Nach dem sechsten Sieg in Serie am Freitagabend in Bergneustadt musste es der Champions-League-Sieger Borussia Düsseldorf, die beste Mannschaft Europas, sein, der mit einem 3:1-Erfolg in der Tischtennis-Bundesliga die Höhenflieger vom TSV Bad Königshofen auf den Boden zurückholte. Und aus der Play-off-Liste von Platz 4 herunterschubste, den die Grabfelder am Freitag erobert hatten.
Womit für den TSV diese Verlängerung am Ende der TTBL-Saison allerdings immer noch in Reichweite ist. Wie groß der Respekt des deutschen Rekordmeisters und Tabellenführers allerdings gewesen sein muss, wird damit dokumentiert, dass er Timo Boll mit im Boot hatte. Es war erst sein fünfter Einsatz im 13. Spiel seiner Mannschaft in dieser Saison. Er war letztlich der Matchwinner für die Borussen, gewann seine beiden Einzel gegen Kilian Ort (3:2) und Bastian Steger (3:1).
Steger hat Walther jederzeit im Griff
Die Gäste leisteten sich schlussendlich sogar den Luxus, den schwedischen Nationalspieler Anton Källberg (15:1 Bilanz) gegen den deutschen Nationalspieler Ricardo Walther (7:2) auszutauschen. Der musste sich im ersten Einzel vom zehn Jahre älteren Bastian Steger zeigen lassen, wo der Barthel den Most holt. Der Bad Königshöfer Leader hatte den 29-Jährigen jederzeit und in allen Belangen dieses Sports im Griff und kam nur ein Mal kurz in Bedrängnis, als er im zweiten Satz einen Kantenball ungefragt beichtete und danach etwas außer Tritt geriet. Er wankte, aber er fiel nicht. Und erinnerte sich womöglich in diesem Moment, dass er sich solche Fairness zwei Tage zuvor auch gewünscht hätte. Sein 3:0 brachte den TSV mit 1:0 in Führung.
Mutiger Ort zwingt Boll in den fünften Satz
Die Kilian Ort gegen sein Vorbild Timo Boll auszubauen sich wohl vorgenommen haben musste. Oder dass er zumindest eine bessere Figur abzugeben bereit war als im März 2018, wo er bei der deutschen Meisterschaft in Berlin im Finale gegen ihn nicht den Hauch einer Chance hatte und es beim Vizemeister belassen musste. Im ersten Satz lag Ort immer in Führung und gewann mit 11:8. Genau umgedreht verlief der zweite. Im dritten Durchgang rückte der Lehrmeister die Verhältnisse über Gebühr zurecht: 11:2 für Boll. Doch Orts neue Stabilität kam ihm im vierten Satz zugute. Er gewann mit 11:6 und zwang Boll in den fünften, in dem er bis 7:8 dran war.
Bis sich dann doch zum x-ten Mal bestätigte, worin der Unterschied zwischen Boll und den anderen liegt: Wenn es eng um seinen Hals wird, fällt das Kinn auf die Brust, denkt er kurz nach und weiß fast immer noch eine Lösung. Dennoch: Orts Vorstellung gegen Boll war mehr als nur ehrenvoll. So nahe war er noch nie dran.
Demonstrativer Fehlaufschlag von Zeljko
Dass im Dreier-Duell die kroatischen Emotionen von Filip Zeljko (Weltrangliste: 276) wohl doch nicht reichen würden gegen die Schweden-Power von Kristian Karlsson (Weltrangliste: 24) war zu befürchten und traf auch ein. Hier hätte Zeljko nur sein Publikum helfen können, doch die Halle blieb leer. Im zweiten Satz schien auch er sich an Freitag und Bergneustadt zu erinnern, als er im Doppel nach der Meinung eines Schiedsrichters einen Ball bei der Angabe nicht höher als 15,25 Zentimeter geworfen haben soll und mit Punktabzug bestraft wurde.
Am Sonntag entschied ein Schiedsrichter auf Netzangabe von Zeljko. Der erkundigte sich, warum der Punkt für Karlsson nicht gezählt wurde. „Netz“, gab der Schiri zur Auskunft. "It was no Netz", sagte Zeljko und schlug die nächste Angabe demonstrativ weit ins Aus. Punkt und später Sieg für Karlsson.
Es kam also erneut zum Duell der fast 40-Jährigen an der Platte, der beiden Grand Seigneurs des deutschen Tischtennis: Bastian Steger und Timo Boll. Der gewann zwar wie im Vorjahr mit 3:1. Aber was war das für ein Augenschmaus, für ein wunderbares Tischtennis, dass die paar Helfer, die dem TSV und Steger die Daumen drückten, am Ende gar nicht so enttäuscht sein wollten.
"Baschterl", so nennt Boll seinen langjährigen Kumpel, gewann den ersten Satz mit 12:10. Und "Bollinger", so sagt Steger zu Boll, entschied die nächsten drei für sich. Wobei Ballwechsel und Rallys herauskamen, die sich lohnen, mehrfach in der Mediathek angeschaut zu werden. Besonders im dritten und vierten Satz. Wäre es nicht so verbissen um jeden Punkt gegangen, hätte man gewollte Show-Einlagen vermuten können.
Das Ende vom Lied: Kein Leid beim TSV, obwohl gleich zwei Serien zu Ende gegangen waren. Die mit den sechs Siegen hintereinander und die von Bastian Steger, der nach zuletzt zehn Siegen wieder einmal seinen Meister fand: in Timo Boll.