Nachdem am Samstagabend um 20.56 Uhr die Schlusssirene in der Spessarttorhalle ertönt war, setzten die Handballer des gastgebenden TSV Lohr auf dem Parkett zu Feierlichkeiten in einer Ausgelassenheit an, wie sie in dieser Bayernliga-Saison von ihnen noch nicht zu sehen gewesen waren. Abklatschen mit den Zuschauern, lautes "Humbatätärä"-Singen, Umarmungen, strahlende Gesichter. Die Freude hatte einen handfesten Grund: Der vorangegangene 27:24 (6:10)-Erfolg in der Abstiegsrunde über den direkten Konkurrenten SV Anzing brachte die Lohrer dem Klassenerhalt sehr, sehr nahe.
Mit einer langen Umarmung bedachte TSV-Spielertrainer Maximilian Schmitt seinen Rückraumspieler Markus Seltsam. Der war nach knapp 20 Minuten ins Spiel gekommen, nachdem Jannik Schmitt nach einer Bänderverletzung die Partie mit Krücken von der Auswechselbank verfolgen musste und dem zuletzt starken Lukas Horky diesmal vorne kaum etwas gelungen war.
Große Verkrampfung
Seltsam betrat in einer ersten Hälfte das Spielfeld, in der die Gastgeber sich immer wieder in der robusten Abwehr der Oberbayern festrannten und in der große Verkrampfung beim TSV-Team offenbar geworden war. Vieles ging schief im Offensivspiel der Heimmannschaft. Sechs Tore war die magere Lohrer Offensivbilanz in der ersten Hälfte, der 6:10-Pausenrückstand fast folgerichtig.
Die Spiel-Situation war gleichwohl irgendwie wie gemacht für einen durchsetzungsstarken Spieler wie Markus Seltsam, der nach Eins-gegen-eins-Situationen immer wieder Tore erzielte, Siebenmeter herausholte oder Anzinger Abwehrspielern zu Pausen auf der Strafbank verhalf. "Ich war am Donnerstag noch krank. Dass ich dann so ein Spiel mache, ist unglaublich", sagte Seltsam, als er nach dem Abpfiff ausgepumpt auf der Auswechselbank saß.
Auch sein Spielertrainer lobte seinen Joker und schloss die gesamte Mannschaft in das Lob mit ein. "Ich bin einfach nur stolz. Wie wir nach einem Rückstand zurückgekommen sind, war Wahnsinn. Die Jungs haben es sich einfach verdient, in der Bayernliga zu spielen", betonte Maximilian Schmitt und wirkte gelöst wie selten in den letzten Wochen, in denen angesichts des drohenden Abstiegs das Nervenkostüm seiner Spieler doch gewaltig strapaziert worden war.
Die Gastgeber zeichnete aus, dass sie trotz eines nicht immer optimalen Spiels stets weitermachten. Und irgendwann wurde diese Hartnäckigkeit belohnt: Zwischen der 47. und 56. Minute machten die Gastgeber aus einem 17:20-Rückstand eine 25:21-Führung, kippten damit das Spiel und setzten Emotionen in der Halle frei, die sie letztlich zum Sieg trugen.
Rettung schon am kommenden Wochenende?
Freilich sind die Lohrer in der Abstiegsrunde noch nicht am Ziel: Ein Heimsieg am letzten Spieltag (20. Mai) gegen den TV Erlangen-Bruck würde in jedem Fall den Klassenerhalt bedeuten. Aber es ist sogar schon möglich, dass Maximilian Schmitts Team die Sache vorher entscheidet. Wenn nämlich der SV Anzing am vorletzten Spieltag am Samstag, 13. Mai, beim HSC Bad Neustadt nicht gewinnt, wären die Lohrer mit einem Sieg beim TSV Friedberg schon vorzeitig gerettet. Und die ohnehin schon gute Stimmung dürfte sich nach einer schweren Saison noch einmal steigern.