Kleiner Ball, großes Kino, heißt es an diesem Freitag um 19 Uhr in der Shakehands-Arena, wenn der Tischtennis-Bundesligist TSV Bad Königshofen das neue Jahr und die Rückrunde mit einem Heimspiel gegen den SV Werder Bremen beginnt: eine große sportliche Herausforderung aus mehreren Gründen. Den naheliegendsten liefert ein Blick auf die aktuelle Tabelle vor diesem zwölften Spieltag. Demnach sind mit hoher Wahrscheinlichkeit die Plätze eins und zwei schon an Borussia Düsseldorf und den 1. FC Saarbrücken TT vergeben. Hinter diesen Spitzenteams kämpfen fünf Vereine nahezu auf Augenhöhe um die zwei übrigen Play-off-Plätze, die momentan vom SV Werder Bremen und Post SV Mühlhausen (je 12:8) besetzt sind.
Große Spannung im Rennen um die Play-off-Plätze
Dort wäre der TSV Bad Königshofen, wenn er nicht kurz vor Weihnachten in Mühlhausen 1:3 verloren hätten. So aber sind Ochsenhausen (5.), Bergneustadt (6.) und Bad Königshofen (7.) mit je 10:10 Punkten nur durch das Spielverhältnis voneinander getrennt. Vermutlich fällt hier die Entscheidung in den jeweils vier direkten Vergleichen, bei denen der TSV zwei Mal Heimrecht genießt. Ganz abschreiben sollte man aber auch Grünwettersbach und Grenzau (je 8:12) nicht in dieser außer den Plätzen eins und zwei total ausgeglichenen Liga.
Die zweite sportliche Herausforderung liegt darin, dass der TSV gegen Bremen das Hinspiel deutlich mit 0:3 verloren hat. Wobei Martin Allegro gegen Mattias Falck und Filip Zeljko gegen Kirill Gerassimenko chancenlos waren, sich in der Partie von Bastian Steger gegen Marcelo Aguirre ein Drama im fünften Satz entwickelte, das der Spieler aus Paraguay mit 13:11 für sich entschied. Spiele gegen Bremen haben für Bastian Steger immer eine besondere Bedeutung, schließlich spielte er vor seinem Wechsel nach Bad Königshofen fünf Jahre lang für Werder.
Mattias Falck bereitete dem TSV Bad Königshofen oft große Sorgen
Zudem hat der TSV gegen die Truppe von der Weser die viertschlechteste Bilanz. Nach bisher 13 Begegnungen liegen die Gäste mit 9:4 Siegen weit vorne. Überbewerten sollte man solche Bilanzen freilich nicht, zumal sich das Gesicht der jeweiligen Teams ja auch verändert. Nahe null jedoch das von den Norddeutschen: In der Besetzung Mattias Falck (32, Schweden), Kirill Gerassimenko (27, Kasachstan), Marcelo Aguirre (30, Paraguay) und Cristian Pletea (23, Rumänien) spielen sie seit einigen Jahren. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang, dass die Königshöfer bislang jede der derzeit zehn Mannschaften mindestens zwei Mal besiegen konnten.
Ein Angstgegner war in den vergangenen Jahren hingegen meist Mattias Falck, gegen den bisher lediglich Filip Zeljko ein Einzel gewinnen konnte. Falck, der bis zu seiner Hochzeit 2018 Karlsson hieß, bringt überdies Referenzen mit, die den großen Respekt vor ihm begründen: Er gewann 2018 WM-Bronze im Team, 2019 WM-Silber im Einzel und 2021 WM-Gold im Doppel. Seine kurzen Noppen bringen viele Gegner zur Verzweiflung. Ein bisschen Angstgegner ist Bremen also sehr wohl, wenn auch vor fast genau einem Jahr das vorletzte Auswärtsspiel gegen Bremen mit 3:2 gewonnen werden konnte. Dafür unterlag man im letzten Heimspiel vor anderthalb Jahren zum Saisonauftakt mit 2:3.
Kilian Ort hat seine Rückenschmerzen immer noch nicht im Griff
Zu Bremens Favoritenrolle trägt auch der Vergleich der Einzelbilanzen bei. Bei allen drei Topspielern sind sie positiv: Falck 10:4, Gerassimenko 5:4 und Aguirre 5:3. Dies schaffte bei den Gastgebern nur Bastian Steger mit 10:5. Zeljko und Allegro haben 2:9 bzw. 3:7. Wer von diesen beiden im Team bleibt, weil der japanische Neuzugang Jin Ueda nach seiner Sperre in der Vorrunde erstmals spielberechtigt ist, wolle man erst zeitnah entscheiden. Es ist schließlich das erste Mal diese Saison, dass Headcoach Koji Itagaki auf diese taktische Variante zurückgreifen kann.
Gelüftet wird dann auch das Geheimnis, welche Qualität Jin Ueda mitbringt, ob und inwieweit er dem TSV weiterhelfen kann. Denn die Hoffnung, dass Kilian Ort im neuen Jahr wieder einsatzfähig sein würde, erfüllte sich nicht. Er arbeitet nach seiner Rücken-OP Anfang September immer noch an seinem Reha-Programm und daran, die Schmerzen in den Griff zu bekommen. Einen Termin für seine Rückkehr könne er, so Kilian Orts Auskunft diese Woche, noch nicht nennen: "Unverblümt ausgedrückt geht es mir heute nicht besser als vor ein paar Monaten."