Als alles vorbei war, entluden sich die Emotionen noch einmal so richtig. Nach dem Abpfiff der Handball-Bayernliga-Abstiegsrundenpartie zwischen dem mit 26:24 (12:12) siegreichen Gastgeber TSV Lohr und dem TSV Ismaning kam es auf dem Parkett der Spessarttorhalle noch zu Schubsereien zwischen den Kontrahenten. Erst nachdem auf beiden Seiten besonnene Akteure dazwischengingen, löste sich der Tumult auf. "Beide wussten, dass es um viel geht", erklärte Lohrs Rückraumspieler Lukas Horky die Hektik während des Spiels und die überbordenden Emotionen danach.
Besagte Rudelbildung war das Finale einer hektischen Partie, die mit viel Tempo geführt wurde, in der es aber auch zahlreiche Fehler zu sehen gab und in der es in den Schlussminuten bisweilen drunter und drüber ging. Die Lohrer Gastgeber schienen nach gut 50 Minuten auf der Siegerstraße, nachdem Rückraumspieler Lukas Horky mit einem Rückhandwurf und Keeper Tamas Szabo mit einem Wurf ins verwaiste Ismaninger Tor für die 22:20-Führung des Heimteams gesorgt hatten.
Rote Karte gegen Fabian Zehnter
Doch dann zeigte das Heimmannschaft Nerven und leistete sich mehrere technische Fehler. Knapp drei Minuten vor Schluss lag Ismaning nach einem Gegenstoßtreffer von Johannes Achhammer plötzlich wieder mit 24:23 vorne. Beim Zurücklaufen handelte sich der Lohrer Fabian Zehnter wegen eines Foulspiels auch noch die Rote Karte ein, doch seine Mitspieler ließen sich durch die folgende zweiminütige Unterzahl nicht aus dem Konzept bringen. Zwei Treffer erzielten sie, während die Gäste mit ihrem numerischen Vorteil nichts anzufangen wussten.
Das 25:24 für die Gastgeber fiel eine knappe Minute vor Schluss, als der an diesem Tag starke Lukas Horky mit einem Durchbruch einen Siebenmeter-Strafwurf herausholte. Zuvor waren die Lohrer bei drei von vier Versuchen vom roten Strich an Gästekeeper Markus Winkler gescheitert. Und in dieser Situation übernahm just einer Verantwortung, der zuvor bei seinen zwei Versuchen ebenfalls an Winklernicht vorbeigekommen war. Moritz Barwitzki, im Herbst 2022 aus beruflichen Gründen nach Lohr gekommen und einst beim Bergischen HC aktiv, schnappte sich den Ball und überwand Winkler mit einem trockenen Aufsetzer. "Die Fehlversuche waren abgehakt. Ich war mit sicher, dass sich treffe", erklärte Barwitzki nach der Partie.
Doch damit waren die aufregenden Szenen nicht vorüber: Knapp 20 Sekunden vor Schluss zeigten die Schiedsrichter Lars Gruner/Benjamin Mahler (Marktsteft/Volkach) Lukas Horky wegen Foulspiels die Rote Karte, was Lohrs Spielertrainer Maximilian Schmitt heftig erzürnte. 15 Sekunden hatten die Gäste Zeit, um bei einem Überzahlangriff noch die Chance zum Ausgleich herauszuspielen.
Unmotivierter Wurf entscheidet die Partie
Doch stattdessen warf ihr Rückraumspieler Yannick Teschner, ohne dass ansatzweise irgendeine Chance herausgespielt war, den Ball aus großer Distanz einfach über das Lohrer Tor. Und das zu einem Zeitpunkt, da noch elf Sekunden auf der Uhr waren. "Unglaublich! Warum er das gemacht hat, weiß ich nicht", sagte sein Trainer Kurt Neumaier. "Wenn wir hier in Überzahl eine Chance herausspielen, fahren wir mit einem Punkt nach Hause." Doch stattdessen sorgte Lohrs Bernardo Gomes de Almeida mit der Schlusssirene für den 26:24-Endstand. Und dafür, dass seine Mannschaft nun im Rennen um den Klassenerhalt gute Karten besitzt.