Wie viele Kilometer sein Team und er in den letzten Wochen auf Autobahnen und Landstraßen in Süddeutschland unterwegs gewesen sind, vermag Maximilian Schmitt nicht zu sagen. "Vielleicht sollten wir das am Ende der Vorbereitung mal zusammenrechnen", merkt der Spielertrainer des Handball-Bayernligisten TSV Lohr an. Die rege Reisetätigkeit von Schmitts Team ist größtenteils unfreiwillig: Weil in den ersten Sommerferien-Wochen in Lohr keine Trainingsstätte zur Verfügung stand – die Spessarttorhalle ist noch bis Ende September Corona-Impfzentrum des Landkreises, die Nägelseehalle war seit Beginn der Sommerferien gesperrt –, tingelten Schmitt und seine Mannschaft von Trainingsspiel zu Trainingsspiel.
Von Rheinland-Pfalz bis nach Oberbayern
Eine Trainingsmöglichkeit fand sich immerhin im rund 20 Kilometer entfernten Marktheidenfeld in der Halle des dortigen Turnvereins. Allerdings stand die Sportstätte den Lohrern nicht uneingeschränkt zur Verfügung, weil natürlich auch Marktheidenfelder Sportler hinein wollten und die Halle in den Ferien ebenfalls für eine Woche gesperrt war. So fuhren Schmitt und Co. fleißig durch die Republik – zum Beispiel bis nach Budenheim in Rheinland-Pfalz oder ins oberbayerische Ismaning.
"Vor den Spielen dort kriegst du die Halle vielleicht mal für eine halbe Stunde, aber richtig trainieren kannst du in so einer kurzen Zeit natürlich nicht", gibt der Lohrer Trainer zu bedenken. So fehle es bei seiner Mannschaft derzeit vor allem an der Feinabstimmung. "Das Positive ist allerdings, dass sich der Kader wenig verändert hat und wir keine neuen Abläufe im Angriff einüben müssen", merkt Schmitt an.
Ein Portugiese für die Kreisläufer-Position
Ein Neuer muss freilich integriert werden – und das auf einer Schlüsselposition. Als Nachfolger des spanischen Ex-Nationalspielers Carlos Prieto ist Bernardo Gomes zum TSV-Team gestoßen. Der 26-jährige Portugiese ist die neue Nummer eins auf der Kreisläuferposition und soll auch in der Deckung eine wichtige Rolle spielen. Gomes wird sich schnell hineinfinden müssen, fällt doch mit Kevin Gehl ein Kreisläufer nach einer Bandscheiben-Operation auf unbestimmte Zeit aus. Umso mehr kommt es auf Gomes an: "Er ist ein super Typ, der sehr offen ist", sagt Trainer Schmitt über seinen portugiesischen Neuzugang, der zuvor in der ersten und zweiten Liga seines Heimatlandes aktiv gewesen war. Die zweite Liga in Portugal, so habe ihm Gomes berichtet, habe etwa das Spielniveau der Bayernliga, so Trainer Schmitt.
Erstes Saisonspiel am 2. Oktober in Waldbüttelbrunn
Bis für die Lohrer die Bayernliga-Runde am Samstag, 2. Oktober, mit einem Auswärtsspiel in Waldbüttelbrunn beginnt, gibt es für Maximilian Schmitt und sein Team noch einiges zu tun. Vordringlichste Aufgabe: die Etablierung eines neuen Abwehrsystems. Was wiederum mit Bernardo Gomes zu tun hat. Der ist nämlich mit 1,83 Meter 20 Zentimeter kleiner als sein Vorgänger Prieto, der mit seinen 2,03 Meter ein starker Blockspieler war. "Die klassische 6:0-Deckung wie in der letzten Saison wird es nicht mehr geben", deutet Schmitt an, dass die TSV-Abwehr in der Saison 2021/22 offensiver als zuvor agieren werde.
Die jüngsten Tests verliefen da recht vielversprechend: Am Wochenende belegte Lohr bei einem Viererturnier im oberbayerischen Ismaning Rang zwei mit Siegen über die Liga-Konkurrenten Erlangen-Bruck (24:21) und Friedberg (27:20) sowie einer Niederlage gegen den ausrichtenden Landesligisten (23:26). Drei Tage später folgte ein 24:24 beim Drittligisten TV Kirchzell.
Prognosen fallen schwer
Dabei standen auch immer Nachwuchsakteure im Aufgebot, die als U-21-Spieler auch parallel in der zweiten Lohrer Mannschaft in der Landesliga eingesetzt werden können. Etwa Felix Wunn, der nach der Verletzung von Kevin Gehl als zweiter Kreisläufer hinter Bernardo Gomes zum Einsatz kommen dürfte. Oder aber Rückraumspieler Vincent Schwiederik, der vor allem in der Abwehr auf sich aufmerksam machte. Doch in welcher Verfassung sein Team in die Runde gehen wird, das ist für Maximilian Schmitt eine große Unbekannte. Nach eineinhalb Jahren Einschränkungen wegen Corona und der zuletzt schwierigen Hallensituation ist es eben schwer, Vorhersagen zu treffen.