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Schach: Bundesliga Frauen
Der SC Bad Königshofen bringt den Meisterpokal wieder mit nach Hause
Im finalen Saisonspiel gegen die größten Konkurrentinnen steht Jana Schneider schon nach elf Zügen auf Gewinn. Warum nach über sechs Stunden Gesamtspielzeit der Schiedsrichter eingreift.
Gut festhalten: Mit dem Pokal fuhr die siegreiche Mannschaft auf den Marktplatz in Bad Königshofen, Dina Belenkaja präsentiert ihn, Jürgen Müller sitzt am Steuer.
Foto: Regina Vossenkaul | Gut festhalten: Mit dem Pokal fuhr die siegreiche Mannschaft auf den Marktplatz in Bad Königshofen, Dina Belenkaja präsentiert ihn, Jürgen Müller sitzt am Steuer.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:33 Uhr

Die Frauenschachmannschaft des SC Bad Königshofen ist Deutscher Meister! Zum dritten Mal ist jetzt der Schachclub Bad Königshofen 1957 in die Übersicht am Fuß des Wanderpokals eingraviert. "Ein Traum wurde wahr", sagte die Mannschaft zum ersten Mal 2014, dann erneut 2019, jetzt hat sie in der Saison 2019/2021 ihren Titel verteidigt. Am Sonntag feierte das Team, diesmal bestehend aus Jana Schneider, Tatjana Melamed, Anastasia Savina, Dina Belenkaya, Alexandra Obolentseva und Olga Babiy, in Bad Königshofen seinen Erfolg.

Müde und abgekämpft waren die jungen Frauen, schließlich hatte die elfte und letzte Runde der durch Corona gestörten Saison am Sonntag um 9 Uhr begonnen, einige saßen rund sechs Stunden an den Brettern. Die zentralen drei Endrunden hatten eigentlich gemeinsam mit den anderen Bundesligavereinen in Berlin stattfinden sollen, coronabedingt wurde alles abgesagt. Im kleinen Kreis wurden in Deizisau die Spiele gegen den SV 1920 Hofheim, die Schachfreunde Deizisau und den SK Schwäbisch Hall nun nachgeholt.

6:0 gegen Hofheim als gutes Omen für das Wochenende

Ein motivierender Auftakt war am Freitag der Sieg über Hofheim. Ein glattes 6:0 war ein gutes Omen, denn nach Runde acht, die noch im Februar 2020 ausgetragen werden konnte, trennte den Tabellenführer Bad Königshofen nur jeweils ein Punkt von den Verfolgern Schwäbisch Hall und Deizisau. "Damit hatten wir nicht gerechnet, so ein Ergebnis ist äußerst selten", sagte Teamcaptain Maximilian Müller. Das Ergebnis zeigte die Kampfstärke des Teams, das unter großen Mühen zusammengestellt worden war: Coronabedingte Schwierigkeiten und Probleme mit der Visaerteilung hätten beinahe dazu geführt, dass man keine vollständige Mannschaft hätte aufstellen können. Anderen Mannschaften erging es ähnlich.

Stadtratsmitglied Frank Helmerich (von links) begrüßt den alten und neuen Deutschen Meister in Bad Königshofen: Olga Babiy, Jürgen Müller, Anastasia Savina, Maximilian Müller, Jana Schneider, Alexandra Obolentseva, Tatjana Melamed und Dina Belenkaya.
Foto: Regina Vossenkaul | Stadtratsmitglied Frank Helmerich (von links) begrüßt den alten und neuen Deutschen Meister in Bad Königshofen: Olga Babiy, Jürgen Müller, Anastasia Savina, Maximilian Müller, Jana Schneider, Alexandra Obolentseva, ...

Am Samstag hieß der Gegner Deizisau, nach Runde neun vom dritten Platz vertrieben von Baden-Baden, hier gestaltete sich der Sieg nicht so leicht. Savina an Brett 3, Obolentseva an Brett 5 und Babiy an Brett 6 konnten ihre Taktiken durchsetzen, Schneider und Belenkaya verloren ihre Partien, Melamed an Brett 2 spielte unentschieden, Endstand 3,5:2,5.

Nach diesem Sieg ging es in der letzten Runde endgültig um die Meisterschaft und das gegen Schwäbisch Hall, immer noch auf dem zweiten Platz. Den Pokal, den die Bad Königshöfer mitgebracht hatten, um sie dem nächsten Deutschen Meister zu überreichen, wollten die Spielerinnen nicht gern aus der Hand geben. Dina Belenkaya hat in der letzten Nacht sogar neben ihm geschlafen, was hinterher mehrmals schmunzelnd berichtet wurde.

Jana Schneider überrascht mit einer kuriosen Eröffnung

Ein furioser Auftakt gelang dann in der entscheidenden Runde: Gewonnene Stellung schon nach elf Zügen hieß es nach kurzer Zeit. Jana Schneider an Brett 1 hatte mit ihrer kuriosen Eröffnung ihre Gegnerin, die Georgierin Lela Javakhishvili, derart verunsichert, dass sie kein Rezept gegen Schneiders Taktik fand. 1:0 lag damit Bad Königshofen in Führung, obwohl die Ukrainerin der Deutschen um rund 200 Elo-Punkten überlegen ist.

Neuzugang Olga Babiy ist zum ersten Mal in der siegreichen Mannschaft und erhielt, wie ihre Vorgängerinnen, die Goldene Ehrennadel des Vereins vom Vorsitzenden Jürgen Müller.
Foto: Regina Vossenkaul | Neuzugang Olga Babiy ist zum ersten Mal in der siegreichen Mannschaft und erhielt, wie ihre Vorgängerinnen, die Goldene Ehrennadel des Vereins vom Vorsitzenden Jürgen Müller.

Das Gesamt-Unentschieden, das zur Titelverteidigung ausreichen würde, rückte in greifbare Nähe, als Belenkaya an Brett 4 gewann, aber Melamed und Obolentseva an den Brettern 3 und 5 ihre Partien verloren. Am Schluss entschied entweder ein Sieg oder zwei Remis über die Deutsche Meisterschaft. Als Savina mit einem Remis abschloss, lag alles in den Händen von Babiy an Brett 6. Am Ende hielt der Schiedsrichter die Uhren an, um zu prüfen, ob ein Remis nach dreimaliger Stellungswiederholung gegeben ist – es war so. Endstand 3:3 und der SC Bad Königshofen war erneut Deutscher Meister!

"Ich bin total glücklich", sagte hinterher Jana Schneider und sprach damit für ihre Kolleginnen. "Wir haben an uns geglaubt. Schließlich haben wir Baden-Baden auch besiegt." Sie hat in den letzten Stunden mit den anderen Teammitgliedern mitgefiebert. "Ich war sehr nervös, vor allem wollte ich keinen Fehler machen und in der Zeit bleiben", sagte Babiy. Das ist ihr gelungen, sie holte nach rund sechs Stunden den letzten halben Punkt, der zum Unentschieden noch fehlte.

 
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