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FUSSBALL: BAYERNLIGA NORD
Notarzteinsatz, Platzverweise, Ausgleich in letzter Minute: Karlburgs verrückte Bayernliga-Rückkehr
Nur gut zehn Minuten lang steht ein Brüderpaar gemeinsam in der TSV-Abwehr. Dann verletzt sich Dominik Lambrecht schwer – und Bruder Max wird zur entscheidenden Figur im Spiel.
Engagiertes Einsteigen: Leon Kipry von der DJK Gebenbach stoppt den Vorstoß des Karlburgers Corrnelius Hock (rechts).
Foto: Yvonne Vogeltanz | Engagiertes Einsteigen: Leon Kipry von der DJK Gebenbach stoppt den Vorstoß des Karlburgers Corrnelius Hock (rechts).
Uli Sommerkorn
 |  aktualisiert: 27.07.2024 02:42 Uhr

Kaum 20 Minuten war das Spiel der Fußball-Bayernliga Nord zwischen dem TSV Karlburg und der DJK Gebenbach vorüber, da lief Max Lambrecht, bereits geduscht und mit der Sporttasche in der Hand, schnellen Schritts und mit ernster Miene in Richtung seines Autos. Dabei hätte der 22-jährige Innenverteidiger des gastgebenden TSV, der mit dem 1:1 (0:0) gegen den Gegner aus der Oberpfalz seine Rückkehr nach 791 Tagen Abwesenheit in Bayerns zweithöchster Spielklasse begangen hatte, allerhand Gründe gehabt, fröhlich zu sein. Nicht nur, weil er in der letzten Minute der regulären Spielzeit zum 1:1 für die Heimelf, die nach der Landesliga-Meisterschaft in der Vorsaison in die Bayernliga zurückgekehrt war, eingeköpft und so seiner Mannschaft zum Rundenbeginn einen Punkt gesichert hatte.

Doch Max Lambrecht machte sich stattdessen schnell auf in eine Würzburger Klinik. In die war eine Dreiviertelstunde zuvor sein Bruder Dominik nach einem Notarzteinsatz per Rettungswagen eingeliefert worden, wodurch das Spiel fast eine halbe Stunde lang unterbrochen war.

Der 28-jährige Dominik Lambrecht war vor der Saison nach Jahren in Mittelfranken zum TSV zurückgekehrt und wurde nach der Pause eingewechselt, nachdem kurz vor dem Wechsel Karlburgs Kapitän Marvin Schramm wegen eines Foulspiels vom Platz gestellt worden war. Anschließend bildeten die Lambrechts-Brüder für gut zehn Minuten die Karlburger Innenverteidigung. Doch eben nur vorübergehend. Denn nachdem Dominik Lambrecht mit einem Gegenspieler zusammengeknallt war, blieb er auf dem Rasen liegen.

Seine Verletzung stellte sich als schwerwiegend heraus: Verdacht auf Schien- und Wadenbeinbruch.

Besonders erboste Karlburgs Trainer Markus Köhler der Umstand, dass Referee Dominik Fober aus dem mittelfränkischen Herrieden dem schwer verletzten und ins Krankenhaus gebrachten Dominik Lambrecht auch noch die Rote Karte gezeigt hatte, weil dieser bei seiner letzten Aktion ein Foul begangen hatte: "Muss das sein, in solch einer Situation eine Rote Karte zu geben? Natürlich war er zu spät dran, aber er wollte den Gegenspieler nicht vorsätzlich foulen. Dominik kann lange Zeit oder im schlimmsten Fall sogar nie mehr Fußball spielen."

Umstrittene Platzverweise

Bereits zuvor hatte der Referee den Unmut beider Teams erregt, als er zunächst den Gebenbacher Johannes Golla (45.+1) und dann Karlburgs Kapitän Marvin Schramm (45.+4) nach Foulspielen mit Roten Karten vom Platz gestellt hatte. "Keine dieser Roten Karten muss man zwingend geben", bemerkte Köhler – eigentlich ein ruhiger Vertreter seiner Zunft.

So wurde es in einem zu Beginn von Taktik geprägten Spiel nach den Platzverweisen und der Verletzungsunterbrechung hektisch. Der TSV Karlburg hatte in der letzten halben Stunde nur acht Feldspieler auf dem Rasen, Gebenbach seinerseits noch neun.

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Während der Unterbrechung war Max Lambrecht minutenlang fassungslos auf dem Rasen gesessen, weil er die Verletzung seines Bruders aus nächster Nähe miterlebt hatte. Dabei erhielt er immer wieder Zuspruch von TSV-Torwarttrainer Martin Spanheimer und auch von Teamkollegen. Als es weiterging, trug er nach dem Platzverweis gegen Marvin Schramm und der Auswechslung von Jan Wabnitz sogar die Kapitänsbinde.

Nach Ende der Unterbrechung kontrollierten die Gäste das Spiel und spielten sich in Überzahl noch weitere Möglichkeiten heraus, mit denen sie die Partie hätten entscheiden können. Doch mit diesen Chancen gingen die Oberpfälzer fahrlässig um, was sich rächen sollte. Nur Dominik Haller traf mit einem präzisen 16-Meter-Schuss für die DJK (65.).

Karlburgs Angreifer Marco Kunzmann (rechts) beglückwünscht den Torschützen Max Lambrecht.
Foto: Uli Sommerkorn | Karlburgs Angreifer Marco Kunzmann (rechts) beglückwünscht den Torschützen Max Lambrecht.

In der Schlussminute der regulären Spielzeit gab es einen Eckball für die Hausherren, den der eingewechselte Neuzugang Tim Wagner mit einem hohen Schlag in den Gebenbacher Strafraum beförderte. Den Ball drückte Max Lambrecht per Kopf zum 1:1-Endstand in die Maschen und wurde gefeiert.

Das Spiel wird nachwirken beim TSV Karlburg – nicht nur wegen der Emotionen auf dem Rasen. Wegen der zu erwartenden Rotsperre gegen Marvin Schramm und der Verletzung Dominik Lambrechts wird Trainer Markus Köhler seine Innenverteidigung umbauen müssen, wenn es am Samstag, 27. Juli, zum ersten Auswärtsspiel der Saison zum Titelfavoriten VfB Eichstätt geht.

Fußball: Bayernliga, Männer

TSV Karlburg - DJK Gebenbach 1:1 (0:0)

Karlburg:
Eiselein – Winter, Schramm, M. Lambrecht, Leibold – Martin (75. Wagner), Wabnitz (80. Jeni) – Tudor (46. D. Lambrecht), Fries, Hock (37. Kaiser) – Kunzmann (64. Karle).
Gebenbach: Plößl – Vidovic (73. Boynuegrioglu), Vogl, Golla – Ayvaz, Fischer – Scherm, Lieder (75. Späth), Kipry (53. Kohler), Hofmann – Haller (86. Owusu).

Schiedsrichter: Dominik Fober (Herrieden). Zuschauende: 250. Tore: 0:1 Dominik Haller (65.), 1:1 Max Lambrecht (90.). Rot: Johannes Golla (45.+1, Gebenbach), Marvin Schramm (45.+4, Karlburg), Dominik Lambrecht (59., Karlburg, alle wegen Foulspiels).

 
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