Das hat sich wohl keiner so vorgestellt: Handball-Bayernligist TSV Lohr (6. Platz/0:4 Punkte) war als Vierter der Vorsaison und mit namhaften Verstärkungen vor der Runde hoch gehandelt worden. Und nun? Die Mannschaft ist bei zwei Niederlagen gegen den HSC Bad Neustadt und gegen die DJK Rimpar II mit enttäuschenden Leistungen in die Saison gestartet. Und steht daher am Samstag, 1. Oktober, beim Heimspiel gegen den TSV Roßtal (4./2:2) schon mächtig unter Druck (Anwurf 19.30 Uhr, Spessarttorhalle). Bereits zwei Tage später stehen sich beide Teams zum vorgezogenen Rückrundenspiel in Roßtal erneut gegenüber (Montag, 3. Oktober, 16.30 Uhr). Hier die fünf größten Baustellen, die es derzeit im Lohrer Team gibt.
Der verpatzte Saisonstart
Es ist hört sich simpel an, ist aber nichtsdestotrotz Tatsache: Der Lohrer haben in den ersten beiden Saisonpartie schlichtweg schlecht Handball gespielt. Nach der 18:26-Niederlage am Sonntag in Rimpar stellte sich TSV-Spielertrainer Maximilian Schmitt gar die Frage, ob er denn die Mannschaft überhaupt noch erreiche, weil seine Spieler das zuvor Besprochene so gar nicht umgesetzt hätten.
Nach dem Training am Dienstag, bei dem nicht nur geschwitzt, sondern auch miteinander gesprochen wurde, klang der 31-Jährige wieder deutlich zuversichtlicher: "Es ging in meiner Ansprache nicht in erster Linie ums Handballerische, sondern um die zwischenmenschliche Komponente. Darum, dass es in der Mannschaft stimmt", so Schmitt, der den Teamgeist in seiner Mannschaft nicht in Frage stellt: "Wir sind ein tolle Truppe, bei der die Spieler miteinander befreundet sind." Er sei sich sicher, dass der Auftritt gegen Rimpar "ein einmaliger Ausrutscher" gewesen sei.
Die neue Teamstruktur
Mit Max Drude und Franziskus Gerr sind vom HSC Bad Neustadt erfahrene Spieler mit Zweit- bzw. Drittliga-Erfahrung hinzugekommen. Wer soll also nun in kritischen Phasen wie gegen Bad Neustadt oder Rimpar im Team vorangehen? Die erfahrenen Neuzugänge? Die Akteure, die es bereits vergangene Saison getan haben? "Die Jungs haben eigentlich alle die Rolle der Vorsaison. Aber da waren wir oft nur zu acht oder zu neunt", so Maximilian Schmitt, der darauf hinweist, dass es durch die Zugänge von Gerr und Drude einfach nur mehr taktische Varianten gebe. "Vielleicht denkt ja mancher, dass es auf ihn selbst nicht mehr so ankommt. Aber das ist verkehrt", so der Lohrer Trainer. Was den Rückschluss zulässt: Die neue Struktur im Team muss sich erst noch herausbilden.
Die veränderte Rolle
Vergangene Saison spielten die Lohrer lange Zeit sehr unbeschwert, lagen zwischenzeitlich sogar auf Platz eins ihrer Vorrundengruppe und verschenkten in den letzten Wochen der Runde sogar eine noch bessere Platzierung. Nun nimmt die Konkurrenz das TSV-Team ernster als noch vor Jahresfrist: "Wir sind kein Underdog mehr und müssen damit erst einmal klarkommen", so Maximilian Schmitt.
Die gespaltene Liga
Wieder ist die Handball-Bayernliga in dieser Saison in zwei Vorrundengruppen geteilt, die je acht Mannschaften beherbergen. Bis Weihnachten soll die Vorrunde beendet sein, danach gehen die jeweils ersten Vier in eine Aufstiegsrunde, dessen Erstplatzierter in die Dritte Liga aufsteigt, und die jeweils letzten Vier in die Abstiegsrunde. In der richtet sich die Zahl der Absteiger nach der Zahl der bayerischen Drittliga-Absteiger. Nach derzeitigem Tabellenstand würden sechs von acht Abstiegsrunden-Teilnehmern den Gang in die Landesliga antreten müssen.
Für den TSV Lohr bleiben nach den beiden Auftaktniederlagen nur zwölf Spiele, um die Sache in seinem Sinne reparieren – also die Qualifikation, für die Aufstiegsrunde zu schaffen. Der Rückstand auf Bad Neustadt und Rimpar II beträgt jetzt bereits jeweils vier Punkte. Angesichts dieser Situation können sich die Lohrer weitere Punktverluste am Samstag und am Montag gegen Roßtal kaum leisten, zumal anschließend richtungsweisende Auswärtsspiele beim HSC Coburg (9. Oktober) und beim TV Erlangen-Bruck (15. Oktober) anstehen.
Die große Verkrampfung
Die unbefriedigenden Leistungen, die neue Mannschaftsstruktur, die sich noch herausbilden muss, der für den TSV unvorteilhafte Modus und die gestiegene Erwartungshaltung haben den Lohrern den Einstieg in die Saison schwer gemacht. Das Team wirkte bei seinen Auftritten zuletzt arg verkrampft.
Angesichts dieser Vorausetzungen erwartet am Samstag gegen Roßtal keiner eine rauschende Handball-Gala: "Roßtal ist ein unbequemer Gegner, die haben schon in Coburg gewonnen. Bei uns geht es immer nur über den Kampf. Darum, dass wir uns Siege erarbeiten", skizziert Maximilian Schmitt, wie seine Mannschaft den ersten Schritt aus der sportlich schwierigen Situation gehen will.