Nach nur einer Saison, die wegen der langen Unterbrechungen aber fast zwei Jahre dauerte, hat der FSV Zellingen den Absturz in die A-Klasse korrigiert. Seit 1995 kickten die Fußballer aus dem 3 800 Einwohner zählenden Ort im Landkreis Main-Spessart nicht mehr so tief.
Die Zellinger stehen in der A-Klasse Würzburg 6 derzeit auf dem ersten Platz und sind punktgleich mit dem Zweiten aus Gramschatz. Einem wahrscheinlichen Saisonabbruch sieht Zellingens Trainer Andreas Schmidt gelassen entgegen: "Wir stehen immer auf dem ersten Platz – egal, welchen Wert sie nehmen, um die Tabelle zu berechnen." Den direkten Vergleich hat der FSV gewonnen (4:0, 1:0), in seinen bisherigen 17 Spielen nur einmal verloren und zehn Gegentore kassiert.
Mit einem neuen Vorstand, dem als zweiter Vorsitzender mit Christian Drescher auch ein Spieler angehört, und Schmidt kam nach enttäuschenden Jahren der Erfolg zu den Fußballern zurück.
Nach dem Aufstiegsverzicht ging's mit Zellingen bergab
Von 2013 bis 2016 trainierte der heute 38-Jährige schon einmal die Mannschaft und stieg als Meister in die Kreisliga auf. Dort erreichte er mit ihr den vierten Platz, stieg aber im folgenden Jahr auch wieder in die Kreisklasse ab. Von damals kennt er noch einige Spieler, sie hätten sich für seine Rückkehr eingesetzt. Zwischenzeitlich trainierte der Gemündener Gössenheim und Arnstein in der Kreisklasse.
Als Zellingen 2017 erneut Meister wurde, verzichtete der Verein freiwillig auf den direkten Wiederaufstieg in die Kreisliga. "Danach ging's bergab", stellt Schmidt unumwunden fest. Für ihn wirke diese Entscheidung nach: "Die Folgen spüren wir bis heute. Das steckt noch immer in den Köpfen drin. Die Leute fragen, warum wir damals nicht rauf wollten." Weil die Spieler fehlten, nahm der Klub im folgenden Jahr außerdem seine zweite Mannschaft aus dem Spielbetrieb.
Für Schmidt ist momentan vor allem wichtig, dass bald Klarheit darüber herrscht, wie es im Amateurfußball weitergeht: "Dieses Hin und Her nervt. Wir wünschen uns, dass endlich eine Entscheidung getroffen wird."
Entscheidungen, wie es bei manchem Spieler weitergeht, sind dagegen bereits gefallen: Mit Raphael Heid wechselt die bisherige Nummer eins im Zellinger Tor nach Kleinrinderfeld. Mit 32 Jahren will er sich, nachdem er dem FSV stets die Treue gehalten hat, noch einmal höherklassig beweisen. Die Lücke auf dieser Position schließt ein Rückkehrer: Max Beck kommt in seine Heimat zurück, nachdem er fünf Jahre in München gelebt hat. Da der 29-Jährige zuletzt auch nicht mehr Fußball gespielt hatte, engagierte Schmidt eigens einen Torwarttrainer, dass Beck für die neue Runde "mehr Sicherheit bekommt" und es für ihn "kein Kaltstart" wird.
Wieder auf der Suche nach einem spielenden Co-Trainer
Korbinian Müller, dessen Bruder Louis seit der vergangenen Saison in der ersten Mannschaft spielt, rückt zudem aus der Jugend auf. "Mit beiden sind wir im Tor gut aufgestellt", findet Schmidt.
Auf der Suche ist er als Trainer und Sportleiter in Personalunion dagegen noch nach einem spielenden Co-Trainer. Ein Spieler hätte ihm schon zugesagt gehabt und mit ihm die neue Saison geplant, sich aber für einen Wechsel zu einem höherklassigen Verein entschieden. "Das war doch sehr überraschend für uns", gibt Schmidt zu, der eigentlich sicher gewesen war, sich mit dem Spieler geeinigt zu haben. Die erneute Suche sei schwierig. "Wir suchen jemanden, der auf dem Platz das Kommando übernimmt. Zwei, die draußen rumlaufen, brauchen wir nicht."
Seit dieser Saison hat der Verein wieder zwei Mannschaften angemeldet, nachdem sich zahlreiche Spieler dem Verein angeschlossen hatten und Jugendliche in den Männerbereich wechselten. Schmidt ist sich sicher, "dass wir in der Kreisklasse mitspielen können". Nur ob und wie eine Meisterschaftsfeier stattfinden könnte, darüber habe er wirklich noch nicht nachgedacht.