
Die 13-jährige Koharu Itagaki aus Bad Königshofen, zweifache Tischtennis-Europameisterin und WM-Bronzemedaillengewinnerin in ihrer Altersklasse U15, ist früher als viele ihrer Altersgenossinnen dabei, Erfahrungen zu sammeln. Am vergangenen Samstag ist eine neue dazu gekommen. Die sie gar nicht so unangenehm empfand, weil ihr erfahrungsgemäß der Vergleich fehlt. "Es war alles sehr schön und hat mir sehr viel Spaß gemacht", sagt sie.
Koharu Itagaki war bei der Spenden-Gala "Ein Herz für Kinder" ins Fernsehstudio Adlershof in Berlin eingeladen, um dort bei einer Tischtennis-Partie gegen den Tennis-Olympiasieger Alexander Zverev pro gewonnenen Punkt 1000 Euro für die Kinder-Hilfsaktion einzuspielen.
Weil die Bahn streikte, mussten die Itagakis mit dem Auto anreisen und sich Hotelzimmer für zwei Nächte besorgen. Der Samstag verlief für die nach Bad Königshofen übergesiedelte japanische Familie, Mutter Shinobu, Vater Koji, Zwillingsbruder Kazuto und Koharu Itagaki noch normal. "Wir waren ein bisschen einkaufen und besuchten das Brandenburger Tor. Mehr nicht, weil ich um 13 Uhr im Studio sein musste."
Der Auftritt von Koharu Itagaki dauert viereinhalb Minuten
Dort waren die Eltern und der Bruder nur indirekt dabei: "Sie waren in einem Raum, von dem aus sie alles mit ansehen konnten." Womit sie die Proben meinte und den Viereinhalb-Minuten-Auftritt in der dreistündigen Live-Produktion, für die sie nach Berlin gekommen war.
Bei den Proben sei es aber mehr um den Gesamtablauf gegangen als um ihren sportlichen Einsatz gegen Alexander Zverev. Der sei zu den Proben noch nicht da gewesen, "sodass ich mich mit ihm vorher überhaupt nicht unterhalten konnte". Zverev war ja auch anderweitig eingespannt wie die 80 Promis, die in Live-Telefonaten mit Spendenwilligen über 21 Millionen Euro für die Hilfsaktion akquirierten. Unter ihnen Promis aus jeglichen Sparten wie Ursula von der Leyen und Olaf Scholz aus der Politik, Königin Silvia von Schweden als Vertreterin der Royalen, Wladimir Klitschko für die Ukraine, Stars wie Roland Kaiser und Bryan Adams aus der Unterhaltungsbranche.
Die 2,79 Millionen Fernsehenden, 11,7 Prozent Marktanteil entsprechend, bedeuteten laut "Quotenmeter" ein deutliches Tief im Vergleich zu den Vorjahren. Dass bei weniger Quote auch die Spendensumme unter der vom Vorjahr lag, war die Folge. Moderator Johannes B. Kerner zeigte sich Koharu Itagaki gegenüber aber reserviert.
Statt eines Autogramms gibt es ein gemeinsames Bild mit Alexander Zverev
Natürlich ist sein Job ein sehr anspruchsvoller an so einem Abend. Es gab aber nicht nur in Bad Königshofen, im Grabfeld und dem Landkreis enttäuschte Gemüter darüber, wie er mit dem Kind umging. Was sie nicht wussten: "Bei der Probe hat er ein bisschen mit mir gesprochen", erklärt Koharu Itagaki. "Alexander Zverev habe ich erst beim Auftritt gesehen." Ein Autogramm habe sie nicht bekommen, "aber wir haben ein Foto gemacht".
Ihre Einschätzung des Olympiasiegers: "Er wirkt schon sympathisch." Einen Ballwechsel vorher gab es nicht, nur die Absprache, dass jeder fünf Aufschläge habe, also zehn Punkte ausgespielt würden. Zu richtigen Ballwechseln kam es deshalb nicht, weil entweder die Aufschläge oder Rückschläge von Koharu Itagaki schon den Punkt brachten. Bei 7:1, also 7000 Euro von Zverev, übernahm Oliver Pocher für 2000 Euro pro Punkt Zverevs Part bis 9:1, was insgesamt 11.000 Euro Spendenanteil durch Koharu Itagaki ergab.
Von der in der Hektik nicht einmal der Familienname genannt wurde, geschweige denn ein Satz über ihre sportliche Vorgeschichte oder dass sie aus Bad Königshofen kommt. Zweimal sagte sie "ja" und einmal: "Das nennt man Vorhand." Das war es.
Auch Alexander Zwerev hätte dem Mädchen anders begegnen können.