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Tischtennis: Bundesliga
Bastian Steger wie ein guter Wein: Bad Königshofen gewinnt das Derby in Fulda
Der Routinier ebnet mit seinen beiden Einzelerfolgen den Weg für den Auswärtssieg des TSV Bad Königshofen in Fulda. Warum sich das Derby in Hessen wie ein halbes Heimspiel anfühlte.
Bad Königshofens Bastian Steger (im Bild) hatte mit zwei Einzelsiegen den Löwenanteil am 3:2-Sieg im Derby beim TTC Fulda-Maberzell.
Foto: Rudi Dümpert | Bad Königshofens Bastian Steger (im Bild) hatte mit zwei Einzelsiegen den Löwenanteil am 3:2-Sieg im Derby beim TTC Fulda-Maberzell.
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Rudi Dümpert
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:04 Uhr

Ein überragender Bastian Steger, aber auch eine geschlossene Mannschaftsleistung - weil alle drei eingesetzten Spieler an den drei Punkten beteiligt waren - sorgten für einen 3:2-Erfolg des TSV Bad Königshofen im Bundesliga-Derby beim TTC Fulda-Maberzell. Mit dem die Unterfranken den Ost-Hessen in die Suppe spuckten was Play-off-Platz vier angeht, sich selber aber auch einen großen Gefallen taten. Das Thema Abstieg sollte nämlich fürs Erste vom Tisch sein.

Was noch überraschte und irgendeinen Prozentanteil am Erfolg hatte, war, dass es ein halbes Heimspiel für die Grabfelder wurde. Es hatten sich doch etliche Tischtennis-entwöhnte Fans auf nach Fulda gemacht und, allen voran der TSV-Fanclub "Ping-Pong-Ultras" mit Josef Weber als Frontman, für Stimmung in der Hubtex-Arena gesorgt: Quantitativ zwar in der Unterzahl, qualitativ aber mit der größeren Intensität und Ausdauer.

TSV Bad Königshofen zweimal im Rückstand

Dabei mussten die Gäste zwei Mal einem Rückstand hinterherlaufen, was ihr Leitwolf Bastian Steger aber mit Bravour erledigte. Zunächst überraschte der Gastgeber-Trainer Qing Yu Meng damit, seinen Abwehrspezialisten Ruwen Filus, 34. der Weltrangliste, auf der Bank zu lassen und seinen Sohn Fan Bo Meng (WR-241.) zusammen mit Quadri Aruna (WR-21.) und dem Neuzugang Alexandre Cassin (WR-143.) ins bedeutungsvolle Gefecht zu schicken. Vielleicht auch, weil er in der vergangenen Saison von Steger und Ort entzaubert worden war.

Dafür durfte, wie man beabsichtigte, der Nigerianer Quadri Aruna, den Ort auch schon zwei Mal besiegen konnte, im Auftakteinzel gegen Maksim Grebnev ran. Mengs Rechnung ging auf. Grebnevs Mittel reichten nicht aus gegen den in Lissabon lebenden Routinier. Spektakulärer und emotionaler spielte zwar Grebnev, konstanter und fehlerfreier aber Aruna, so dass dessen 3:1 völlig in Ordnung ging. Der junge Russe lässt seine Fans lange zappeln, bis er ihnen endlich auch einmal seine Top-Form von internationalen Turnieren im Doppel beim TSV im Einzel präsentiert.

Bastian Steger steht unter Druck und liefert ab

Also stand schon wieder Bastian Steger in der Pflicht, ein 0:2 zur Pause zu verhindern – gegen Fan Bo Meng, Mitglied des DTTB-Perspektivkaders wie auch Kilian Ort. Gegen Steger hatte der Fuldaer aber keinerlei Perspektiven zu gewinnen. In allen drei Sätzen zum 3:0 hatte Steger das Kommando. Besonders auffallend, dass er, wenn überhaupt mal Gefahr drohte, ein so großes Potenzial von Aufschlagsvarianten zum Einsatz brachte, dass Fan Bo Meng nie richtig ins Spiel fand.

Selbst die Mimik von dessen Vater verriet beim Coaching zwischen den Sätzen und beim Time-Out Ratlosigkeit. Der 40-jährige Steger ist hingegen wie ein guter Wein. Er hat von dem Niveau seiner 20er-Jahre, wie es scheint, keinen Deut eingebüßt, wird immer besser. Er war Herr im Kurz-kurz-Spiel, ging mit hohem Verantwortungs- und Team-Bewusstsein sowie mit hoher Identifikation mit dem TSV und der Mannschaft ans Werk – 1:1 zur Pause.

In dem richtungsweisenden Match für dieses Derby, ja vielleicht für die ganze Saison, musste Kilian Ort gegen den 23-jährigen Franzosen Alexandre Cassin antreten - eigentlich die Kragenweite eines Ort in bester körperlicher Verfassung. Hier verfügte Cassin aber über die Mehrzahl tauglicher Werkzeuge gegen Orts Spiel. Nicht so sehr von der Qualität und Auswahl der Schläge, sondern von der Beinarbeit. Aus dieser bezog er seine Vorteile und nutzte sie Sieg-bringend zum 3:1. Als Ort im zweiten Durchgang drei Satzbälle bei 7:10 abwehrte und 12:10 gewann, mochten sich die Gäste wünschen, das sei der Knackpunkt gewesen. Er war es nicht und deshalb führte Fulda wieder - 2:1.

TSV-Schlussdoppel im entscheidenden Moment oben auf

Also Erneuerung des Auftrags an Bastian Steger: gegen Quadri Aruna (Bilanz 10:3) im Einserduell gewinnen und die Siegchance fürs Schlussdoppel ermöglichen. Mit einem Raketenstart von 11:1 fegte er den WM-Fünften von Houston im ersten Satz vom Tisch. Schnell stand es auch im zweiten Satz 8:3, am Ende aber nur 11:9. Im dritten lief einiges schief, doch im vierten war er bei 6:2 wieder auf der Siegerstraße, die aber noch ein schwerer Weg werden sollte. Bei 9:9 und zwei eigenen Aufschlägen, die in Fulda sein Gewinner-Werkzeug waren, machte er zu – 3:1 zum 2:2-Gesamtstand.

Somit mussten es die beiden Einzel-Verlierer Ort/Grebnev gegen die Rechts-Linkshänder-Kombination Cassin/Meng richten. In diesem phasenweise hochklassigen Doppel hatte jeder des Quartetts mal seine Schwächephase. Bei den Königshöfern waren es besonders die Rückschlagfehler. Doch als im vierten Satz bei 8:8 und 9:9 nur noch ein paar Punkte zum Sieg fehlten, waren sie taktisch und mental obenauf, kämpferisch sowieso.

Ergebnisse:

Quadri Aruna – Maksim Grebnev 3:1 (11:9/7:11/11:5/11:7)

Fan Bo Meng – Bastian Steger 0:3 (6:11/5:11/9:11)

Alexandre Cassin – Kilian Ort 3:1 (11:7/10:12/11:6/11:8)

Aruna – Steger 1:3 (1:11/9:11/11:6/9:11)

Cassin/Meng – Ort/Grebnev 1:3 (9:11/11:7/7:11/9:11)

Zuschauer: 180

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