
Es war nur ein Testspiel und doch strahlte Ingo Feser nach seinem 15-minütigen Kurzeinsatz für den TSV Aubstadt am Samstagnachmittag auf dem Abtswinder Kunstrasenplatz mit der Sonne um die Wette. "Ich kann es noch gar nicht realisieren, dass ich heute wieder mit der Mannschaft in einem Spiel auf dem Platz stehen durfte. Auch, wenn es sich jetzt komisch anhört: Für mich fühlt es sich fast so ein bisschen an, als wenn ich mein Profidebüt gegeben hätte", sagte ein sichtlich gerührter Feser.
Nach dem ersten Comeback will Feser zu schnell zu viel
Immerhin liegen harte Monate und Jahre hinter dem 29-Jährigen. Nur elfmal stand Feser in den vergangenen zwei Jahren für den TSV Aubstadt auf dem Platz, letztmals am 21. Oktober 2023. Verantwortlich für die lange Pause waren Fesers hartnäckigen Rückenprobleme. Los ging die lange Leidensgeschichte bereits im Winter 2022/23, als der Linksverteidiger erstmals länger ausfiel. Eine Vorwölbung der Bandscheibe war bei ihm diagnostiziert worden, sodass selbst längeres Sitzen irgendwann zur Qual wurde.
Nach neun Monaten Pause gab er im Herbst 2023 sein Comeback, wirkte in neun Liga- und zwei Pokalspielen mit und ging dreimal sogar über die volle Distanz. Fast hatte es den Anschein, als ob Feser nie wirklich weg gewesen wäre. Die Rückenprobleme kamen jedoch relativ schnell wieder zurück und zwangen den Vollblutfußballer erneut zu einer langen Zwangspause. "Rückblickend war die Dosierung meiner Belastung im Herbst 2023 sicher falsch. Ich wollte zu schnell wieder zu viel, doch mein Rücken war einfach noch nicht so weit", sagte Feser.
Aus dieser bitteren Erfahrung wolle er nun lernen und sich in den nächsten Wochen Stück für Stück steigern. Feser ist sich sicher: "Hätte ich damals behutsamer wieder angefangen, wäre mir ein weiterer langer Rückschlag wohl erspart geblieben." So aber bestimmte erneut Charlie, wie Feser seinen Rücken nennt, den Alltag. Selbst Spezialisten aus der Praxis des bekannten Sportmediziners Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt konnten dem 29-Jährigen nicht wirklich helfen, sodass sich Feser auch immer wieder mit dem vorzeitigen Ende seiner Karriere beschäftigten musste.
Auch dank psychologischer Hilfe gibt Ingo Feser nicht auf
"In dieser Zeit sind viele Tränen geflossen. Es hat schon weh getan, jemanden an dir vorbeijoggen zu sehen, während du dich selbst kaum bewegen kannst", erinnerte sich Feser. Längst waren zu den körperlichen auch mentale Problemen hinzugekommen. Feser holte sich daraufhin psychologische Unterstützung, unterzog sich einer Operation und glaubte auch dank der Unterstützung seiner Freundin Katharina weiter an sein Comeback. "Ich musste erst lernen, dass ich nicht gegen meinen Körper, sondern mit ihm zusammen kämpfe", sagte Feser in Abtswind.
Eine große Hilfe war ihm in dieser Zeit auch die Aubstädter Physiotherapeutin Silke Lang. "Sie wusste, wie sie mich anpacken muss und hat mir nach der OP auch das nötige Vertrauen gegeben", ist Feser dankbar. Seit vergangenen Juni trainiert er wieder. "Wir haben kontinuierlich die Belastung gesteigert, sodass ich im November fast schon voll mit der Mannschaft trainieren konnte", sagte Feser. Überstürzen wollte er diesmal aber nichts, sodass sich das Comeback noch einmal um gut zwei Monate verzögerte.

"Den Einsatz heute habe ich abhängig vom Donnerstagstraining auf dem Strahlunger Kunstrasen gemacht. Nachdem ich am Freitagmorgen ohne Schmerzen aufstehen und normal zur Arbeit gehen konnte, wollte ich es in Abtswind unbedingt probieren", sagte Feser. Insgesamt sehe er sich mittlerweile auf einem guten Weg: "Ich weiß aber auch, dass der Einsatz heute keine Garantie dafür ist, dass es jetzt immer weiter bergauf geht."
Um Rückschlägen entgegenzuwirken, müsse er daher nach wie vor mehr machen als die meisten seiner Mitspieler. "Wenn es der Rücken zulässt, gehe ich gleich noch ins Fitnessstudio und mache ein paar Extraübungen", sagte er in Abtswind und postete wenig später ein Foto aus dem Fitnessstudio. "Vielleicht kann ich ja dann beim nächsten Testspiel schon 20 Minuten mitspielen", sagte Feser.
Seinen Trainer Julian Grell, mit dem er einst viele Jahre zusammen auf dem Platz gestanden war, würde es freuen. "Ich gönne ihm das von Herzen und man hat selbst in den 15 Minuten heute schon wieder gesehen, was Ingo für eine wahnsinnige Qualität mitbringt."