwortlichen war vor Saisonbeginn also durchaus bewusst, dass der Klassenerhalt diesmal noch schwieriger zu erreichen sein würde.

Nach dem feststehenden Abstieg fließen bei den Großbardorfern Tränen

Nachdem Trainer Andreas Brendler im vergangenen Oktober nach der 0:6-Heimniederlage gegen Gebenbach zurückgetreten war, schien es zunächst so, dass die Bardorfer unter dem neuen Trainerduo Markus Bach und Thomas Jakob die Trendwende schaffen würden. Letztlich waren die Großbardorfer aber über die komplette Spielzeit hinweg nicht konstant genug in ihren Leistungen.

Das beste Beispiel: die beiden Relegationspartien gegen die SpVgg Bayern Hof. In Oberfranken erwischten die Grabfeld-Gallier, die auf der Anreise auch noch eine Buspanne hatten, einen rabenschwarzen Tag. Nach 90 Minuten ohne jede Durchschlagskraft war der TSV mit der 0:3-Niederlage sogar noch gut bedient gewesen.

Fotoserie

Drei Tage später präsentierten sich die Großbardorfer im Rückspiel hingegen wie ausgewechselt. Treue Großbardorfer Fans sprachen hinterher sogar von der besten Leistung der ganzen Saison. Die junge TSV-Elf spielte von Beginn an mutig, überzeugte stellenweise auch fußballerisch und glaubte stets an das Wunder. Erst recht, nachdem ihnen zehn Minuten vor Spielende innerhalb von 100 Sekunden ein Doppelschlag zum 2:0 gelungen war. "Es war durchaus möglich, das Ding noch zu drehen. Viel hat in der Schlussphase nicht gefehlt", haderte TSV-Sportvorstand Andreas Lampert.

Dass es am Ende noch einmal so spannend wurde, machte den Abstieg aber letztlich umso schmerzhafter. Auch Trainer Markus Bach, der wie einige seiner Spieler unmittelbar nach dem Schlusspfiff mit den Tränen zu kämpfen hatte, suchte nach dem letztlich wertlosen 2:0-Erfolg gegen Hof die richtigen Worte. "Schade, dass wir solch eine Leistung wie heute nicht öfter in dieser Saison gezeigt haben. Dann wären wir wohl auch nicht in der Relegation gelandet."

Markus Bach macht als Co-Trainer beim TSV Großbardorf weiter

Klagen über den anstrengenden Relegationsmodus mit insgesamt vier Spielen und der mit drei Bayernligisten vom Papier her stärksten Vierergruppe wollte Bach nicht. Und dennoch stellte er fest: "Wir haben in der Relegation drei sehr gute Spiele abgeliefert, dreimal gewonnen und zehn Tore geschossen. Es ist schon sehr bitter, so abzusteigen. Dennoch bin ich stolz auf die Mannschaft, wie sie sich zum Abschluss noch einmal präsentiert und wirklich alles versucht hat."

Für Markus Bach wird es nach dem bitteren Abstieg weitergehen beim TSV Großbardorf, in der neuen Saison in der Landesliga dann aber wieder als Co-Trainer. Mit Mario Schindler, der vom Bezirksliga-Dritten TSV Ettleben/Werneck kommt, haben die Großbardorfer Verantwortlichen bereits in der Winterpause die Weichen auf der Trainerbank gestellt. Der 46-Jährige weilte am Samstag bereits als Zuschauer in Großbardorf und tröstete nach Spielende einige seiner zukünftigen Spieler.

Einen totalen Umbruch, wie es ihn vor dieser Saison beispielweise beim Bayernliga-Absteiger 1. FC Sand gegeben hatte, droht in Großbardorf nicht. Bereits vor einigen Wochen hatte der TSV die Vertragsverlängerungen von elf Spielern bekannt gegeben und betont, dass 95 Prozent der Kaderplanungen ligaunabhängig angeschlossen seien. "Ich hoffe, dass die Mannschaft trotz des Abstiegs weitegehend zusammen bleibt. Vielleicht ist die Landesliga auch eine Chance für die jungen Spieler, durch mehr Siege auch wieder mehr Selbstvertrauen zu bekommen", sagt Bach.

Bisher stehen drei Abgänge beim TSV Großbardorf fest

Auch TSV-Sportvorstand Andreas Lampert gab sich trotz der Enttäuschung über den Abstieg optimistisch. "Wir lassen uns nicht verrückt machen und gehen weiter unseren Weg." Auf die Abgänge der beiden Torhüter Leon Zwickl und Justin Reichert haben die TSV-Verantwortlichen bereits reagiert. Vom hessischen Verbandsligisten SG Ehrenberg kehrt der Unterweißenbrunner Simon Voll zurück, zudem kommt aus der U19 des FC 05 Schweinfurt Fabio Böhm.

Dritter Neuzugang ist Lukas Katzenberger vom Bezirksligisten TSV Münnerstadt. Und schließlich werden sicher auch wieder einige Spieler aus der eigenen Jugend den Sprung in die erste Mannschaft schaffen. Als weiterer Abgang steht neben den beiden Torhütern bisher nur Tim Strohmenger fest, der Spielertrainer beim FV Gemünden/Seifriedsburg wird.

 
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