Besinnliche Vorweihnachtsstimmung mit der Familie in Ipthausen statt nervenaufreibender Abstiegskampf in der Fußball-Regionalliga Bayern. So sah das Programm von Aubstadts Trainer Julian Grell nach der Absage des Heimspiels gegen den TSV Schwaben Augsburg am ersten Adventswochenende aus. Offiziell in der Winterpause sind die Aubstädter aber noch nicht, denn am Samstagnachmittag setzte der Bayerische Fußball-Verband (BFV) die ausgefallene Partie für den kommenden Samstag, 7. Dezember, neu an. Ob dann tatsächlich auch gespielt werden kann, erscheint äußerst fraglich. "Wir werden in der kommenden Woche auf jeden Fall noch einmal normal trainieren. Die Platzverhältnisse werden aber sicher nicht besser", sagt Grell.
Auch die vielen Verletzten kann der TSV Aubstadt kompensieren
Gegen eine vorzeitige Winterpause hätte der TSV-Coach nichts einzuwenden: "Hinter uns liegt ein enorm intensives letztes halbes Jahr, das hat schon einige Körner gekostet." Dass der TSV Aubstadt nach dem großen Umbruch im Sommer und dem Fehlstart mit drei Niederlagen im Tabellenmittelfeld überwintern würde, war keinesfalls abzusehen. "Zu diesem Zeitpunkt mit 28 Punkten dazustehen, hätte ich im Vorfeld der Saison ohne zu zögern unterschrieben", gesteht Grell. Letztlich wäre angesichts der sieben zum Teil unglücklichen Unentschieden sogar noch der eine oder andere Punkt mehr drin gewesen.
Doch auch so blickt der TSV-Coach mit einem guten Gefühl auf die bisherigen 21 Saisonspiele zurück. Wohl wissend, dass für den Klassenerhalt 40 Punkte benötigt werden dürften und das Polster auf die Abstiegszone nicht allzu komfortabel ist. "Wir müssen und können dennoch absolut zufrieden sein, wie wir das im Gesamtpaket von Trainerteam, Mannschaft und Verein hinbekommen haben. Wir hatten schließlich auch einige Verletzte und konnten nicht ein einziges Mal mit der nominell stärksten Mannschaft antreten", sagt Grell.
Der hatte vor Saisonbeginn zwei große Ziele formuliert: aus den vielen neuen Spielern eine echte Mannschaft zu formen und am Ende den Klassenerhalt zu erreichen. "Das erste Teilziel haben wir auf jeden Fall erreicht. Unser größter Fortschritt war in den letzten Monaten definitiv das Zusammenwachsen der Mannschaft. Das ist zugleich die Basis, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein."
Marcel Volkmuth und Marco Nickel blühen nach dem Umbruch auf
Von Beginn an hat Grell die großen Personalrochaden im Sommer mit je 13 Ab- und Zugängen immer auch als Chance für den TSV gesehen. "Natürlich war der Zeitpunkt der vielen Abgänge nicht günstig. Früher oder später hätten wir angesichts des Alters vieler Spieler aber sowieso einen Umbruch einleiten müssen. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass es nicht leicht ist, als erfahrener Spieler nach und nach in die zweite Reihe abzurutschen", sagt Grell. Darüber hinaus seien durch den Umbruch auch für manche Spieler, die bis dahin nicht so zur Geltung gekommen waren, neue Türen aufgegangen.
Das trifft vor allem auf Marcel Volkmuth zu, der in seiner offensiveren Rolle im zentralen Mittelfeld förmlich aufblühte. Auch Marco Nickel reifte in den vergangenen Monaten mehr und mehr zum Führungsspieler, zum Teil auch auf für ihn ungewohnten Positionen. Nachdem neben den langzeitverletzten Creighton Braun und Marcel Volkmuth zuletzt auch noch Jens Trunk und Tim Hüttl ausgefallen waren, beorderte Grell den gelernten Mittelstürmer sowohl in die Innenverteidigung und als auch ins defensive Mittelfeld. "Dort hat er uns mit seiner Qualität und Mentalität sehr viel Stabilität gebracht", lobt Grell.
Apropos Stabilität: Die war im bisherigen Saisonverlauf gewissermaßen das Markenzeichen des TSV Aubstadt. So blieben die Grabfelder zwischenzeitlich acht Spiele in Folge ungeschlagen und punkteten bis auf Illertissen gegen alle Teams aus der Spitzengruppe. Was auch daran lag, dass sich einige Neuzugänge sofort als echte Verstärkung erwiesen. Der von den Würzburger Kickers gekommene Ex-Profi Luke Hemmerich stand in allen 21 Spielen auf dem Platz und auch der vor dem dritten Spieltag verpflichte Loris Maier absolvierte seitdem jede Partie.
"Die beiden haben nicht nur eine enorm hohe Qualität, sondern auch die passende Mentalität. Sie sind vom ersten Tag an vorangegangen und haben die nicht gerade einfache Situation sofort angenommen", sagt Grell. Auch der 21-jährige Angreifer Max Grimm, mit sechs Treffern bester TSV-Torschütze, ist mittlerweile eine feste Größe im Team. Die anderen zum Teil noch sehr jungen Neuzugänge brauchen hingegen noch etwas Zeit, weshalb die Qualität in der Breite des Kaders zuletzt doch sehr dünn war.
Am 16. Januar beginnt für den TSV Aubstadt die Vorbereitung auf die Rückrunde
Ob daher im Winter weitere Nachverpflichtungen angedacht sind? "Ausschließen möchte ich das nicht. Doch wenn wir jemanden holen, dann muss derjenige uns auch langfristig weiterhelfen. Schließlich sind wir nicht in einer Situation, in der wir mit dem Rücken zur Wand stehen und zum Handeln gezwungen wären", sagt der TSV-Coach. Der hat mit seinem Trainerteam vielmehr den Anspruch, die jungen Spieler weiterzuentwickeln. "Aus meiner Sicht wäre es fatal, wenn wir sie jetzt wegschicken würden und stattdessen gestandene Regionalligaspieler dazu holen. Schließlich wollen wir in Aubstadt langfristig etwas aufbauen und nicht in jedem Jahr einen größeren Umbruch hinlegen."
Daher werden in der dreimonatigen Winterpause die Planungen für die kommende Saison bereits vorangetrieben – auch, wenn der Klassenerhalt noch nicht fix ist. Wieder auf den Trainingsplatz geht es für die Spieler dann am 16. Januar 2025, wenn sich der TSV Aubstadt abwechselnd auf dem Kunstrasen in Strahlungen und dem Naturrasen in Alsleben auf die Restsaison vorbereitet.