
Eigentlich hätte der TSV Aubstadt an diesem ersten Ferientag ja die 400 Kilometer zum Auswärtsspiel an der deutsch-österreichischen Grenze nach Burghausen im Kreis Inn/Salzach (Anpfiff: 14 Uhr) etwas unbeschwerter antreten können. Wenn man den eigentlich möglichen Dreier aus dem Auftaktspiel gegen Schwaben Augsburg geholt und das Punktekonto auf 31 hätte ausbauen können.
Wer zweimal in Führung geht und Torchancen am Fließband kreiert, sollte eigentlich am Schluss nicht mit leeren Händen dastehen. Aber dafür gibt es im Fußball nun einmal keine Zähler, schon gar nicht in der Regionalliga Bayern. Vom berechtigten Platzverweis und dem unberechtigten Elfmeter wird man wohl erst nicht mehr sprechen, wenn die vermeintlich nötigen Punkte für den Klassenerhalt im Kasten sind.
Deshalb ist die Situation des TSV Aubstadt mit 28 Zählern auf einmal gar nicht so rosig, wie sie noch über die Winterpause ausgesehen hatte – beim ersten Hinsehen. Beim zweiten wurde deutlich, dass die acht Punkte Vorsprung auf die Abstiegs-Relegationsplätze schnell schmelzen können, falls Vilzing und Hankofen-Hailing ihre je zwei Nachholspiele gewinnen sollten. Was sich nicht verändert hat, ist, dass dieses Spiel in Burghausen ein Tabellennachbar-Duell ist. Der SV Wacker hat sein letztes Pflichtspiel Ende November beim FC Augsburg II mit 2:3 verloren, ist Achter mit 30 Punkten, Aubstadt Neunter.
Ein Unentschieden gab es noch nie
Beim Hinspiel konnte Burghausen einen 1:0-Sieg in Aubstadt landen. Mit diesen drei Punkten und insgesamt 16 war sie bislang auswärts erfolgreicher als zu Hause in der 10.000 Zuschauer fassenden Wacker-Arena mit 14. Noch mehr Hoffnung sollte den Aubstädtern machen, wie sich die Bilanz des Direktvergleichs darstellt. Von den acht Begegnungen gewann jeder vier. Eine Punkteteilung gab es nie. Ziemlich ungewöhnlich ist allerdings, dass beide auswärts je drei von vier Spielen gewinnen konnten. Für das 0:1 in der NGN-Arena im August gilt es, sich zu revanchieren. Von der letzten Fahrt nach Burghausen nahm Aubstadt ebenfalls einen 1:0-Sieg mit.
Vom Namen und der Historie her kommt Wacker Burghausen gleich nach den zweiten Mannschaften der Bundesligaclubs. Der Regionalliga Bayern gehört das Urgestein seit deren Gründung 2014/15 an. Sieben Spieler des 25-Mann-Kaders sorgen für einen internationalen Touch: vier aus Österreich, je einer aus Tschechien, Frankreich und Finnland. Mit dem Abschneiden in den ersten 22 Spielen kann man so zufrieden auch nicht gewesen sein.
Es folgte ein radikaler Umbruch in der sportlichen Führungsriege. Neu aufgestellt hat man sich in der Winterpause mit einem neuen Trainer, dem ehemaligen Bundesliga-Profi und 19-fachen Nationalspieler Lars Bender (35), und dem neuen Sportdirektor Wolfgang Schellenberg. Roland Schmidt ist neuer Co-Trainer, Laurits Strotmann Assistenztrainer im Bereich Spielanalyse und Alexander Mankowski Chef des Scouting-Teams. Das Ziel "Aufstieg in die 3. Liga 2030" wird von manchen als "zu konservativ" angesehen.
Am Montag bekam die Mannschaft frei
In der Vorbereitung gelangen Wacker fünf Siege, vier davon ohne Gegentor. Was solche Ergebnisse zur Standortbestimmung beitragen können, bekamen die Aubstädter zu spüren. Julian Grell erließ seiner Mannschaft das Montagstraining, "wollte sie die Köpfe mal frei kriegen lassen" vom Negativerlebnis Tags zuvor. "Natürlich hat es weh getan, dass wir nicht den Sieg oder mindestens den absolut verdienten Punkt gegen Augsburg erreichen konnten. Wir haben gesehen, dass wir noch stabiler werden müssen und einfach mal so einen Vorsprung konsequent verteidigen und über die Zeit bringen. Das Gegenteil war der Fall."
Er denke aber: "Wir sind dran, dass wir auch da stärker werden." Ansonsten fahre man mit dem gleichen Selbstvertrauen wie vor Augsburg nach Burghausen. "Ich glaube, wir sind auf einem absolut richtigen Weg. Entscheidend ist, dass er auch mit Erfolgserlebnissen gepflastert wird. Deshalb wollen wir von dort etwas Zählbares mitnehmen."
Vom Personellen her sehe es fast gleich aus wie vergangenen Sonntag, minus Adrian Hatman wegen seiner Gelb-Rot-Sperre. Grell hofft, "dass Max Grimm mit einer Schiene für die gebrochene Hand einsatzfähig zu machen ist". Timm Koch fehlt weiterhin nach einer muskulären Verletzung. Ingo Feser habe ein Spiel in der zweiten Mannschaft absolviert, "und rückt immer näher ran an den Kader der Ersten". Ein Punkt in Burghausen "wäre schön", drei würden Augsburg ein Stück weit vergessen und den Start in die Restrunde "absolut positiv" machen.