
Der Tischtennis-Bundesligist TSV Bad Königshofen hat am Montagabend mit der negativen Pokaltradition der letzten sechs Jahre gebrochen, als er sich in der ersten Hauptrunde stets frühzeitig aus dem Wettbewerb verabschiedet hatte. Nach dem auf dramatische Weise erkämpften 3:2-Sieg in der heimischen Shakehands-Arena gegen den Ligakonkurrenten TTC Schwalbe Bergneustadt sehen die Welt und die Gegenwart viel besser aus, als man noch nach dem Saisonauftakt (0:3 gegen Grenzau) befürchtet hatte. Besonders für TSV-Manager Andy Albert ist Teil eins seines Wunsches in Erfüllung gegangen: "Wir müssen im Pokal nur zwei Spiele gewinnen, um auch einmal bei einem sportlichen wie medialen Großereignis, dem Final Four, dabei zu sein."
Minuskulisse: Nur 167 Fans kommen diesmal in der Shakehands-Arena
Freilich sind die "Schwalben" aus Bergneustadt nicht der Kracher. Der kommt schon diesen Donnerstag (19 Uhr) mit dem Vizemeister 1. FC Saarbrücken nach Bad Königshofen. Dann werden die Zuschauerinnen und Zuschauer sicher wieder mehr strömen als diesmal. Die Spieler schauten am Montagabend nämlich erst etwas enttäuscht beim Einlauf und ihrer Vorstellung, dass diesmal nur 163 Fans da waren. Etwa ein Viertel des Stammpublikums, von dem aber jeder Einzelne und jede Einzelne gefühlt vierfach Stimmung machte.
Das Spiel selber hatte neben den Freunden des Tischtennissports speziell zwei Gewinner: Zum einen den mehrfachen Medaillengewinner bei Olympia, WM und EM Benedikt Duda. Der Bergneustädter gewann seine beiden Einzel, mehr geht nicht. Aber wie: Mit 13:11 gegen Martin Allegro und mit 18:16 gegen Filip Zeljko - jeweils im Entscheidungssatz. Wobei Zeljko mit sieben Matchbällen sein Spiel und das seiner Mannschaft hätte vorzeitig entscheiden können. Der tatsächliche Gewinner des Abends war aber das Team des TSV Bad Königshofen, da alle drei eingesetzten Spieler ihren Beitrag zum Sieg leisteten.
Martin Allegro kämpft sich stark zurück und verliert dennoch
Den erfolgreichen Auftakt machte Filip Zeljko gegen den Belgier Adrien Rassenfosse, der zwar an vielen internationalen Turnieren teilnimmt und daher auch die Nummer 79 der Welt ist, bei seiner 0:3-Niederlage Zeljko aber deutlich unterlegen war. Auf Martin Allegro, den Belgier in Königshöfer Diensten, hatte ja kaum jemand einen Pfifferling gewettet im zweiten Einzel gegen Deutschlands Nummer vier Benedikt Duda. Mit "Allergo" sind seine Trikots versehentlich bedruckt. Da muss er schon Weltmeister werden, dass dieses Textilstück mal so wertvoll wird wie der Fehldruck spezieller Briefmarken.
Doch gegen diesen Duda spielte Allegro einfach bärenstark. Wie er schon den erwarteten 0:1-Satzrückstand (7:11) wegsteckte und sich die Durchgänge zwei und drei sicherte. Im entscheidenden fünften Satz lag er schnell deutlich mit 1:8 zurück. Verliererstraße? Gibt es nicht bei Allegro. Sensationell, wie er beim Stand von 9:9auf einmal wieder dran war. Doch dann musste er auch noch dieses Drama – 11:13 – wegstecken. Er würde ja womöglich noch im Doppel gebraucht werden.
Denn Bastian Steger brachte nach der Pause seine Mannschaft gegen den Franzosen Romain Ruiz ein zweites Mal in Führung – eine klare Angelegenheit nach verlorenem ersten Durchgang. Es folgte der "Königshofen-Tatort", ein Tischtennis-Krimi, wie ihn die Fans in der Shakehands-Arena immer wieder einmal zu sehen bekommen. Aber bei Filip Zeljko Einzel gegen Benedikt Duda wurden die Grenzen des Dramatischen noch einmal ein Stück weit verschoben. Schon der erste Satz (8:11) war auf Kante genäht, hätte auch anders herum ausgehen können.
Filip Zeljko vergibt im Entscheidungssatz sieben Matchbälle
Im zweiten produzierte der Liebling der Fans zu viele Offensivfehler (6:11). Im dritten zog er von 5:5 auf 11:6 davon. Und im vierten machte er kurzen Prozess (11:4), sorgte für den Satzausgleich. Spitz auf Knopf stand es dann im fünften bei 7:7. Beim Stand von 10:7 und bis zum bitteren Ende konnte Zeljko gleich sieben Matchbälle, für sich und fürs Viertelfinale, nicht nutzen. Duda hingegen seinen dritten zum 18:16, sodass das Schlussdoppel entscheiden musste.
Hier ließ die eingespielte Kombination Steger/Allegro den Gästen, die noch nie zusammen gespielt hatten, keine Chance. Das war kein Krimi, sondern ein Schaulaufen – 3:0. Die 163 Zuschauenden verwandelten die Halle in ein Tollhaus und skandierten bereits "Finale, oh, oh, Finale!"
Tischtennis: DTTB-Pokal, Achtelfinale
TSV Bad Königshofen - TTC Schwalbe Bergneustadt 3:2
Filip Zeljko – Adrien Rassenfosse 3:0
(11:5, 14:12, 11:3)
Martin Allegro – Benedikt Duda 2:3
(7:11, 11:4, 11:9, 6:11, 11:13)
Bastian Steger – Romain Ruiz 3:1
(6:11, 11:5/11:7/11:5)
Zeljko – Duda 2:3
(8:11, 6:11, 11:6, 11:5, 16:18)
Steger/Allegro – Rassenfosse/Ruiz 3:0
(11:7, 11:7, 11:2)
Zuschauende: 163.