Es war also doch kein Pfeifen im Walde, wenn Aubstadts neuer Trainer Julian Grell, je näher das Auftaktspiel in der Fußball-Regionalliga Bayern nahte, desto überzeugter davon redete, dass eine gewisse Verunsicherung seiner Mannschaft weg, dafür gewachsenes Selbstvertrauen da sei. Wie bestellt und geliefert kam deshalb der Traumstart des TSV Aubstadt mit dem 3:0-Sieg im Fürther Ronhof vor knapp 2000 Zuschauerinnen und Zuschauern gegen die SpVgg Greuther Fürth II.
Während eine Stunde zuvor im Bamberger Fuchs-Park-Stadion, da sahen 1009 Fans zu, der Aufsteiger FC Eintracht Bamberg dem Geheimfavoriten und Pokalsieger FV Illertissen mit 1:0 ein Bein gestellt hatte. Und so ist das fränkische Derby zwischen dem TSV Aubstadt und dem FC Eintracht Bamberg an diesem Freitag um 18.15 Uhr in der NGN-Arena schon einmal ein Spitzenspiel am zweiten Spieltag. Zum Rahmen war die Tabelle nach dem Auftakt nämlich für beide Teams.
Die Defensivtaktik des FC Eintracht Bamberg gegen Illertissen geht auf
Es gab noch mehr Übereinstimmungen, aber auch Unterschiede zwischen den Unter- und den Oberfranken. Bei beiden Spielen war nur die Haupttribüne besetzt, alle anderen Plätze in den Stadien leer wie bei einem Geisterspiel, die Stimmung dennoch gut. Doch in Fürth war das ein offener Schlagabtausch, den die Gastgeber eröffneten und die Aubstädter annahmen. Und Spieler in ihren Reihen hatten, die den Unterschied machten, weil ihre Qualität auch ihrem Alter und ihrer Erfahrung geschuldet ist.
Während in Bamberg die Taktik von Trainer Jan Gernlein konsequent auf seinen Spielerkader zugeschnitten war. Der setzt sich beim Aufsteiger vorwiegend aus jungen, in der eigenen Jugend ausgebildeten Spielern und ein paar erfahrenen Füchsen zusammen. Gernlein ließ gegen den Ball mit Sechserkette spielen, davor drei Sechsern und völlig abgeschnitten vorne lauernd der Ein-Mann-Angriff Patrick Görtler. Was eine Halbzeit lang brutal defensiv und für Illertissen zum Verzweifeln aussah.
Der breite Kader ist ein großes Plus des TSV Aubstadt
Umschalten, bei gefühlten zehn Prozent Ballbesitz, zunächst gar nicht bis zaghaft, dann immer stärker werdend, so dass die Eintracht auch 3:0 hätte gewinnen, aber auch 1:4 verlieren können. Da wird am Freitag viel Kreativität gefordert sein von der Aubstädter Offensive. Ebenso Geduld und Vorsicht vor der individuellen und kollektiven Leidenschaft, mit der die violetten Jungspunde zu Werke gehen. Das ist eine eingespielte Mannschaft, in der jeder für jeden rennt. Ihr Teamgeist lebt beispielweise auch nach dem Training beim Schafkopfen.
Vielleicht nicht das Kartenspiel, aber das soziale Miteinander der TSV-ler ist auch ein Trumpf des TSV Aubstadt. Der den Vorteil genießt, ein eingespieltes Team zu haben, eine gesunde Mischung zwischen jung und erfahren. Das von der Bank aus durch Wechsel nicht an Qualität verliert, sondern noch mal was bewegen kann, weil die Stärke auch in der Breite liegt.
Julian Grell sieht durchaus noch Steigerungspotential bei seinem Team
Wie Chefcoach Julian Grell vor und nach dem Spiel in Fürth geschlafen habe? "Ich habe beide Male sehr gut geschlafen." Schließlich macht der 36-Jährige zurzeit eine wilde Phase durch, in der er immer wieder ein erstes Mal erlebt: Das erste Training als Cheftrainer, das erste Testspiel, das erste Punktspiel, sogar in einem Bundesligastadion, der erste Sieg. Und jetzt das erste Heimspiel, noch dazu als erster Tabellenführer der Saison.
Das sei doch nicht der Trainer-Alltag, oder? "Doch, doch, absolut", erwidert er. "Letztendlich freue ich mich doch darauf, egal ob es das erste oder zehnte Mal ist." Fürth habe zudem bewiesen, dass man in der Vorbereitung nicht viel falsch gemacht habe. "Ein gutes Ergebnis ist immer wichtig. Wir hatten aber auch Glück, hätten in der einen oder anderen Szene auch bestraft werden können. Wir wissen also, woran wir noch arbeiten müssen. Von der Einstellung und vom Einsatz her war es aber eine super Leistung."
Am Freitagabend erwartet der TSV Aubstadt eine gute Zuschauerkulisse
Nun kommt also ein Aufsteiger mit einer guten Dosis Selbstvertrauen ins Grabfeld. "Das ist auch sehr gut, dass die Bamberger gewonnen haben", schlussfolgert Julian Grell. "Da dürfte keiner von uns, weder in der Mannschaft noch drum herum, von einem leichten Spiel ausgehen. Ganz im Gegenteil, dieser Aufsteiger hat Regionalliga-Tauglichkeit."
Natürlich werde man sich auch über den Gegner informieren, in erster Linie wolle man aber auf sich selbst schauen und das eigene Spiel auf den Platz bringen. "Das soll nicht respektlos sein, sondern unserer Konzentration dienen. Wir würden uns natürlich freuen, wenn wir, bei zu erwartend großer Fan-Unterstützung aus Bamberg, auch auf unser Publikum setzen dürfen. Wir hoffen, dass der Freitagabend-Termin gut angenommen wird", sagt Grell.
Im Tor wird wieder Maximilian Weisbäcker "nach seiner bravourösen Leistung in Fürth" stehen. Bei Christian Köttler (Achillessehne) wolle man kein Risiko eingehen. "Adrian Kireski hat ihn hervorragend vertreten", so Grell.